Florian Niederlechner dürfte das Wetter gefallen haben. Schnee mag der Stürmer des FC Augsburg. Aber auch unbedingt beim Training? Bei der Einheit am Donnerstagnachmittag, der letzten öffentlichen vor dem Heimspiel am Samstag gegen Borussia Mönchengladbach, war schon nach gut 45 Minuten Schluss. Der Platz war schneebedeckt, es machte wenig Sinn, länger draußen in der Kälte zu bleiben. „Jetzt gehen wir alle zum Schneemannbauen“, sagte Trainer Martin Schmidt und lachte.
Florian Niederlechner ist ein Mann klarer Worte: Passt er überhaupt ins System Löw?
Das kurze Trainingsspiel zuvor war mühsam gewesen. Gerade auch für die Offensivspieler, die wie alle auf dem rutschigen Rasen wenig Halt und damit Probleme beim Torabschluss hatten. Dafür läuft es bei Niederlechner in dieser Saison umso stabiler. Elf Tore, neun Vorbereitungen, das ist eine erstklassige Quote. Kein Wunder, dass der 29-Jährige derzeit ein gefragter Mann ist. Vor zwei Wochen war er am Abend nach dem Heimspiel gegen den SC Freiburg im Sportstudio des ZDF eingeladen, an diesem Sonntag ist er im Bayerischen Fernsehen bei Blickpunkt Sport zu Gast. Vor zwei Wochen konnte er von einem 1:1 gegen Freiburg berichten. Welche Laune er wohl nach der Partie in der WWK-Arena gegen den Tabellenvierten haben wird?
Niederlechner ist ein Mann der offenen Worte. In Leverkusen ärgerte er sich sehr über ein Handspiel seines Gegenspielers, das ihm eine klare Torchance raubte, vom Schiedsrichter aber nur mit einer Gelben Karte geahndet wurde. Für Niederlechner wäre zwingend ein Platzverweis nötig gewesen, wie er auch deutlich sagte. Und wer weiß, wie sich die Partie dann entwickelt hätte. So aber verloren die Augsburger 0:2. Auch weil Niederlechner in der ersten Hälfte eine gute Kopfballchance vergeben hatte, der Ball flog neben das Tor.
Niederlechner ist also in aller Munde. Nur der Bundestrainer scheint noch etwas zurückhaltend zu sein. Es könnte sich der Verdacht aufdrängen, dass Joachim Löw kein allzu genaues Auge nach Augsburg wirft. Auch Philipp Max wird von etlichen Experten bescheinigt, auf der linken Seite ein Mann für das Nationalteam zu sein. Doch ebenso wie Niederlechner fehlt noch der Anruf von Löw. „Ich habe volles Vertrauen in die Arbeit von Joachim Löw“, sagte Martin Schmidt. „Er macht seine Arbeit wie in den vergangenen Jahren, die sehr, sehr erfolgreich ist“, so der FCA-Trainer weiter. Soll sich also keiner Sorgen machen. Beim DFB werde es keinem entgehen, wenn ein deutscher Spieler in der Bundesliga oder einer anderen europäischen Liga überragende Leistungen zeigt.
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Trainer Martin Schmidt hofft, dass Löw Philipp Max und Florian Niederlechner berücksichtigt
Es stellt sich aber auch immer die Frage: Wer passt in das System von Joachim Löw? Und: Welche Anforderungen muss der Spieler erfüllen? Muss er spielstark oder kampfstark sein? Wird er zum Anlaufen gegen die gegnerische Abwehr gebraucht oder eher als Wandspieler, der die Bälle sicher prallen lässt? Niederlechner ist laufstark, keine Frage. Und er glänzt sowohl als Vorbereiter als auch als Vollstrecker. Das sollte doch eine gute Basis sein.
„Die Nationalmannschaft hat eine Statik, die das Team zusammenhält“, sagte Schmidt. Sollte diese Statik brüchig werden durch Verletzungen oder Formkrisen, muss Löw reagieren. Die Liste an Kandidaten dürfte dabei lang sein. „Die haben sicher eine Backup-Liste, auf der auch Flo drauf stehen wird“, vermutete Schmidt. Bleibt nur die Frage, wann die zum Greifen kommt. Niederlechner jedenfalls würde mit Freude ans Telefon gehen, wenn der Bundestrainer anruft. Im Fall einer Nominierung für die Europameisterschaft würde er sogar seine für den Sommer geplante Hochzeit verschieben. Aber so weit ist es noch lange nicht.
Schmidt vertraut darauf, dass die verantwortlichen Personen beim DFB Statistiken lesen können, und dieses auch tatsächlich tun. Auch im Fall von Philipp Max werden sie feststellen, dass der Linksfuß eine ordentliche Saison spielt. Bei ihm sind schon sieben Tore und fünf Vorlagen zusammenkommen, was in seiner Position als außergewöhnlich gelten darf. Denn oftmals spielt der 26-Jährige als linkes Glied der Viererabwehrkette, was offensive Ausflüge limitiert. Max aber nutzte vor allem die Spiele, in denen er offensiver ran durfte, um seine Bilanz zu verbessern. Und diese Bilanz ist nachzulesen, auch für den DFB. Genau wie bei Florian Niederlechner.
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