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FC Augsburg: FCA-Manager Stefan Reuter: „Wir wollen authentische Profis“

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FCA-Manager Stefan Reuter: „Wir wollen authentische Profis“

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    FCA-Manager Stefan Reuter beim Interview auf dem Gaislachkogel bei Sölden.
    FCA-Manager Stefan Reuter beim Interview auf dem Gaislachkogel bei Sölden. Foto: Klaus Rainer Krieger

    Ihr Kapitän Daniel Baier hat erklärt, bei ihm sei in diesem Jahr keine WM-Stimmung aufgekommen. Wie haben Sie das Turnier in Russland erlebt?

    Stefan Reuter: Ähnlich. Oft kämpft sich die deutsche Mannschaft ins Turnier, parallel dazu baut sich die Stimmung auf. Diesmal hat das WM-Fieber die Zuschauer und Fans nie richtig gepackt, weil die WM aus deutscher Sicht enttäuschend verlief. Das muss man aber akzeptieren und die Lehren daraus ziehen.

    Der Deutsche Fußball-Bund will einen Umbruch, hält aber an Joachim Löw fest. Hätten Sie sich einen neuen Bundestrainer gewünscht?

    Reuter: Nein, für ihn waren das wichtige Erfahrungen, eine Negativphase mitzuerleben. Jedem muss man eine schwächere Phase zugestehen, Löw und das Team werden die Schlüsse daraus ziehen.

    Dem DFB ist vorgeworfen worden, er hätte die Vermarktung der Mannschaft übertrieben. Können Sie diese Kritik verstehen?

    Reuter: Dass die Vermarktung wächst, ist normal. Dabei unterscheidet sich der Fußball nicht von anderen Sportarten. Wichtig ist, dass sich Spieler und zuständige Verantwortlichen aufs Sportliche konzentrieren.

    Dennoch beschleicht einen im Fußball das Gefühl, es gehe nur noch ums Geld.

    Reuter: Ich war vor kurzem bei der Formel 1, auch da dreht sich vieles um Vermarktung. In allen großen Sportarten verhält es sich so. Um konkurrenzfähig zu sein, müssen wir uns dem Markt stellen, ohne aber unsere Identität zu verlieren.

    Horrend hohe Ablösesummen, ausufernde Vermarktung. Fährt der Fußball irgendwann gegen die Wand?

    Reuter: Nein, das glaube ich nicht.

    Ihr Spieler Martin Hinteregger stört sich an der jüngsten Entwicklung. Er hat gesagt, als Fußballer dürfe er nicht er selbst sein. Und er dürfe nicht sagen, was er denkt. Sind diese Aussagen nachvollziehbar?

    Reuter: Ja, sind sie. Sobald du dich äußerst, musst du dich erklären und rechtfertigen. Wenn Spieler sich öffnen, bekommen sie kaum noch Ruhe, weil es oft medial größer gemacht wird. Daher verhalten sie sich in der Öffentlichkeit passiver. Bei uns kann sich jeder Spieler äußern und er selbst sein. Das ist wohl ein Grund, warum sich Martin in Augsburg so wohlfühlt. Wir wollen authentische Profis.

    Sehen Sie Unterschiede zu Ihrer aktiven Karriere?

    Reuter: Durch die Handy-Generation kann sich kein Spieler sicher sein, dass er nicht beobachtet wird. Damit müssen Spieler lernen umzugehen. Wir wollen aber auch ein gewisses Maß an Publicity und Werbung. Deshalb dürfen wir uns nicht beschweren, wenn ein Stück Privatsphäre fehlt. Aufgrund des öffentlichen Drucks wird Entspannung immer wichtiger. Ich empfehle Rückzugsorte, an denen man abschalten kann. Der eine geht im Siebentischwald spazieren oder radelt, der andere geht zur Jagd oder spielt im Garten mit den Kindern.

    Inzwischen haben Spieler einen ungemein hohen Marktwert und sind für Vereine ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Machen sich Klubs dadurch erpressbar?

    Reuter: Die Macht der Spieler wächst stetig. Unsere Mannschaft entwickelt dennoch immer wieder ein Zusammengehörigkeitsgefühl und regelt Dinge intern. Bei uns gibt es Regeln, wir können aber nicht alles vorgeben.

    Takashi Usami will zu Fortuna Düsseldorf wechseln. Wie weit sind die Verhandlungen?

    Reuter: Vieles deutet auf eine zeitnahe Einigung hin.

    Sind eine Vertragsverlängerung in Augsburg und ein erneutes Leihgeschäft eine Option?

    Reuter: Ja, über diese Themen denken wir nach.

    Philipp Max träumt von einem großen Klub. Befürchten Sie, dass Topspieler wie er, Finnbogason oder Gouweleeuw den FCA im Sommer noch verlassen wollen?

    Reuter: Aktuell beschäftigen wir uns bei keinem Spieler mit konkreten Anfragen. Ich gehe davon aus, dass wir alle halten können. Wenn ein Spieler sich schnell entwickelt und für einen großen Klub spielen kann, werden wir eine Lösung suchen, mit der alle zufrieden sind.

    Wir befinden uns hier auf über 3000 Metern Höhe. Wie hoch hinaus will der FCA in der kommenden Saison?

    Reuter: So hoch wie möglich. Unser Ziel bleibt der Klassenerhalt.

    In der Nationalmannschaft und ihren Klubs haben Sie etliche Titel gewonnen. Wann holen Sie mit dem FCA den ersten Titel?

    Reuter: Wäre schön, wenn ich den Titel gewinnen würde, der mir noch fehlt: den DFB-Pokal. Die Bundesliga zu gewinnen, wäre für den FCA dann doch sehr vermessen.

    Vielleicht mit einem anderen Klub?

    Reuter: Ich habe mit dem FCA noch viel vor. Ich verspüre innere Zufriedenheit, wenn wir uns weiterhin gegen die Großen behaupten und die Klasse halten. Das ist reizvoll und macht sehr viel Spaß.

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