Schon bei den ersten Gesprächen mit Markus Weinzierl und Stefan Reuter hatte Markus Feulner, 32, ein gutes Gefühl. Der Franke, der Wert darauf legt, dass er aus Bamberg stammt, auch wenn in seinem Pass Geburtsort Scheßlitz steht („Weil es da das modernere Krankenhaus gab“), war gerade mit dem 1. FC Nürnberg abgestiegen, als der Trainer und der Sportmanager des FC Augsburg Kontakt zu dem defensiven Mittelfeldspieler aufnahmen.
Im Gepäck hatten die Augsburger Vertreter drei Trümpfe. Die Erstklassigkeit, einen Zwei-Jahres-Vertrag und ihre persönliche Integrität. Und alle stachen. „Das Duo Weinzierl und Reuter war für mich ausschlaggebend und die Möglichkeit, noch einmal Bundesliga zu spielen. Dafür bin ich den beiden überaus dankbar“, begründete Feulner den Wechsel von Franken nach Schwaben.
Dort beim Club hatte man den Spielern, deren Kontrakte nur für die Bundesliga galten, nach dem Abstieg nur einen Ein-Jahres-Vertrag angeboten. Der FCA ergriff die Chance, holte Feulner ablösefrei und ließ den wechselwilligen Kevin Vogt für ungefähr zwei Millionen Euro nach Köln ziehen. Ein guter Tausch im defensiven Mittelfeld, finden Weinzierl und Reuter. Denn Feulner gilt als Kämpfer und ehrlicher Arbeiter mit einer erstaunlichen Technik, aber auch als guter Rückraum- und Standardschütze.
Schwindelerregende Achterbahnfahrt mit Auf- und Abstiegen
Auch Feulner ist zufrieden. Auf der Zielgeraden einer Karriere, die einer schwindelerregenden Achterbahnfahrt gleicht, in der er vier Abstiege zu verdauen hatte, aber auch zwei Aufstiege und zwei Meistertitel feiern konnte, darf Feulner weiter im Konzert der Großen mitspielen.
Dabei schien alles darauf hinzudeuten, dass er sogar ein Solist in diesem Orchester werden könnte. Feulner, in der Bayern-Jugend ausgebildet, erzielte zum Beispiel im November 2002 im Champions-League-Spiel gegen Lens (3:3) in der 87. Minute das 3:2. In der 90. Minute wurde er ausgewechselt. Für ihn kam Philipp Lahm, kurz zuvor war Bastian Schweinsteiger eingewechselt worden.
Verletzungen bremsten die Karriere von Markus Feulner ein
Beide spielen derzeit bei der WM in Brasilien, Feulner sieht die Spiele nur im TV. Trotzdem ist er mit sich im Reinen: „Ich freue mich für die Jungs, dass sie so eine Karriere hingelegt haben und ich ziehe den Hut vor ihnen. Aber ich bin durchaus zufrieden mit meiner Karriere. Ich kann Bundesliga spielen. Ich glaube, das wäre für viele schon ein Highlight. Dass es nicht noch weiter nach oben gegangen ist, liegt sicher auch an den Verletzungen.“
Beispiel Köln. Im Winter 2003 wechselte er als 21-Jähriger von den Bayern zum FC. Im Meister-Starensemble an der Isar hatte er sich nicht durchsetzen können. Am Rhein war der Karren aber schon verfahren, Köln stieg ab. Mit Feulner gelang der Wiederaufstieg, dann zog er sich einen Kreuzbandriss zu. Er fiel lange aus, Köln stieg wieder ab.
Das ist Markus Feulner
Markus Feulner wurde am 12. Februar 1982 in Scheßlitz (Oberfranken) geboren.
In seiner Jugend spielte er unter anderem für die SV Pettstadt, den FC Bamberg und den FC Bayern München.
Als Profi-Fußballer hat Feulner schon in Köln und Mainz und Dortmund gespielt.
Vor seinem Wechsel zum FCA war der Mittelfeldspieler beim 1. FC Nürnberg aktiv.
Feulner war zweimal Deutscher Meister, 2003 mit dem FC Bayern München und 2011 mit Borussia Dortmund.
Feulner wechselte zum FSV Mainz 05 und blühte unter Jürgen Klopp auf. Mainz stieg auf, doch die Bundesliga war eine Nummer zu groß für den FSV. 2009 folgte Feulner Klopp zu Borussia Dortmund.
Yoga half Feulner, fit und gesund zu bleiben
Doch ein Syndesmosebandanriss setzte ihn lange außer Gefecht. Der BVB machte sich auf den Weg zur Spitzenmannschaft, zumeist ohne Feulner. Der zweifelte, grübelte. In diesem Tief fand er zum Yoga. „Mein damaliger Berater hat es mir empfohlen, um fit und gesund zu bleiben.“
Feulner schwört noch heute auf die fernöstliche Entspannungslehre. In einem früheren Interview mit der Süddeutschen Zeitung beschrieb er die Wirkung so: „Da kann ich mich fallen lassen. Nach einer Stunde fühle ich mich wie nach einer Woche Urlaub.“
Als Dortmund 2011 überraschend Meister wurde, war Feulner aber nur ein Statist. Doch der Teamspirit von damals ist bis heute tief in ihm verwurzelt. „Ich habe dort gelernt, dass es unfassbar wichtig ist, eine geschlossene Einheit zu bilden und dass man dann auch extrem erfolgreich sein kann.“
Feulner ging als Führungsspieler beim Klassenerhalt voran
Diese Einstellung nahm er im Sommer 2011 auch mit nach Nürnberg. Zweimal gelang der Klassenerhalt. Feulner, der fast Gescheiterte, ging als Führungsspieler voran. Dabei musste er im September 2012 den Tod seines Vaters Michael verkraften. Der 54-Jährige verunglückte bei einem Hoovercraft-Rennen mit seinem Luftkissenboot tödlich. Feulner erfuhr es damals kurz vor dem Auswärtsspiel in Gladbach.
Doch die Kämpfernatur steckte auch diesen Schicksalsschlag weg. Der Fußball war ein Teil der Trauerarbeit. Er lenke ihn ab. Feulner fand nach einer Pause zurück ins Team. In der vergangenen Saison bröckelte allerdings die Nürnberger Festung. Unglaubliches Verletzungspech, unverständliche Trainerwechsel und auch eigenes Unvermögen setzten beim Club eine Abwärtsspirale in Gang, die nicht mehr aufzuhalten war.
Beim FCA will Feulner wieder die positiven Seiten des Fußballs erleben: „Es macht einfach wahnsinnig Spaß, auf dem Platz zu stehen und Fußball zu spielen. Es ist Antrieb und Motivation für mich, meinem Hobby nachgehen zu können.“
Und mit dem Teamgeist, den er in Dortmund erlebte, will der Teamspieler in Augsburg die Mission Klassenerhalt angehen: „Das ist auch eine Stärke des FC Augsburg. Sie haben auch in der vergangenen Saison nachgelegt, als der Klassenerhalt schon gesichert war. Dies zeigt, dass die Mannschaft einen super Charakter hat.“