Allgemein zeigt Heiko Herrlich auf Pressekonferenzen selten Emotionen. Ebenso wenig neigt der Trainer des FC Augsburg zu unnötiger Plauderei. Wenn Journalisten geschlossene Fragen stellen, kann die Antwort ein „Ja“ oder ein „Nein“ sein.
Ein Stück weit ist das verständlich. Was soll der 48-Jährige auch immer wieder die gleichen Fragen beantworten. Etwa, warum sich seine Mannschaft derart schwertut, wenn in der gegnerischen Spielhälfte Torchancen erzwungen werden sollen?
FCA spielt zuerst gegen Frankfurt und dann im Pokal gegen RB Leipzig
Zudem häufen sich dieser Tage die Medienrunden, da im dichten Spielplan eine Partie der nächsten folgt. Wie beschrieben: oft die gleichen Fragen, oft die gleichen Antworten. Herrlich erledigt dieser Tage seinen Job, wenn er Auskünfte erteilt. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Schließlich hat er andere Dinge im Kopf. Seine Gedanken kreisen darum, wie er der enormen Belastung im Monat Dezember Herr wird und die beiden finalen Pflichtspiele des Jahres in erfolgreiche Bahnen lenken kann. Erst steht das Bundesligaspiel gegen Eintracht Frankfurt an (Samstag, 15.30 Uhr), drei Tage später die DFB-Pokalpartie gegen RB Leipzig (Dienstag, 18.30 Uhr/beide Sky).
Heiko Herrlich zur Entlassung von Manuel Baum: "Persönlich tut mir das leid"
Herrlichs Konzentration gilt einzig dem FC Augsburg und seiner Mannschaft. Daran ändert auch die Entlassung eines ehemaligen Weggefährten wenig. Einst lotste Herrlich Manuel Baum zur SpVgg Unterhaching. In einem Zeitungsartikel war Herrlich auf den Starnberger Erfolgstrainer aufmerksam geworden und machte ihn beim Drittligisten zum Assistenten an der Linie. Baum wurde am Freitag bei Schalke 04 entlassen, Herrlichs Kommentar fällt aber kurz aus. „Persönlich tut mir das für den Manuel leid. Aber so ist nun mal das Geschäft. Alles Gute für Manuel.“
Für Empathie oder gar Mitgefühl bleibt wenig Raum in der Bundesliga, jeder Trainer schaut vordergründig auf sich. Herrlich hat selbst negative Erfahrungen gemacht, als er – wie Baum jetzt auch – wenige Tage vor Weihnachten von seiner Entlassung erfuhr. Herrlich hatte damals Bayer Leverkusen trainiert und nach schwachem Start eine ordentliche Hinrunde gespielt. Den Job als Bayer-Trainer war er dennoch los.
FC Augsburg erlebt bislang eine sorgenfreie Saison
Derartiges hat Herrlich in Augsburg nicht zu befürchten. Der Druck hatte in den vergangenen Wochen zwar spürbar zugenommen – ein Sieg in neun Bundesligapartien ließ den Vorsprung auf die Abstiegsregion schrumpfen –, der Erfolg in Bielefeld ließ aufkommende Kritik indes verstummen. 16 Punkte und Platz neun nach zwölf Spieltagen beruhigen die FCA-Verantwortlichen, die Punktausbeute entspricht deren Vorstellungen einer sorgenfreien Spielzeit.
Weil die Zahlen und weil Wille und Einstellung innerhalb des Teams stimmen, fallen Schwächen weniger ins Gewicht. Wobei Herrlich nicht nur bei seiner Mannschaft den eigenen Ballbesitz und Kreativität als Mangel ausgemacht hat, tendenziell würden ebenso andere Klubs weniger Torchancen herausspielen. „Ich glaube, das hängt mit der Gesamtsituation zusammen, mit dem dichten Spielplan und der Belastung“, erklärt Augsburgs Trainer. Er will dies aber nicht als Ausrede verstanden wissen.
Die Frankfurter und deren Trainer Adi Hütter sind seit neun Spielen sieglos, jüngst gaben sie gegen Mönchengladbach in der Nachspielzeit eine 3:1-Führung aus der Hand. Derzeit steht Frankfurt hinter dem FCA. Herrlich attestiert der Eintracht Geschwindigkeit, Aggressivität und Qualität, ihn wundert daher die geringe Ausbeute von 14 Punkten. Herrlich mahnt, hellwach zu sein. „Wichtig ist, dass wir die Balance finden: hinten gut stehen und vorne zu Großchancen kommen.“
Personell eröffnen sich ihm neue Möglichkeiten, so kehren Angreifer Florian Niederlechner und Linksverteidiger Iago in den Kader zurück. Der Trainer kann folglich besser auf die hohe Belastung reagieren, die in den beiden letzten Partien des Jahres auf die Spieler zukommen wird. Er kündigt Veränderungen an: „Wir haben bereits gegen Bielefeld rotiert. Auch gegen Frankfurt macht es Sinn, den einen oder anderen frischen Spieler in die Anfangsformation zu packen.
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