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FC Augsburg: FCA-Präsident Hofmann über neuen Gesellschafter: "Er bringt Know-How mit"

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FCA-Präsident Hofmann über neuen Gesellschafter: "Er bringt Know-How mit"

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    FCA-Präsident Klaus Hofmann hat künftig mit einem neuen Gesellschafter beim FC Augsburg zu tun.
    FCA-Präsident Klaus Hofmann hat künftig mit einem neuen Gesellschafter beim FC Augsburg zu tun. Foto: Ulrich Wagner

    Herr Hofmann, Herr Ströll, die Corona-Pandemie setzt der Bundesliga mächtig zu. Wie kommt der FC Augsburg bislang durch die Krise?

    Michael Ströll: Wir sind stabiler als andere Vereine, aber wir werden die laufende Saison coronabedingt erstmalig, zumindest seit wir am Ruder sind, mit einem Millionenverlust abschließen. Da das Geschäftsjahr erst am 30. Juni endet, ist es noch nicht ganz prognostizierbar. Es wird aber ein mittlerer einstelliger Millionenbetrag sein. Den versuchen wir durch stetige Maßnahmen noch abzumildern.

    Wie hatten Sie die vergangene Saison abgeschlossen? Da es noch keine Mitgliederversammlung wegen Corona gab, sind die Zahlen noch nicht öffentlich.

    Ströll: Die Saison 2019/20 haben wir mit einem leichten Plus im sechsstelligen Bereich abgeschlossen. Der Cash-Verlust in dem Jahr lag aber im zweistelligen Millionenbereich. Stand heute müssen wir auch in der kommenden Saison mit einem niedrigen zweistelligen Millionenverlust planen. Fakt ist: Seit März vergangenen Jahres bis zum Ende dieser Saison werden wir Umsatzeinbußen von über 35 Millionen Euro haben.

    Hat das Auswirkungen, zum Beispiel auf die Spielergehälter? Drohen weitere Einsparungen?

    Ströll: Durch die Corona-Pandemie hat auch unsere wirtschaftliche Stabilität gelitten. Viele Vereine haben staatliche Hilfen in Anspruch genommen, entweder durch Kurzarbeit oder staatlich subventionierte Kredite. Das wollen wir definitiv nicht. Wir wollen keine Steuergelder indirekt in Anspruch nehmen. Wir versuchen, diese Krise ohne staatliche Hilfe zu meistern.

    FCA-Finanzgeschäftsführer Michael Ströll.
    FCA-Finanzgeschäftsführer Michael Ströll. Foto: Ulrich Wagner

    FCA-Finanzchef Michael Ströll glaubt, dass über einen Gehaltsverzicht diskutiert werden muss

    Wird wieder ein Gehaltsverzicht kommen wie bereits im vergangenen Jahr für wenige Monate?

    Ströll: Die Diskussion werden wir weiterhin führen müssen, wenn sich die Situation nicht verbessert. Es wurde diesbezüglich noch keine finale Entscheidung getroffen.

    Was bedeuten die Zahlen für den Spielerkader für die kommende Saison? Sind Neuverpflichtungen möglich oder müssen Spieler verkauft werden?

    Ströll: Es ist immer eine Frage der Abwägung. Pauschal zu sagen, wir müssen Spieler verkaufen, ist nicht der Fall. Wir stellen uns jedoch die Frage, was wir uns leisten können und was wir investieren müssen, um sportlich erfolgreich zu sein. Der sportliche Erfolg ist enorm wichtig für das Fortbestehen des FC Augsburg.

    Momentan sind die Stadien leer. Planen Sie mit diesem Umstand auch für die neue Saison?

    Ströll: Wir planen mit verschiedenen Szenarien. Wir hoffen, dass wir mit einer gewissen Anzahl an Zuschauern in die neue Saison starten können, nicht zuletzt aufgrund eines hoffentlich fortschreitenden Impffortschritts. Die Hoffnung ist, dass sich das irgendwann in Richtung Vollauslastung entwickelt. Aber ab August mit einer Vollauslastung zu rechnen, ist sicherlich zu optimistisch.

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    Der US-Investor David Blitzer ist mit "Bolt Holdings" neu beim FC Augsburg

    Nun ist mit David Blitzer ein amerikanischer Gesellschafter neu in der Hofmann-Investoren-GmbH, dafür sind mit Detlef Dinsel und Marcus Höfl zwei Gesellschafter ausgeschieden. Hat dieser Wechsel auch mit der Corona-Krise zu tun?

    Klaus Hofmann: Das spielt sicher auch eine Rolle, ist aber nicht der alleinige Grund. Unsere wirtschaftliche Stabilität hat die ein oder andere Kerbe bekommen. Im Vergleich zu allen anderen Vereinen in der Bundesliga sind unsere Kerben weniger tief. Keiner weiß, wie sich die Welt nach Corona entwickelt. Vor diesem Hintergrund muss man sich Gedanken machen, wie man Fußballprofiklubs künftig aufstellt. Meine Hauptziele beim FC Augsburg sind aber noch immer dieselben. Erstens Spieler aus dem Nachwuchsbereich im Profifußball zu etablieren, sonst werden wir auf Dauer Profifußball an einem so kleinen Standort nicht finanzieren können. Der zweite Punkt ist die Verbreiterung der Eigenkapitalbasis und drittens die Internationalisierung. Bei Punkt eins hatten wir zwischenzeitlich einen guten Stand, auf den wir wieder kommen müssen.

    Was meinen Sie damit?

    Hofmann: Seit Marco Richter, Kevin Danso und Raphael Framberger haben wir kaum einen Spieler, der dauerhaft Spielanteile hat. Es ist sicher auch ein bisschen Pech, dass Tim Civeja einen Großteil der Saison verletzt ist, sonst hätte er sicherlich schon mehr Bundesligaerfahrung

    Auch die Bundesliga entwickelt sich stetig, was das Arbeiten an kleinen Standorten nicht leichter macht.

    Hofmann: Wir müssen perspektivisch schauen, wie wir mitwachsen können. Die Bundesliga hat vor sechs Jahren noch anders ausgesehen. Da gab es noch kein Leipzig und noch keine so hohen Zuwendungen aus Vermögen einzelner Unternehmen in ihre Betriebssportgruppen. Die Luft in der Liga ist dünner geworden. Der finanzielle Wettbewerb hat sich verschärft. Und nun hat sich die Möglichkeit ergeben, dass zwei Gesellschafter aus der Hofmann-Investoren-GmbH ausscheiden wollten.

    War das für Sie überraschend?

    Hofmann: Das ist nach sechs Jahren nicht ungewöhnlich. Dadurch habe ich die Möglichkeit, dass ich jemanden dazunehmen kann, den ich seit 20 Jahren kenne und sehr schätze. David Blitzer hat große Erfahrungen im Sport als Minderheitsgesellschafter und große Sportbegeisterung. Wir haben geschäftlich schon lange miteinander zu tun. Aber beim FCA investiert er aus seinem Privatvermögen, wie auch bei seinen anderen Sportaktivitäten. Ihn dabeizuhaben, auch vor dem Hintergrund der Internationalisierung, ist viel wert. Er bringt auch bei seinen anderen Engagements Know-how mit, das auch uns helfen kann. Vereinfacht gesprochen: Es gehen zwei Gesellschafter raus und einer geht rein. Und dieser bietet uns wesentlich bessere Potenziale.

    Was erhoffen Sie sich vom neuen Gesellschafter?

    Hofmann: Die Erschließung des internationalen Marktes zum Beispiel in den USA ist beim FCA ausbaufähig. Da wird David sicher einen Beitrag leisten können. Ich hatte in der Hofmann-Investoren-GmbH in der Vergangenheit die Entscheidungshoheit und werde diese auch künftig haben. Ich habe keinen einzigen Anteil verkauft und werde das auch nicht tun. Es sind nur zwei Gesellschafter durch einen ersetzt worden. Alles andere bleibt, wie es ist.

    Ströll: Die Kompetenzen und Entscheidungsfindungen haben sich in Bezug auf den FCA nicht verändert. Klaus Hofmann ist der alleinvertretungsberechtigte und einzige Geschäftsführer der Hofmann-Investoren-GmbH.

    Hofmann: Wenn die Gesellschafter eine Diskussion haben, liegt das finale Wort allein bei mir. Wir reden nicht über Verhältnisse wie bei anderen Vereinen. Es gibt nach wie vor die 50+1-Regel, die wir einhalten. Bei uns wird der Aufsichtsrat von der Mitgliederversammlung gewählt, und der Präsident wird vom Aufsichtsrat bestellt.

    Aber wenn ein amerikanischer Investor beim FCA einsteigt …

    Hofmann:  Er ist kein Investor. Das ist mir wichtig. Er ist in seinem Berufsleben Investor, aber nicht in seinem Privatleben. David ist bei den Philadelphia 76ers vor etwa zehn Jahren, bei Crystal Palace vor circa sechs Jahren eingestiegen, beide Male als Minderheitsgesellschafter. Kein klassischer Investor, den ich kenne, hält seine Anteile sechs, sieben oder acht Jahre. Er ist ein Sportverrückter, hat natürlich auch Affinität zum Geld und hofft, dass sich der FCA positiv entwickelt. Er ist ein Partner, dessen Engagement langfristig beim FC Augsburg geplant ist.

    Sie können also den Fans die Ängste nehmen, dass hier jetzt ein amerikanischer Investor eingestiegen ist, der nur auf ein schnelles und gewinnbringendes Engagement aus ist?

    Hofmann: Ja, wichtig ist, dass sich die Entscheidungsverhältnisse in der Investoren-GmbH nicht verändert haben. Das ist das Entscheidende. Daher kann ich alle Bedenken zerstreuen.

    Wann wollten Sie mit der neuen Gesellschafterstruktur an die Öffentlichkeit gehen?

    Hofmann: Dazu muss man die zeitliche Entwicklung beleuchten. Im Februar erfolgte zunächst die Eintragung im Handelsregister, rechtswirksam wurde diese jedoch erst im März. Mit dem Ausscheiden der Gesellschafter mussten sie auch ihre Mandate im Aufsichtsrat der KgaA niederlegen, was ebenfalls erst nach vier Wochen rechtlich wirksam werden konnte. Als dies vergangene Woche eingetreten ist, haben wir den nun rechtswirksamen Gesellschafterwechsel in meiner Gesellschaft intern kommuniziert. Es gehört sich, dass man als Erstes intern informiert und dann extern. Wir wollten nach der englischen Woche an die Öffentlichkeit gehen. Jetzt ist es halt etwas früher.

    Warum haben Sie die Mitglieder des e.V. nicht im Vorfeld informiert?

    Hofmann: Wie bereits gesagt, handelt es sich um einen reinen Gesellschafteraustausch in der Hofmann-Investoren-GmbH. Die Mitglieder des e. V. wollten wir, wie gerade skizziert, informieren, nachdem wir zuerst intern informiert haben. Eine Bemerkung sei mir noch erlaubt: Seit ich die Anteile von Walther Seinsch übernommen habe, ist für jeden einsehbar, wer in meiner GmbH beteiligt ist.

    Glauben Sie, dass sich kritische Beobachter damit zufriedengeben?

    Hofmann: Ich denke, es können sich viele FCA-Fans mit den Zielen, die ich 2014 ausgegeben habe, identifizieren. Ich handle immer im Sinne des FCA.

    Die Corona-Krise hat die Stadien leer gefegt - und FCA-Präsident Klaus Hofmann ist mit seinem Verein davon nicht verschont geblieben.
    Die Corona-Krise hat die Stadien leer gefegt - und FCA-Präsident Klaus Hofmann ist mit seinem Verein davon nicht verschont geblieben. Foto: Ulrich Wagner

    Corona hat auch den FC Augsburg finanziell getroffen

    Wie ist der FCA mit nicht ganz so tiefen Schrammen bisher durch die Corona-Krise gekommen?

    Hofmann: Seit wir 2014 eingestiegen sind, haben wir jedes Jahr Gewinn gemacht. Der Abschmelzungsprozess durch Corona hat bei uns also von einem höheren Level begonnen. Es war schon entlarvend, dass zwei Wochen nach den Einschränkungen durch Corona im April 2020 einige Vereine Staatshilfen beantragen mussten. Das führt zu einer gewissen Wettbewerbsverzerrung, die eigentlich nicht zu akzeptieren ist. Von diesem unsäglichen Geschwätz von der Solidarität 2020 ist doch nichts übrig geblieben. Dem FCA bietet dieser Gesellschafterwechsel viele Potenziale, von denen wir in Zukunft profitieren können.

    Sie sind auch von der Struktur bei den Spielergehältern noch in einem vernünftigen Rahmen?

    Ströll: Wir bewegen uns vom Spie-ler-Etat und der Gehaltstabelle weiterhin unter den letzten drei Vereinen der Bundesliga. Das waren wir seit Aufstieg in die Bundesliga.

    Was verdient denn der teuerste Profi?

    Hofmann: Deutlich mehr als der Präsident, der macht es ehrenamtlich.

    Hat die Hofmann-Investoren-GmbH den FCA in der jetzigen Krise unterstützen müssen?

    Hofmann: Nein. Wir haben das Eigenkapital schon aufgestockt, als wir 2014 die Anteile von Walther Seinsch übernommen haben. Da war nichts mehr notwendig.

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