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FC Augsburg: FCA sammelt Selbstvertrauen im Abstiegskampf

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FCA sammelt Selbstvertrauen im Abstiegskampf

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    Der FC Augsburg besiegte den 1. FC Köln mit 2:1.
    Der FC Augsburg besiegte den 1. FC Köln mit 2:1. Foto: Stefan Puchner (dpa)

    In dieser hektischen Schlussphase hatte selbst Daniel Baier den Überblick verloren. Angesprochen auf die Rote Karte von Mitspieler Alfred Finnbogason schaute der Mittelfeldspieler des FC Augsburg ungläubig in Richtung der Medienvertreter. Das habe er gar nicht mitbekommen, erklärte Baier und fuhr sich verduzt durch die Haare. Wie ihm erging es in dieser turbulenten Nachspielzeit etlichen Zeugen der Partie zwischen dem FCA und dem 1. FC Köln.

    Den Überblick zu bewahren, war kein Leichtes, derart emotional und ereignisreich verliefen die letzten Sequenzen einer Partie, die der FCA verdient, aber auch glücklich 2:1 gewann. Baier machte nach einer Stunde entkräftet Platz, nachdem er etliche Blessuren in diesem intensiven Bundesligaduell davongetragen hatte. Die Augsburger hatten jene Leidenschaft gezeigt, die ihnen in den jüngsten Partien abzusprechen war. „Das muss unser Anspruch sein, dass wir jedes Mal mit einem solchen Willen in ein Spiel gehen“, betonte Baier im Nachgang im Bauch der Arena. Sechs sieglose Begegnungen hatten den FCA nicht nur in der Tabelle auf den Relegationsplatz abrutschen lassen, sie hatten die Profis spürbar zum Nachdenken bewogen. Das sei alles Kopfsache, kommentierte Baier die Drucksituation im Abstiegskampf. Der Spielverlauf kam dem angeknacksten Selbstvertrauen der FCA-Kicker gelegen.

    Abwehrspieler des FCA haben Spiel gegen Köln entschieden

    Bereits nach fünf Minuten wuchtete Abwehrspieler Martin Hinteregger den Ball nach einem Eckball von Jonathan Schmid ins lange Eck zur Führung.  Diese hatte Bestand, da Kölns Yuya Osako kurze Zeit später unerklärlicherweise eine Hereingabe nicht über die Linie drückte. Der Siegeswille der Augsburger spiegelte sich nicht nur in Hintereggers wuchtigem 1:0 wider, er zeigte sich ebenso beim 2:0. Innenverteidiger Kevin Danso holte entschlossen einen Strafstoß heraus, den Rechtsverteidiger Paul Verhaegh sicher verwandelte (23.). Es waren die Abwehrspieler, die die Partie an diesem Nachmittag entschieden und die halfen, die sportliche Talfahrt zu stoppen.

    Wobei sich die Frage stellte, warum die Profis erst jetzt erkannt hatten, was im Abstiegskampf gefragt war? Eine Erklärung dafür fanden sie nicht. Wobei einige von ihnen durchaus einen Zusammenhang sahen. Trainerteam und Verantwortliche hatten ein Kurztrainingslager in Grassau am Chiemsee anberaumt, in dem nicht nur Bogenschießen und ein Kletterwald angesagt waren, sondern in dem viel gesprochen wurde. Linksverteidiger Philipp Max meinte, das Trainingslager sei wichtig gewesen, um als Einheit enger zusammenzurücken.

    Sieg gegen 1. FC Köln wichtig für Psyche der FCA-Spieler

    Das Wichtigste für die Psyche sei allerdings der Sieg gewesen. „Wir sind froh, dass wir gesehen haben: Wenn wir hart arbeiten, dann können wir uns belohnen.“ Max hatte beim Anschlusstreffer eine unglückliche Figur abgegeben, den Schuss von Sörensen hatte er über die Latte ins Augsburger Tor zum 1:2 gelenkt. Nach dem Spiel war Max ebenso erleichtert wie seine Mitspieler. Der FCA hatte mit zwei Spielern weniger eine insgesamt siebenminütige Nachspielzeit überstanden. In der flog nicht nur Finnbogason vom Platz, in der musste Trainer Manuel Baum sogar noch auf die Tribüne, weil sein Verhalten dem Schiedsrichtergespann missfiel. Baum gestand auf der Pressekonferenz, dieses emotionale Spiel müsse er erst einmal verarbeiten. Er wirkte erleichtert, dass sein Team noch gewinnen kann. Die Mannschaft hätte nun einen „Anker“, an dem sie sich orientieren könne, fügte er an. Der „Geist von Grassau“ soll die Mannschaft folglich zum Klassenerhalt führen. Baum setzte spät auf jene auf Emotionen, die ihm solange abgesprochen worden waren.

    Die richtigen Worte hatten wohl auch Präsident Klaus Hofmann und Manager Stefan Reuter vor dem Spiel gefunden. Vielleicht auch die Wortführer der aktiven Fanszene, die am Freitag vor der Abfahrt ins Hotel die Mannschaft aufgesucht hatten und diese zur Rede gestellt hatten. Deutlich hatten die sogenannten Ultras erklärt, was sie von den Profis erwarteten: Einsatz, Einstellung, Kampf und Leidenschaft.  Im Stadion hatte der harte Fankern zudem vor der bedeutsamen Partie Handzettel verteilt, auf denen er die lautstarke Unterstützung aller Zuschauer forderte – nicht nur der Stehplatzbesucher. Die Botschaften aus verschiedenen Richtungen kamen diesmal an. Die Stimmung auf den Rängen war – vor allem wegen der guten ersten Hälfte – unglaublich positiv, die Ränge ließen sich anstecken vom beherzten Auftreten der Spieler.

    Initialzündung für den FC Augsburg?

    Philipp Max erklärte, alles zusammen, also der Sieg, die Stimmung, das Auftreten und die Ansprachen, das könne eine „Initialzündung“ sein. Dass durch diesen Etappenerfolg das Saisonziel Klassenerhalt nur etwas näher gerückt ist, dessen waren sich die FCA-Beteiligten bewusst. Daniel Baier sagte: „Das war jetzt der erste Schritt, wir müssen aber noch viele weitere machen.“ Die Konkurrenten  aus Wolfsburg und Mainz haben ebenso wie der FCA ihre Spiele gewonnen. Zumindest der Abstand nach unten, zum direkten Abstiegsplatz, ist gewachsen, da Ingolstadt in Wolfsburg unterlag.

    Erschwerend kommt im Endspurt die personelle Lage hinzu. Alfred Finnbogason sah die Rote Karte, weil Schiedsrichter Guido Winkmann ein Nachtreten sah; Ja-Cheol Koo erhielt die Gelb-Rote Karte, wobei ihn eine Knieverletzung länger außer Gefecht setzen könnte als die Ein-Spiel-Sperre; und Dominik Kohr muss auswärts bei Eintracht Frankfurt pausieren, weil er die zehnte Verwarnung erhielt. Trainer Baum merkte jedoch an, selbst diesen Widrigkeiten werde man trotzen. Der FCA schöpft nach dem 2:1 offenkundig Hoffnung im Abstiegskampf.

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