Marco Richter zählt zu den jungen Wilden. Dass er in Friedberg, vor den Toren Augsburgs, geboren ist, merkt man spätestens, wenn er öfter mal die Redewendung „mei, so is des hald“ benutzt. Ein sympathischer, cooler Typ, der aber, obwohl er erst 19 Jahre alt ist, sehr geerdet rüberkommt.
Der Stürmer, der im März 2017 seinen ersten Profivertrag beim FC Augsburg unterschrieben hat, weiß, dass er sich hinten anstellen muss. „Ich trainiere gut und arbeite hart daran, Einsatzzeiten zu bekommen. Ich habe auch schon positives Feedback bekommen, aber mir ist klar, dass ich klein anfangen muss“, sagt Richter. Bei seinem Profi-Debüt hat er auch buchstäblich klein angefangen. Vor zwei Wochen beim 2:2 bei der TSG Hoffenheim stand Richter nach 74 Minuten zur Einwechslung bereit.
Doch just in diesem Moment erzielte Michael Gregoritsch den zwischenzeitlichen Ausgleich zum 1:1, und aus taktischen Zwängen hat sich das Debüt von Richter verzögert. Erst als Hoffenheim die erneute Führung erzielte, schickte ihn Trainer Manuel Baum auf das Feld. „Zunächst war es ja überragend, dass Michael Gregoritsch getroffen hat, aber ich musste dadurch um meinen ersten Einsatz zittern. Zum Schluss bin ich aber doch noch reingekommen und habe mein erstes Bundesligaspiel gemacht.“
In der Regionalliga schoss Marco Richter sieben Tore in einem Spiel
Den Sprung in die überregionalen Medien schaffte Richter im Juli 2016. In der Regionalliga-Mannschaft des FC Augsburg gelang ihm ein neuer Rekord. Der damals 18-Jährige schoss im Punktspiel beim 12:0-Sieg über den SV Seligenporten sage und schreibe sieben Treffer. Das war am gleichen Tag, als sich die 1. Mannschaft noch unter Trainer Dirk Schuster aufmachte und ins Trainingslager nach Südtirol abreiste. „Rekord-Richter darf nicht mit ins Trainingslager“, monierte die Bild-Zeitung in jenen Tagen.
Doch der FCA wollte das Talent nicht verheizen und „reifen lassen“. An die sieben Tore auf einen Streich und die anschließenden Tage, als er bei den Medien ein gefragter Mann war, denkt Richter gern zurück: „Das habe ich natürlich genossen. Es ist ja etwas Besonderes, wenn so ein Hype entsteht. Ich habe viele Sprachnachrichten bekommen und hatte einige Interview-Anfragen“, grinst Richter und schiebt „mei, so is des hald“ hinterher.
Marco Richter wartet auf zweiten Einsatz beim FC Augsburg
Als junger Spieler steht man natürlich bei einem Bundesligisten in der Hierarchie noch weit unten. Richter gibt einen Einblick: „Es ist für mich selbstverständlich, wenn ein Spieler wie Marcel Heller den Ballsack schleppt, dann nehme ich ihm den ab.“ Auch Bälle aufpumpen und prüfen gehört (noch) zu seinem Job. Was ist denn da der Bar-Wert beim Bälle aufpumpen? „0,9 bar“, kommt es wie aus der Pistole geschossen. Wie viele andere seiner Kollegen ziert den Arm von Richter auch ein größeres Tattoo. „Da stehen die Anfangsbuchstaben meiner Familie und der meiner Freundin Lea. Ein Spruch, der auf Fußball bezogen ist und etwas, das mit dem Glauben zu tun hat“, erklärt Richter seine Tätowierung.
Jetzt wartet Richter auf seinen zweiten Einsatz: „Ich hab reingeschnuppert und will natürlich mehr. Es ist geil, Bundesligaspieler zu sein.“ Ob er am Sonntag (15.30 Uhr) Bei Werder Bremen einen Einsatz bekommt, ist fraglich. Richter antwortet darauf hochprofessionell: „Das entscheidet der Trainer.“
Das Trikot von seinem ersten Bundesliga-Einsatz hat er sich natürlich aufgehoben: „Das habe ich gleich nach dem Spiel eingepackt und meiner Mama geschenkt. Es hängt jetzt bei meinen Eltern im Schlafzimmer. Dort ist es auch gut aufgehoben“, lächelt Richter. Mei, so is des hald.