Eigentlich hätte Eintracht-Trainer Adi Hütter vor dem Auswärtsspiel beim FC Augsburg am Samstag (15.30 Uhr/Sky) die Frage nach der Negativserie von neun Spielen ohne Sieg gar nicht mehr gestellt werden dürfen.
Am Dienstag führte Frankfurt zu Hause gegen Borussia Mönchengladbach bis zur 90. Minute mit 3:1, alles deutete daraufhin, dass die Eintracht endlich wieder seit dem 3. Oktober nach sieben Unentschieden und zwei Niederlagen gewinnen würde. Doch dann kam der Gladbacher Kapitän Lars Stindl, der die Borussia schon mit 1:0 in Führung gebracht hatte und rettete der Borussia mit seinen Treffern zwei (90.) und drei (90.+5) den einen Punkt.
DFB-Pokal-Spiel gegen Leverkusen verlegt
Und so musste Hütter auf der Pressekonferenz vor dem letzten Spiel des Jahres für die Eintracht, das Pokalspiel gegen Bayer Leverkusen wurde auf den 12. Januar verlegt, wieder dazu Stellung nehmen: „Wir wollen alles unternehmen, um zu gewinnen und die Serie zu brechen. Es ist sehr, sehr wichtig, dass wir mit einem guten Gefühl in die Rückrunde gehen.“
Das stimmt zwar nicht, denn am Samstag wird erst der 13. Spieltag der Saison absolviert, doch mit einem Sieg in Augsburg hätte man einen „versöhnlichen Abschluss“ und „eine gute Ausgangsposition“ fürs neue Jahr. Derzeit liegt man mit 14 Punkten zwei Punkte hinter dem FCA auf Platz zehn.
Doch während man beim FCA nach dem Sieg in Bielefeld mit 16 Punkten den Blick nach unten richtet, Sport-Geschäftsführer Stefan Reuter hatte am Mittwochabend erleichtert erklärt, dass „das die Spiele sind, um sich von hinten abzusetzen“, will man sich bei den Frankfurtern nicht so recht mit den Niederungen beschäftigten.
Man spekuliert lieber mit den Plätzen, die ein internationales Startrecht garantieren. Dort hält sich derzeit Union Berlin als Sechster. Der Abstand dorthin sei „nicht die Welt“ findet die Frankfurter Rundschau. Für sie ist Tabellenplatz zehn „Mittelmaß, Durchschnitt, nix Halbes und nix Ganzes“. Das sieht auch Adi Hütter so. Dennoch bleibt er gelassen. Sieht sich mit seinem Team auf dem richtigen Weg: „Wir spielen einen sehr gepflegten, guten Fußball. Ich spüre eine innere Zufriedenheit.“
3:1-Führung gegen Borussia Mönchengladbach reicht Eintracht nicht
Mit einem Sieg in Augsburg würde die noch größer. „Mittelfristig und langfristig“, verspricht Hütter, werde die Eintracht „diese Plätze nie aus den Augen verlieren“. Das Selbstbewusstsein ist auf eine gewisse Weise auch gerechtfertigt, denn wie Frankfurt die Gladbacher, immerhin Champions-League-Achtelfinalist, 70 Minuten im Griff hatte, beeindruckte.
Doch dieses Niveau können die Frankfurter derzeit nicht über ein ganzes Spiel halten. Trotzdem rückt Hütter von seiner attraktiven Spielweise nicht ab. „Ich bleibe bei meinem Spiel, ich werde hinten nicht zwei Omnibussen parken, um Tore zu verhindern“, sagt er.
Hütter trainiert seit Juli 2018 die Eintracht. Der 50-jährige Österreicher hat zusammen mit dem schlitzohrigen Manager Fredi Bobic die Hessen auf internationales Niveau gehoben und dort auch, mit Durchhängern, durch geschickte Transferpolitik gehalten. Auch in der vergangenen Europa-League-Saison, die coronabedingt bis in den August dauerte, gelangte man ins Achtelfinale. Dort schied man gegen Basel aus.
Ex-FCA-Spieler Martin Hinteregger ist gegen Chelsea der tragische Held
Gradmesser für die Eintracht-Fans ist aber weiterhin der märchenhafte Siegeszug in der Europa-League 18/19, der erst im Halbfinale durch ein 3:4 n.E. bei Chelsea endete. Tragischer Held im Mai 2019 war Martin Hinteregger. Erst im Januar 2019 mit viel Getöse vom FCA zur Eintracht gewechselt, machte er damals das Spiel seines Lebens, um dann im Elfmeterschießen zu scheitern. Das Bild, wie ihn nach dem Ausscheiden die Eintracht-Fans trösteten, bleibt unvergesslich.
Auch im Winter 2020 zählt Hinteregger zu den Stützen in der Dreierkette. Gut möglich, dass er gegen den FCA den gesperrten Kapitän David Abraham ersetzt und als Linksfuß auf die rechte Abwehrseite wechselt. Hinteregger hat in dieser Saison noch keine Minute in der Bundesliga gefehlt und wird auch an alter Wirkungsstätte aufgrund seiner Robustheit gebraucht.
Eintracht-Trainer Adi Hütter: Der FCA spielt keinen Zauberfußball
„Der FCA hat gegen Bielefeld zwar nicht den Zauberfußball gespielt, aber sie haben einen effektiven Fußball gespielt. Sie sind eine ganz unangenehme Mannschaft, bei der man den Kampf von der ersten Minute an annehmen muss“, sagt Hütter.
Dafür sind Spieler wie Hinteregger oder Sebastian Rode zuständig. Auch der Ex-Augsburger Dominik Kohr gilt als Eisenfuß. Doch sitzt der 26-Jährige mehr auf der Ersatzbank, als er spielt.
Vom AC Mailand zur Eintracht Frankfurt
Für das Spektakel ist hingegen Top-Torjäger André Silva zuständig. Der Portugiese ist ein Beispiel für die gelungenen Transfer-Coups. Erst vom AC Mailand im Spätsommer 2019 ausgeliehen, verpflichtete Manager Bobic den 25-Jährigen ein Jahr später für nur drei Millionen Euro Ablöse fest. Sein Marktwert heute: über 20 Millionen Euro.
Nach einigen Anlaufschwierigkeiten spielt Silva groß auf. Nach elf Spielen hat er neun Treffer auf dem Konto, gegen Gladbach traf er zweimal. Zum schon so lange ersehnten Sieg reichte es trotzdem nicht.
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