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FC Augsburg: FCA-Präsident Hofmann stärkt Torwart Koubek nach Patzern den Rücken

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FCA-Präsident Hofmann stärkt Torwart Koubek nach Patzern den Rücken

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    Klaus Hofmann, Präsident des FC Augsburg, ist ein Mann der klaren Worte.
    Klaus Hofmann, Präsident des FC Augsburg, ist ein Mann der klaren Worte. Foto: Ulrich Wagner

    Herr Hofmann, braucht man als Präsident eines Bundesligisten besondere Eigenschaften?

    Klaus Hofmann: Die muss man sich aneignen, weil es einem nicht in die Wiege gelegt wird. Walther Seinsch hat mir schon gesagt: Fußball-Präsident muss man lernen. Erst mal sollte man nicht jeden Tag Zeitung lesen. Man sollte sich jedenfalls nicht übermäßig wichtig nehmen. Wenn man sich die Vereine anschaut, bei denen sich der Präsident täglich zu Wort meldet, findet man diese in der Regel in der 2. Liga wieder. Es gibt eine klare Trennung zwischen operativen Themen und Themen, die ein Präsident mit beeinflussen sollte. Außerdem glaube ich, dass man Gelassenheit lernen muss. Man muss wissen, dass sich die Parameter nach zwei oder drei Niederlagen oder einer Erfolgsserie nicht verändert haben. Das muss einen Präsidenten von einem Fan unterscheiden.

    Müssen das die Fans auch lernen?

    Hofmann: Nein, die Fans dürfen ihre Leidenschaft ausleben. Der Fan soll hier den Fußball erleben, den er erleben will. Erlebt er ihn, findet er es gut. Erlebt er ihn nicht, erlebt er es hoffentlich beim nächsten Mal.

    Wie wichtig ist das Führungspersonal?

    Hofmann: Entscheidend. In einem Fußballverein gibt es nur wenige Entscheidungsträger. Wenn in einem Unternehmen wie Minimax mit fast 10.000 Mitarbeitern mal der ein oder andere nicht performt, überlebt das die Firma schon. Aber hier haben wir nur vier, fünf Führungskräfte. Wenn zwei nicht performen, wird es nicht funktionieren.

    Den FC Augsburg sieht Hofmann nicht als "Big-City-Club"

    Sind Sie mit der Arbeit ihrer Geschäftsführer Stefan Reuter und Michael Ströll zufrieden?

    Hofmann: Absolut, sonst hätte ich die Verträge nicht verlängert. Wir dürfen nicht als Gott gegeben ansehen, dass wir Bremen oder Freiburg mit 4:0 aus dem Stadion schießen. Das haben wir früher nicht gemacht und tun wir jetzt auch nicht. Ich empfinde aber, dass die Kritik jetzt deutlich schärfer und härter ist als es vor sieben oder acht Jahren war. Wir tun gut daran uns bewusst zu sein, dass wir kein Big-City-Club sind, sondern dass Augsburg eine Stadt mit 300.000 Einwohnern ist. Dass wir nun schon neun Jahre in der Bundesliga spielen, ist weiterhin keine Selbstverständlichkeit. Dass es noch weitere Jahre werden, dafür lohnt es sich einzusetzen.

    Wie sehen Sie in diesem Zusammenhang die Verpflichtung von Tomas Koubek? Die Kaderplanung gehört zu den Hauptaufgaben des Managers.

    Hofmann: Ich habe mir noch einmal unsere beiden letzten Spiele gegen Frankfurt und Freiburg angeschaut und habe fairerweise keinen Spieler aus beiden Startelfs gefunden, der nur halbwegs Normalform hatte. Vom Torwart bis zum Linksaußen ist da Luft nach oben.

    Wie erklären Sie sich das?

    Hofmann: Das ist nicht ganz neu. Mit dem Thema kämpfen wir schon ein paar Jahre: Wenn wir extrem unter Druck stehen, bringen wir unsere besten Leistungen. Sobald wir etwas Luft nach oben oder unten haben, spielen wir schlechter.

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    Koubek sollte wieder in Form gebracht werden - "Stand heute sind wir da noch nicht"

    Da steht ja derzeit besonders ihr Torhüter Tomas Koubek in der Kritik...

    Hofmann: Natürlich kann man eine Geschichte daraus machen, dass der Torhüter den einen oder anderen Ball halten muss. Aber man könnte auch eine Trilogie über die Fehlpässe vor dem Tor schreiben, oder eine Fortsetzungsgeschichte, wie man nicht verteidigt in der Bundesliga. Das hätte die gleiche Relevanz gehabt. Alle elf haben Luft nach oben.

    Aber ein Torwart ist in einer exponierten Stellung. Hat man da vielleicht beim Scouten nicht richtig hingesehen?

    Hofmann: Manuel Neuer war nicht auf dem Markt, ter Stegen war zu teuer. Im Ernst: Man muss immer abwägen, was ist am Markt, was passt zum FC Augsburg. Sehr gute Torhüter sind zu einem sehr teuren und auch nicht immer verfügbaren Gut geworden. Das betrifft nicht nur den FC Augsburg. Wir wussten, dass Tomas Koubek eine überragende Saison 17/18 gespielt hat, eine schwankende 18/19 mit einigen sehr guten und auch einigen weniger guten Spielen. Es war klar, dass wir ihn wieder in die Verfassung der Saison 17/18 bringen müssen. Stand heute sind wir da noch nicht.

    Würden Sie es als Fehler bezeichnen, ihn verpflichtet zu haben?

    Hofmann: Nein, natürlich nicht. Das geht mir alles viel zu schnell. Wir sind sicher an vielen Stellen noch nicht da, wo wir sein wollen, das gilt auch für die Torhüterposition. Es geht mir aber langsam gegen den Strich, dass er immer für alles verantwortlich sein soll. Beim Frankfurt-Spiel finde ich, dass er mit Abstand der beste Mann war. Da waren die anderen zehn, die auf dem Platz, viel schwächer.

    Der FC Augsburg hatte bisher "zu viele Ausreißer nach unten"

    Wie bewerten Sie die bisherige Saison mit den 27 Punkten?

    Hofmann: Von der Punkteanzahl ist es als FCA ok. Aber leistungsmäßig gibt es viel Luft nach oben. Wir haben zu viele Ausreißer nach unten. Dass wir so viele Torchancen gegen uns zulassen, finde ich ungewöhnlich, auch dass wir deutlich weniger aktiv auf dem Platz sind als früher.

    Wie gefällt Ihnen dann die Spielweise von Martin Schmidt?

    Hofmann: Mir gefällt jede Spielweise, die Punkte bringt. Die schönste Spielweise nützt nichts, wenn wir in der 2. Liga spielen. Der FCA kann sich keine Spieler leisten, die in 1:1-Situationen 32 von 34 Bundesligaspiele entscheiden. Man muss einen Verein wie Augsburg anders aufbauen als Bayern, Dortmund oder Leipzig. Trotzdem, eine gewisse Erkennbarkeit des über Jahre entwickelten FCA-Stils sollten wir uns wieder aneignen. Da sind vor allem die Spieler gefragt. Der Trainer wird nicht sagen, haut die Bälle nur weit nach vorne. Wir müssen auch wieder Fußball spielen wollen.

    Was erwarten Sie für den Rest der Rückrunde?

    Hofmann: Wir sollten versuchen, die Tabellenregion, die wir jetzt innehaben, zu verteidigen. Die tut uns auch im Wachstum sehr, sehr gut. Denn nach der Tabellen-Platzierung werden hauptsächlich die Fernsehgelder verteilt werden. Daher brauchen wir in den nächsten schwierigen Spielen aber auch ein paar Punkte. Sonst spielen wir wieder bis zum Ende gegen den Abstieg.

    Glauben Sie, dass die großen Konzerne wie Amazon etc. beim nächsten TV-Vertrag zum Zug kommen?

    Hofmann: Ich denke, die Erlöse liegen in ähnlichen Größenordnungen, wie wir sie jetzt haben. Die letzten 20 oder 30 Millionen Euro dürfen nicht entscheidend sein. Wir müssen schauen, dass sich der Fan in Deutschland weiter mit dem Fußball wohl fühlt. Es sollte für ihn nicht teurer werden. Und es wäre schön, wenn wir den Übertragungsweg auf eine technische Plattform reduzieren, auch wenn es verschiedene Anbieter sind. Am liebsten wäre es mir, wenn man alle Spiele im Fernsehen sehen könnte, ohne, dass man Streamingdienste braucht. Das wäre für alle Beteiligten gut.

    Ist das eine realistische Einschätzung?

    Hofmann: Ich glaube, dass es für Sky lebensnotwendig ist, ein großes Paket am deutschen Fußball zu besitzen. Von daher glaube ich schon daran, dass es möglich ist.

    Wo fließen die Mehreinnahmen durch das steigende TV-Geld hin?

    Hofmann: Vor allem Richtung Spieler. Die Unterschiede in den Gehältern zwischen Spitzenvereinen der Bundesliga und zum Beispiel der 2. Liga sind größer geworden als früher. Das schließt aus, dass Vereine wie der 1. FC Kaiserslautern als Aufsteiger 1997 noch mal Deutscher Meister werden kann. Und so kommt es vor, dass Spieler, wenn sie woanders hingehen, deutlich mehr verdienen. Da haben wir auch gelitten. Bei einem Wechsel geht es ja nicht darum, dass Augsburg keine schöne Stadt ist, sondern um monetäre Themen. Vergessen Sie Kultur, Sprache und andere Schönheiten des Lebens. Es ist immer, immer, immer Geld. Das kommt unter anderem durch das TV-Geld.

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    "Michael Gregoritsch ist ein guter Junge"

    Was fühlen Sie, wenn Spieler den Wechsel erzwingen wollen?

    Hofmann: Das ist unfassbar respektlos. Namen sage ich keine. Aber Michael Gregoritsch hat damit nichts zu tun, falls Sie ihn im Kopf haben sollten. Das ist ein guter Junge, er hatte hier sportlich eine schwierige Phase und hatte einen schlechten Tag, an dem er ein Interview gegeben hat. Unfassbar respektlos meinte ich, weil der FC Augsburg auch Spieler, die möglicherweise ihre Leistung nicht bringen oder andere Probleme haben, nie öffentlich an den Pranger stellt und wir unsere Verträge immer erfüllen.

    Kann man als Verein etwas dagegen tun?

    Hofmann: Ich wüsste nicht, was. Ich denke nicht, dass man da als Verein geduldiger sein kann als wir es waren. Vielleicht waren wir sogar geduldiger, als wir es hätten sein sollen. Aber das ist der Weg des FC Augsburg, und der wird es bleiben.

    Was sind für Sie neben den TV-Verträgen die wichtigen Themen der Bundesliga?

    Hofmann: Dass wir weiter ein sauberes Spiel haben. Diese aktuelle Initiative des DFB finde ich klasse. Das ganze Schwalbengetue, das permanente Protestieren und die Rudelbildungen gehören sich wirklich nicht. Aber es gehört sich auch nicht, dass sich die Schiedsrichter immer wichtiger nehmen. Manchmal habe ich den Eindruck, da fühlen sich einige als Hauptdarsteller auf dem Platz und nicht ein Robert Lewandowski oder ein Marco Reus. Wir brauchen ein sauberes Spiel und wir brauchen gute Schiedsrichter.

    Mit dem Videobeweis ist Hofmann überhaupt nicht zufrieden

    Der Videobeweis soll dabei helfen. Der FCA war bei der Einführung 2017 großer Befürworter, jetzt dachten Sie im Stadionheft für das Dortmund-Spiel laut über eine Abschaffung nach.

    Hofmann: Richtig. Das war Mitte Januar. Die letzten Wochen waren jetzt bei der Ausführung etwas besser. Aber wenn es so weiter gehen würde wie in der Vorrunde, würde es relativ wenig Sinn machen. Da waren a) viel zu viele Eingriffe, b) dauert es viel zu lange und c) bekommt es im Stadion keiner mit. Jeder Fernsehzuschauer wird da besser behandelt als der Fan im Stadion. Das ist ein Unding. Und d) glaube ich, dass die Schiedsrichter dadurch massiv verunsichert wurden und erst so viele Videobeweise notwendig wurden.

    Es gibt aber vom DFB Statistiken…

    Hofmann: Das ist doch alles Quatsch, dass da 90 Situationen richtig aufgelöst wurden. Von den 90 wären 70 gar nicht entstanden, wenn der Schiedsrichter nicht wüsste, da sitzt noch einer in Köln und schaut es sich noch einmal an. Noch einmal - wenn es so weiter geht wie vergangene Saison oder in der Vorrunde, dann tut der Videobeweis dem Fußball nicht gut. Deswegen haben wir eine gewisse Distanz dem Videobeweis gegenüber entwickelt.

    Sie haben einmal gesagt, der Fußball darf kein reines Produkt werden wie zum Beispiel der American Football in den USA, sondern muss weiter ein Identifikationssport bleiben. Auf welchem Weg ist da die Bundesliga?

    Hofmann: Selbst beim Super Bowl haben Sie weniger Stimmung als wenn Sie Magdeburg gegen Halle anschauen. Ich denke, wir sind da auf einem vernünftigen Weg. Unterbrechungen für irgendwelche Werbepausen wird es nicht geben. Und ich glaube, die Liga hat die Prioritäten jetzt auch ein wenig verschoben. Es gibt eine vernünftige Diskussion über das Montagabend-Spiel und über die Plattform, über die die Spiele übertragen werden sollen.

    Ist die Ausweitung der Spieltage noch erträglich?

    Hofmann: Freitag, Samstag, Sonntag wurde schon immer gespielt. Der Montag ist im Ausnahmefall mal zu nutzen. Wenn einer am Donnerstag in Wladikawkas spielt und am Sonntag wieder auswärts antreten müsste, dann macht der Montag Sinn. Aber nur dann.

    Und wie ist es mit den Anstoßzeiten?

    Hofmann: Auf Freitagabend freue ich mich immer. Am Samstag haben wir zwei Anstoßzeiten, die finde ich gut. Der Sonntag ist ein Kompromiss.

    Klaus Hofmann ist Präsident des FC Augsburg.
    Klaus Hofmann ist Präsident des FC Augsburg. Foto: Ulrich Wagner

    Welche Alternativen gibt es?

    Hofmann: Wenn man im Februar und März den internationalen Kalender ansieht, muss man sich fragen, ob man das Achtelfinale der Champions League über vier Wochen ziehen muss und die nationalen Ligen darum keine englische Wochen durchführen können? Das erschwert es, den Bundesliga-Spielplan zu erstellen, auch wenn englische Wochen natürlich auch nicht die Königslösung sind. Auch die Diskussion über die Klub-WM oder Weltliga ist aberwitzig. Die sollen ihre Weltliga einführen und dann werden wir sehen, wie schnell sie pleitegehen. Es ist wie bei kleinen Kindern: Manche Dinge muss man selbst spüren, ehe man es glaubt.

    Warum sollte die Klub-WM oder Weltliga nicht erfolgreich sein?

    Hofmann: Weil keiner vier Mal im Jahr Spiele sehen will von Galatasaray Istanbul gegen CA Independiente Buenos Aires.

    Aber eine Antrittsgebühr von 50 Millionen Euro ist doch verlockend.

    Hofmann: Deswegen muss sich das von den nationalen Ligen trennen, weil damit die nationalen Ligen noch ungleicher werden würden.

    Wo würden Vereine wie Bayern München oder Borussia Dortmund spielen?

    Hofmann: In der Weltliga, wo denn sonst. Das würden sie aber nie machen, weil die Bundesliga der viel bessere Wettbewerb ist. Aber in der Fifa denken die Leute anders. Die sollen das ausprobieren. Aber so wie es jetzt läuft, immer wieder einen Wettbewerb draufzusetzen und noch auszudehnen, ist es nur lächerlich. Da ist der Fußball international auf einem falschen Weg. Ich warte nur darauf, dass einer den Samstag als Spieltag für internationale Wettbewerbe entdeckt. Dann kann man als DFB nicht mehr mit der Fifa zusammenarbeiten.

    Kann der DFB das überhaupt?

    Hofmann: Nein, weil er dann aus allen internationalen Wettbewerben fliegen würde.

    Die Bundesliga ist so ausgeglichen wie lange nicht mehr. Eine Ausnahme?

    Hofmann: Klar. Das ist eine Momentaufnahme. Wie soll es denn auf Strecke gehen, wenn ein Verein mit 40 Millionen Euro Jahresumsatz gegen einen mit 700 Millionen spielt?

    Kann man da gegensteuern?

    Hofmann: Die Bundesliga macht es mit der Geldverteilung richtig gut, auch Bayern und Dortmund, die keine Alleinvermarktung anstreben, sondern in der Zentralvermarktung bleiben, weil sie den Wert der Bundesliga kennen. Wir wollen, dass auch der 18., der 17. und auch die 2. Liga Geld bekommen. Da gibt es keine Dissonanz. Aber das große Geld fließt über die Champions League rein. Es gibt Beispiele, bei denen Vereine, die kein Spiel in der Gruppenphase gewonnen haben, trotzdem mehr Geld bekommen als der Personalaufwand des FCA in einer Saison ist. Wie soll da ein Gleichgewicht erhalten bleiben?

    Würde es Sie nicht mal reizen ganz oben anzugreifen? Dazu bräuchte der FCA aber einen Investor.

    Hofmann: Das ist aber nicht der Augsburger Weg. Für Augsburger Verhältnisse haben wir eine vernünftige Kapitalbasis gefunden und damit fühlen wir uns wohl. Wir haben neun Jahre bewiesen, dass wir das auch ohne Investor ganz gut hinkriegen. Von daher sehe ich es weiterhin als Modell für die Zukunft. Es ist für uns die gleiche Herausforderung in der Bundesliga zu bleiben, wie für einen anderen Verein die Champions League zu erreichen.

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