Es war in der vierminütigen Nachspielzeit, als FCA-Profi Andi Zeqiri die große Chance hatte, die italienischen Tifosi im Stadio Olimpico in Rom in einem Tränenmeer versinken zu lassen. 1:1 stand es im vorletzten WM-Qualifikationsspiel der Gruppe C zwischen Hausherr Italien und der Schweiz. Mit einem Sieg wäre die Schweiz mit drei Punkten Vorsprung in die letzte Partie gegen Bulgarien (Montag, 20.45 Uhr in Luzern)gegangen, ein Unentschieden hätte genügt, um sich direkt für die WM in Katar zu qualifizieren.
Patzer von Torhüter Gianluigi Donnarumma
Und Zeqiri, 22, hatte den Schweizer Siegtreffer auf dem Fuß. In der 86. Minute für seinen Augsburger Teamkollegen Ruben Vargas eingewechselt, bekam er nach einem Riesenschnitzer von Torhüter Gianluigi Donnarumma wenige Meter vor dem italienischen Tor überraschend den Ball serviert, doch sein Schnippelschuss landete im Toraus. Italien zitterte, musste aber nicht weinen. Denn nun hat der Europameister (15 Punkte / 13:2 Tore) gegenüber der punktgleichen Schweiz (11:2 Tore) in Nordirland sein sportliches Schicksal selbst in der Hand.
Die vergebene Chance stand sinnbildlich für die derzeitige Situation von Zeqiri in der Nationalmannschaft, aber auch beim FCA. Der 22-Jährige weiß, wo er stehen muss, wie er Raum und Spielsituation nutzen muss. Doch das, was einen Klassestürmer ausmacht, die Kaltblütigkeit, seine Chancen clever zu nützen, fehlt ihm noch. Nur zwei Treffer bei 14 Torschüssen in der Bundesliga untermauern auch die Zahlen diese Abschlussschwäche.
Andi Zeqiri scheitert an Koen Casteels vom VfL Wolfsburg
Dieses Manko musste FCA-Trainer Markus Weinzierl auch bei der 0:1-Niederlage beim VfL Wolfsburg beobachten. In der 52. Minute tauchte Zeqiri völlig frei vor Koen Casteels auf, doch seinen unplatzierten Linksschuss konnte der VfL-Torhüter mit dem Fuß abwehren. Die Chance zum 1:1 war vergeben.
Trotzdem hält Trainer Weinzierl große Stücke auf Zeqiri. Vor allem auf die Mentalität des Schweizers, der in Lausanne geboren ist und kosovarische Wurzeln hat. Er sei ein Spieler, der brennt, sagt Markus Weinzierl: „Wir können nicht erwarten, dass er in jedem Spiel alleine die Tore schießt und alles zerlegt. Aber er bringt das ein, was die anderen auch alle machen müssen: sich für den Verein zu zerreißen, und da ist er für die anderen ein Vorbild.“
Leihspieler Andi Zeqiri als Vorbild für den einen oder anderen arrivierten FCA-Profi
Das spricht enorm für Zeqiri, denn der ist vorerst nur für ein Jahr vom englischen Premier-League-Team Brighton & Hove Albion FC zum FCA ausgeliehen. Weniger aber für einige gestandene FCA-Profis, wenn der Trainer einen Bundesliga-Neuling und Leihspieler, der erst am Ende der Transferperiode, drei Spieltage nach Saisonstart, zum FCA gekommen war, als leuchtendes Vorbild für Einsatz und Wille angeführt wird.
An Einsatz mangelt es Ruben Vargas, 23, auch nicht. Doch nach einer starken ersten Saison sucht er in der Bundesliga nach seiner Form. Vielleicht können Zeqiri und Vargas mit einer direkten WM-Qualifikation den Glauben an ein Fußballwunder mit in die Bundesliga nehmen. Denn dort erwartet der FCA am Freitag (20.30 Uhr/DAZN) zu Hause den FC Bayern. Und da wäre ein FCA-Sieg eine noch größere Sensation als die direkte WM-Qualifikation der Schweiz vor Italien.
Carlos Gruezo spielt mit Ecuador gegen Chile
Carlos Gruezo darf mit Ecuador weiter von einer WM-Teilnahme träumen. Der Mittelfeldspieler gewann mit Ecuador gegen Venezuela 1:0. Gruezo spielte 90 Minuten durch. Sein Mannschaftskollege Sergio Cordova pausiert derzeit mit Einsätzen für die Nationalmannschaft Venezuelas. Durch den Sieg bauen die Ecuadorianer ihren Vorsprung auf den fünften Tabellenplatz auf vier Punkte aus. In der nächsten Begegnung treffen sie auf Tabellennachbar und Verfolger Chile (Dienstag, 1.15 Uhr). Gruezo wird erst am Donnerstag in Augsburg zurückerwartet. Außenverteidiger Robert Gumny stand beim 4:1-Auswärtssieg Polens in Andorra nicht im Kader. Am Montag spielt Polen gegen Ungarn, kann aber Tabellenführer England nur noch theoretisch verdrängen und muss als Zweiter in die WM-Playoffs.