Zwei Wochen hatten die Greenkeeper des FC Augsburg Zeit, den Rasen in der WWK-Arena zu pflegen. Doch noch sind die braunen Stellen, die schon beim ersten Bundesliga-Heimspiel in dieser Saison gegen Borussia Mönchengladbach aufgefallen waren, nicht verschwunden. Sie werden auch bei der Begegnung zwischen dem FC Augsburg und dem 1. FC Köln sichtbar sein (Samstag, 15.30 Uhr).
Ein Pilz hatte den Rasen während der Sommerpause befallen. Dass der Rasen bei der Partie gegen Mönchengladbach in einem schlechten Zustand war, gab FCA-Geschäftsführer Stefan Reuter schon kurz nach dem Spiel offen zu: „Wir hatten ein schwieriges Klima mit sehr viel Feuchtigkeit und dann wieder Temperaturen über 30 Grad. Das hat dem Rasen zu schaffen gemacht. Er hat auch nicht die Stabilität, die wir uns wünschen.“
Die Schwierigkeiten traten schon vor der Generalprobe gegen den PSV Eindhoven (0:0) zutage. Danach entfernten die Greenkeeper das alte, abgestorbene Gras. Und in der Länderspielpause pflegten und hegten sie das Grün, säten neu an, düngten, versuchten die Feuchte aus dem Untergrund zu bringen.
Denn der Pilz entsteht, wenn der Rasen nicht abtrocknen kann. Er verbreitet sich und zerstört die Grasnarbe, die sich ablöst. Ein Problem, das nicht nur der FCA hat. Die Verantwortlichen in Hoffenheim, Wolfsburg und zum Beispiel in Köln kämpfen ebenso gegen den gleichen Schädling.
Der Hybridrasen des FC Augsburg kostete 350.000 Euro
In den neuen, engen Stadien mit steilen Tribünen gibt es kaum noch Luftaustausch, liegen Teile des Spielfeldes ganztägig im Schatten, die Rasenfläche bleibt dort immer feucht. Ein ideales Klima für den schädlichen Pilz. Das man auch bei sorgfältiger Planung oft nicht verhindern kann. Denn wie sich das Klima innerhalb des Stadions entwickelt, sieht man erst nach der Fertigstellung.
Der Pilzbefall, macht auch vor dem Hybridrasen, der erst im Juni 2016 in Augsburgs Arena verlegt wurde, nicht halt. Dabei werden natürliche Grashalme durch Millionen von künstlichen Fasern verstärkt. Die Verlegung des Hybrid-Rasens hat damals rund 350.000 Euro gekostet. Reuter schwört auf die Kombination von Kunststoff und Natur, war er doch vor seiner FCA-Zeit unter anderem für eine Agentur tätig, die exklusiv Hybridrasen in Deutschland, Österreich und der Schweiz vertreibt.
Die Beseitigung der anhaltenden Feuchtigkeit ist kostenintensiv. Wird der Rasen rund um die Uhr mit Lichtleisten, die auch der FCA besitzt, beleuchtet, fallen immense Stromkosten an, die im sechsstelligen Bereich liegen. Die partielle Beleuchtung ist arbeitsaufwendig. Den Rasen ein bis zweimal im Jahr auszutauschen, geht ebenfalls ins Geld und ist in Augsburgs Stadion kompliziert. Da die Kunstfasern und der Naturrasen nicht mehr voneinander getrennt werden können, ist die Entsorgung als Sondermüll schwierig.
Hilfe könnte vielleicht von einer Firma kommen, die direkt vor der Haustüre des FCA zu finden ist: der Rußwurm (ruwu) Ventilatoren GmbH in Meitingen. Deren Inhaber Hans-Jörg Rußwurm ist überzeugt, die richtige Lösung zu haben: einen elektrisch betriebener Hochleistungsventilator, der den Rasen extrem schnell abtrocknet. „Wir können dem FCA helfen“, ist sich Rußwurm sicher.
Ein riesiger Ventilator soll in der WWK-Arena helfen
Sein Ventilator ist in der Praxis schon im Einsatz. Er trocknet, wenn nötig, den Rasen im Stadion des österreichischen Erstligisten RB Salzburg. „Die Salzburger hatten in ihrem Stadion vor sechs Jahren ähnliche Probleme wie der FCA“, erzählt Rußwurm. Teile des Rasens waren immer feucht.
Zuerst behalf sich RB mit einem riesigen Ventilator der Salzburger Feuerwehr. Das funktionierte, doch das Gerät war benzinbetrieben. „Die Abgase bleiben im Stadion, da dort keine Thermik herrscht“, beschreibt Rußwurm das Problem, das er lösen konnte.
Er entwickelte einen abgasfreien elektrobetriebenen Ventilator. Rußwurm preist sein Gerät, das rund 90.000 Euro kostet. „Der Ventilator ist so leistungsstark, den stellen Sie an eine Eckfahne, und der Luftstrom reicht diagonal über den Platz bis zur anderen Eckfahne.“ Zudem sei er kinderleicht zu bedienen, da er auf einem Anhänger steht, fügt Rußwurm hinzu. Eine Steckdose im Stadioninneren reicht, innerhalb von zehn Minuten ist der Ventilator verschoben.
Der FCA scheint interessiert zu sein. Der Chef-Greenkeeper des FCA habe ihn schon angerufen, verrät Rußwurm.
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