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FC Augsburg: FCA-Trainer Martin Schmidt baut auf das Wir-Gefühl

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FCA-Trainer Martin Schmidt baut auf das Wir-Gefühl

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    Martin Schmidt (hier mit Daniel Baier) will in Wolfsburg den Aufwärtstrend fortführen.
    Martin Schmidt (hier mit Daniel Baier) will in Wolfsburg den Aufwärtstrend fortführen. Foto: Ulrich Wagner

    Am Donnerstagabend hat es sich Martin Schmidt auf seiner Couch bequem gemacht. Es ist nicht anzunehmen, dass sich der Trainer des FC Augsburg mit einer Tüte Chips und einer Flasche Bier das Europa-League-Spiel des VfL Wolfsburg beim belgischen KAA Gent im TV angeschaut hat, auch wenn er sagt. „Das Spiel habe ich eher ein bisschen als Fan gesehen.“

    Natürlich war es so, dass Schmidt sich versichern wollte, ob die Spieltaktik, die er sich für das Gastspiel am Sonntag (15.30 Uhr, Sky) zurechtgelegt hat, auch funktionieren kann. Schmidt fühlt sich bestätigt in seiner Interpretation: „Man sieht schon die Sachen, die man analysiert hat: die Abläufe nach vorne, die Abläufe nach Ballverlust. Dann guckt man, wie nutzt das der Gegner? Was hat er für Lösungen gefunden? Deckt es sich mit den unseren?“

    Für den VfL Wolfsburg läuft es gut, beim FCA geht es auf und ab

    In der ersten Hälfte zeigte Wolfsburg gegen den Klub aus der drittgrößten Stadt in Belgien, warum man derzeit auf Platz zwei der Bundesliga-Tabelle liegt. Die Offensivwucht ist beeindruckend. Wolfsburg führte durch Treffer von Wout Weghorst (3.) und Joao Victor (24.) mit 2:0, ehe Gent, das einen Sioux-Kopf im Wappen trägt, seit Buffalo Bill mit seinem Westernzirkus kurz nach der Vereinsgründung 1898 in der Stadt Halt gemacht hatte, wenige Minuten vor dem Wechsel verkürzte. In der zweiten Hälfte, als Gent in der Nachspielzeit noch das 2:2 erzielte, sah Schmidt dann die verwundbare Seite des VfL: „Sie haben mit viel Mut nach vorne gespielt und Räume gefunden, die wir auch schon gesehen haben.“

    Seit dieser Saison hat Oliver Glasner beim Werksklub das Sagen. Mit seinem offensiven 4-3-3-System hat der Österreicher den Wolfsburgern frisches Leben eingehaucht, ist in bisher allen zwölf Pflichtspielen ungeschlagen. Es läuft also.

    Das kann Martin Schmidt mit dem FCA nicht gerade sagen. Es ist im ersten Viertel der Saison ein Auf und Ab. Doch gerade gegen das Glasner-System hat der FCA bisher sein bestes Saisonspiel gezeigt. Adi Hütter, auch ein Trainer-Novize aus Österreich, hatte mit der Eintracht aus Frankfurt versucht, mit drei Stürmern in Augsburg zu bestehen, Schmidt reagierte mit einem 4-4-2 und der Doppelspitze Florian Niederlechner und Alfred Finnbogason darauf. Der FCA gewann 2:1.

    FCA-Trainer Martin Schmidt will weniger Chaos in der Mannschaft

    Sollte sich Schmidt in Wolfsburg für diese Variante entscheiden, hätte er eine knifflige Personalie elegant gelöst. Finnbogason, der Torschütze vom Dienst, der als Joker gegen Bayern das 2:2 erzielt hatte, hat schon angemerkt, dass er sich mit dieser Rolle gar nicht anfreunden kann. Ähnlich sieht es auch bei den Rückkehrern Daniel Baier und Jeffrey Gouweleeuw aus. Alles Platzhirsche, die nach ihren wochenlangen Verletzungspausen wieder ins Team drängen.

    Doch aus den Äußerungen von Schmidt bei der Spieltagspressekonferenz kann man schließen, dass sich die beiden Defensivakteure noch etwas gedulden müssen mit einem Startelfplatz. Bei Baier müsse man erst warten, wie er die Hochbelastung am Freitag und Samstag vertrage. Und es sieht alles danach aus, als wolle Schmidt die Abwehrreihe mit Lichtsteiner, Uduokhai, Jedvaj und Max, die sich gerade langsam zu finden scheint, nicht wegen Innenverteidiger Gouweleeuw auseinanderreißen. Schmidt sagt: „Manchmal ist es auch so, dass eine Teamhierarchie am Entstehen ist und nicht immer alles durcheinandergewirbelt werden soll. Deshalb braucht es von dem einen oder anderen Spieler etwas Geduld.“

    Diese Geduld fordert er auch ein. So habe er Gespräche mit Gouweleeuw und Finnbogason geführt.

    Der Aufschwung des FC Augsburg ist noch instabil

    Der Konkurrenzkampf wächst und mit dem 2:2 gegen die Bayern im Rücken fällt es Schmidt leichter, ihn in seinem Sinne zu lenken und auch den arrivierten Spielern die Stirn zu bieten. Sein Team hat mit der deutlichen Reaktion nach dem Gladbach-Debakel gezeigt, dass das „Wir-Gefühl“, das der FCA seit Beginn dieser Saison marketingtechnisch in den Vordergrund gestellt hat, auch weiterhin zwischen ihm und der Mannschaft gilt.

    Aber noch ist der Aufschwung eine ganz fragile Angelegenheit. Die Kritiker sind verstummt, aber noch lange nicht überzeugt. Ein 1:8 wie am letzten Spieltag der vergangenen Saison in Wolfsburg würde die Diskussionen wieder aufflammen lassen. Es war nicht nur die höchste Bundesliga-Niederlage des FCA, sondern auch eine Demütigung für Schmidt bei der Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte. Im Februar 2018 war er nach nur sechs Monaten in Wolfsburg zurückgetreten.

    An diesen schwarzen Samstag im Mai verschwendet der Trainer keinen Gedanken mehr: „Das spielt bei uns keine Rolle mehr.“ Nach dem 1:8 leitete der FCA den radikalen Umbruch ein. Aus der damaligen Startelf standen gegen die Bayern nur noch zwei Spieler auf dem Platz: Marco Richter und Reece Oxford. Letzterer wird gegen Wolfsburg wohl nicht in der Startelf stehen. Er laboriert noch an einer Verhärtung im Oberschenkel.

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