Gerne hätte Felix Uduokhai in den vergangenen Trainingseinheiten gefehlt. Sein Grund für die Abwesenheit wäre mehr als nachvollziehbar gewesen und hätte auch nichts mit einer Verletzung zu tun gehabt. Statt FC Augsburg hätte es für den Innenverteidiger deutsche Nationalmannschaft geheißen. So wie Ende vergangenen Jahres, als Uduokhai erstmals nominiert worden war.
Diesmal aber verzichtete Joachim Löw auf den 23-Jährigen. So musste sich der FCA-Spieler die Auftritte der deutschen Mannschaft vor dem Fernseher anschauen. Daumen drücken für die Kollegen also. „Ich habe immer mal wieder Kontakt zu einigen Spielern. Wir tauschen uns aus, wie es gerade so läuft“, sagte Uduokhai im Gespräch mit unserer Redaktion.
FCA: Uduokhai hadert nicht mit der Entscheidung
Große Trauer kam bei ihm nicht auf wegen der Nichtnominierung. Es bringe nichts, sich zu lange damit aufzuhalten. „Ich hadere nicht damit“, meinte Uduokhai, sagte aber auch: „Es ist kein Geheimnis, dass die Nationalmannschaft mein Traum und mein Ziel ist. Es ist eher eine Herausforderung, es in Zukunft zu schaffen, wieder dabei zu sein.“ Die nahe Zukunft im Sommer sieht erst eine Europameisterschaft vor, später die Olympischen Spiele. Bei beiden Turnieren wäre der Innenverteidiger spielberechtigt. „Mit einer jetzigen Nominierung wäre eine Teilnahme natürlich wahrscheinlicher“, sagte der 23-Jährige, der beide Turniere als gleichwertig einschätzt. Egal wo, er würde sich über eine Nominierung freuen. „Aber das ist alles erst im Sommer. Ich bin jetzt hier beim FC Augsburg und freue mich auf die restlichen acht Spiele, in denen ich meine beste Leistung aufrufen möchte.“ Und sich damit vielleicht wirklich noch für ein Ticket zu empfehlen. Klar ist: „Ich gebe weiter Gas, um vielleicht noch die Chance zu kriegen.“
Und das letztmals von Joachim Löw. Der Bundestrainer hat seinen Rücktritt angekündigt. „Das ist alleine seine Entscheidung. Natürlich war für viele der Zeitpunkt überraschend“, sagte Uduokhai. Er sieht aber auch Positives in der Entscheidung: „Umso größer ist die Freude auf die EM, sein letztes Turnier. Jeder wünscht ihm einen erfolgreichen Abschluss.“ Und die Zeit nach Löw? Auch da müsse sich keiner Sorgen machen. „Bei den Spielern und den Möglichkeiten für den Trainerposten ist genügend Qualität da“, ist der Augsburger überzeugt. Und: „Der DFB weiß, was er braucht, und wird eine gute Lösung finden. Ich bin selbst gespannt, wer den Posten übernimmt.“ Einen Wunschkandidaten habe er nicht – zumindest wollte er keinen nennen.
Felix Uduokhai will sich beim FC Augsburg empfehlen
Zunächst zähle für ihn ohnehin nur die Bundesliga. Nach der Länderspielpause geht es für den FC Augsburg am Samstag (15.30 Uhr) gegen 1899 Hoffenheim weiter. Die freien Tage zuletzt hat Uduokhai genossen. „Es war gut, mal zwei, drei Tage durchzuschnaufen. Das tut dem Körper und dem Kopf sehr gut“, sagte er. Acht Partien stehen noch an. Der FCA will so schnell wie möglich den Klassenerhalt perfekt machen. „In den kommenden Spielen haben wir Gegner auf Augenhöhe, die wir alle schlagen können. Wir müssen das vor allem mutig und voller Überzeugung angehen, dann können wir richtig viel punkten“, sagte Uduokhai.
Eine Siegesserie soll nun das Ziel sein. „Wir wollen natürlich auch lieber nach oben schauen statt nach unten“, so der Innenverteidiger, der mit seiner Entwicklung zufrieden ist. Eine „ordentliche bis gute“ Runde spiele er bislang. Er freut sich vor allem über das Vertrauen des Trainers, was ihm ermöglichte, bisher 25 Partien zu bestreiten. „Es gab schöne Momente, wie die Einladung zur Nationalmannschaft oder das Spiel, das ich als Kapitän machen durfte“, meinte Uduokhai. Nun gehe es darum, die Saison erfolgreich zu beenden.
Für Felix Uduokhai ist ManCity ein Vorbild
In seiner Spielweise sei er stabiler geworden. Verbesserungsmöglichkeiten sieht er noch im Aufbauspiel. Das trifft wohl auf die gesamte Mannschaft zu. „In den meisten Spielen haben wir weniger Ballbesitz als der Gegner und müssen mehr gegen den Ball arbeiten“, sagte Uduokhai. Das Hinterherlaufen kann müde machen, in der Folge fehlt etwas die Konzentration, was zu Ballverlusten führen kann. Ein perfektes Beispiel für überzeugenden Ballbesitz-Fußball findet er in England. „Auch wenn das nicht mit uns vergleichbar ist, schaue ich gern ManCity zu, da sind alle elf Spieler voll eingebunden in das Spiel mit Ball“, so Uduokhai.
Wichtige Partner sind für ihn im Spielaufbau die defensiven Mittelfeldakteure: Carlos Gruezo, Tobias Strobl oder Rani Khedira. „Egal, mit wem ich da spiele: Ich weiß, dass ich mich auf ihn verlassen kann“, sagte Uduokhai. Khedira allerdings könnte in der neuen Saison nicht mehr beim FCA sein. Sein Vertrag läuft aus, Fortschritte gibt es bei den Verhandlungen offenbar nicht. Bis Ende März hatten sich Verein und Spieler als Ziel gesetzt, um Klarheit zu haben. Eine Entscheidung, ob Khedira verlängert oder geht, ist aber noch nicht gefallen.
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