Am Ende wollten sie immerhin die Eckfahne retten und den Gladbachern die Siegesfeier ein klein wenig vermiesen. Als Marcus Thuram, wie es seine Art ist, das 3:2 mit seinem Eckfahnenjubel gebührend begehen wollte, schnappte sie ihm ein Mitarbeiter des Augsburger Stadions weg. Gleich mehrere Gladbacher jagten ihm hinterher – mit Erfolg. Am Ende bekam Thuram seinen Willen und die Fahne. Die Feierlichkeiten konnten beginnen. Alles gut bei der Borussia also. Und beim FC Augsburg?
Mal wieder standen die Mannen von Martin Schmidt ohne Punkt da. Fünf Niederlagen in sieben Rückrundenspielen, nur vier Punkte, das ist eine schwache Bilanz. Ein durchweg schwacher Nachmittag aber war es freilich nicht. Die erste Halbzeit war defensiv solide, die letzten 30 Minuten in der Offensive von Wucht und Dynamik geprägt. Dazwischen aber lagen katastrophale Fehler in der Defensive, die den spielerischen Aufwärtstrend zu einer Nebenerscheinung verkommen ließen. Denn am Ende standen erneute drei Gegentore und null Punkte.
„Wir stolpern wieder über unsere Defensivarbeit“, sagte FCA-Trainer Martin Schmidt. 50 Gegentore haben sich nach 24 Spieltagen angesammelt, das ist die Bilanz eines Abstiegskandidaten. „Wir müssen als Team in der Defensive besser werden“, so der Trainer weiter.
Schmidt: Der FC Augsburg muss viel resoluter in die Zweikämpfe gehen
Beim ersten Gegentor sah mal wieder Torwart Tomas Koubek schlecht aus, als er vor Rami Bensebainis Abschluss im Fünf-Meter-Raum herumirrte, als suche er eine herausgefallene Kontaktlinse. Beim zweiten Gegentreffer legte der erstmals in der Startelf aufgebotene Eduard Löwen den Gladbachern den Ball auf, was Lars Stindl letztlich nutzte.
Und beim dritten Gegentreffer verließ Tin Jedvaj seine Position, während Raphael Framberger als letztes Glied der Kette schlecht gegen die Körpertäuschung von Stindl aussah. „Du darfst hier daheim keine drei Gegentore kassieren, das ist klar“, sagte Schmidt. „Wir müssen viel resoluter in die Zweikämpfe rein“, forderte der Trainer, der allerdings eine „klare Steigerung im Vergleich zum letzten Heimspiel“ gesehen hatte. Vor allem fußballerisch und beim Herausspielen von Torchancen.
Am Ende hatten die Gastgeber 46 Prozent Ballbesitz, das ist eine gute Quote gegen ein Topteam der Liga. Und es sei ein wichtiger Schritt gewesen, nach dem 0:2 nicht eingeknickt zu sein. Sondern sich gewehrt zu haben. Und beinahe wäre nach den Treffern von Löwen (57.) und Alfred Finnbogason (83.) noch ein Punkt möglich gewesen, wäre kurz vor Schluss der Kopfball von Ruben Vargas nicht knapp am Tor vorbeigeflogen. Andererseits klärte Koubek noch zweimal spektakulär gegen zwei vor ihm alleine auftauchenden Gladbacher.
Die derzeitige Phase des FC Augsburg fühlt sich nicht gut an
Vier Punkte nach sieben Spielen, das ist in der Tat sogar einer weniger als zum gleichen Zeitpunkt in der Hinrunde. „Das fühlt sich natürlich nicht gut an“, gab Schmidt zu. Vor allem, weil sein Team im Herbst gezeigt hatte, dass es kräftig punkten kann. Nun aber wieder diese Rückschläge. Vor allem folgen nun drei Spiele, die auch nicht unbedingt eine Vielzahl an Punkten versprechen. Erst in München, dann zu Hause gegen Wolfsburg und auf Schalke. „Es ist klar, dass wir in den nächsten drei Spielen etwas holen müssen“, sagte Martin Schmidt.
Jeffrey Gouweleeuw, der diesmal Kapitän war für den gesperrten Daniel Baier, hatte vor allem die Herangehensweise gefallen. „Wir haben heute wieder ein bisschen Fußball gespielt“, sagt der Verteidiger. Das hatte ihm beim 1:1 gegen Freiburg und beim 0:2 in Leverkusen gefehlt. Der Mut, selbst den Ball haben zu wollen. „Ich habe es lieber, wenn Leute Fehler machen, als wenn sie mit Angst spielen und den Ball nicht haben wollen“, sagte Gouweleeuw. Nur die Vielzahl an Fehlern, die muss den Augsburgern zu denken geben.
Eine Torwartdiskussion wird es beim FC Augsburg nicht geben
Eine Torwartdiskussion wollte Schmidt trotz des 0:1 nicht zulassen. „Die Torwartgeschichte machen wir nicht auf, da haben wir genügend andere Baustellen“, sagte der Trainer. Wohl wahr. Am Ende hatten die Augsburger ja sogar den Kampf um die Eckfahne verloren.
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