Gut möglich, dass David S. Blitzer am Samstagmorgen irgendwo in New York City im Trikot des FC Augsburg vor dem Fernseher verfolgen wird, wie sich das neue Mitglied in seinem Sportbeteilungsportfolio im Heimspiel gegen Arminia Bielefeld (15.30 Uhr/Sky) schlägt. „David ist ein Sportverrückter“, sagt FCA-Chef Klaus Hofmann, der den US-amerikanischen Multimillionär seit über 20 Jahren beruflich und privat kennt, im Interview mit unserer Redaktion. Doch was ist sonst über den neuen US-Investor beim FC Augsburg bekannt?
US-Investor beim FCA: David Blitzer besitzt Anteile an Philadelphia 76ers und New Jersey Devils
Und aus diesem persönlichen Kontakt heraus ist nun eine Verbindung entstanden, die dem FCA durchaus guttun kann. Blitzer, 51, hat im Februar mit seiner Firma „Bolt Football Holdings (Germany)“ 45 Prozent der Anteile an der Hofmann Investoren GmbH übernommen. Mit dieser hält Hofmann, 53, wiederum 99 Prozent der Anteile der FCA KGaA, in der der Profi-Betrieb ausgegliedert ist.
Der Bundesligist ist bei weitem nicht das einzige Sportunternehmen, an dem der fünffache Familienvater beteiligt ist. So hält er unter anderem Anteile an den US-Profiteams Philadelphia 76ers (Basketball), New Jersey Devils (Eishockey) und den englischen Premier-League-Klub Crystal Palace. Im September 2020 erwarb er mit der Bolt Holding 97 Prozent am belgischen Erstligisten Waasland-Beveren.
Blitzer, der in der Kleinstadt Scotch Plains in New Jersey, im Hinterland von New York City aufgewachsen ist, absolvierte sein Studium an der renommierten University of Pennsylvania und verdient sein enormes Privatvermögen als Topmanager bei der milliardenschweren Investmentfirma Blackstone Group. Mit seinem eigenen Geld unterstützt er viele gemeinnützige Organisationen, beteiligt sich aber auch gerne an aussichtsreichen Sportunternehmen. Wie jetzt beim FCA.
Neuer US-Investor: Jetzt scheidet Marcus Höfl, Ehemann von Maria Höfl-Riesch, beim FCA aus
Da ersetzt Blitzer die beiden Erst-Anteilseigner Detlef Dinsel und Marcus Höfl, die im Zuge dessen auch aus dem Aufsichtsrat der KGaA ausscheiden. Ihre Posten werden nicht nachbesetzt. Das Kontrollgremium besteht künftig nur noch aus den Hofmann-Vertrauten Stefan Frederking (Vorsitzender), Thilo Sautter und Ex-Profi Jan-Ingwer Callsen-Bracker. Die „Bolt Football Holdings“ erhält keinen Sitz im Aufsichtsrat und auch keinen anderen Posten beim FCA. Das war FCA-Chef Klaus Hofmann wichtig. „David ist kein Investor, sondern ein Partner“, sagt er. Einer, der im Hintergrund bleibt, aber der langfristig mithelfen will, den FCA weiter nach oben zu bringen.
Natürlich als finanzstarker Partner, der Stabilität verleiht, aber vor allem soll Blitzer mit seinem guten Netzwerk helfen. Etwa im Bereich der Internationalisierung durch Marketing oder Sponsoring auf dem amerikanischen Markt. Im Sommer 2020 hatte der FCA schon eine USA-Reise geplant, die coronabedingt abgesagt werden musste. Oder durch den Austausch von Know-how mit nordamerikanischen Profiklubs.
FCA-Ultras kritisieren die fehlende Kommunikation
Es ist ein millionenschwerer Deal in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, trotzdem hat er bei den FCA-Fans ein ganz unterschiedliches Echo hervorgerufen. Die Ultras, die auf ihrer Homepage den Einstieg veröffentlichten, sind sauer. „Es werden im Hintergrund Millionenbeträge transferiert und ggf. Anteile an unserem FCA an eine unbekannte amerikanische Investorengruppe veräußert, ohne dass Fans und Mitglieder des FCA ins Boot geholt oder über den Einstieg informiert wurden“, heißt es dort.
Dirk Weißinger, stellvertretender Vorsitzender des Fan-Vereins Ulrich-Biesinger-Tribüne (UBT), sieht es differenzierter: „Im UBT sind Fans aller Couleur vereinigt, dementsprechend weitgefächert sind die Meinungen. Vor allem die Ultras stehen dem Investoren-Einstieg sehr distanziert und kritisch gegenüber, aber sie wissen auch, dass man das Rad nicht mehr zurückdrehen kann. Dann gibt es die, die es hinnehmen und die, die den Einstieg begrüßen, weil sie hoffen, dass es einen sportlichen Erfolg nach sich zieht.“
Der Steuerberater selbst meint, man solle sich mit dem Sachverhalt arrangieren. Allerdings kritisiert er – wie Teile der Fans und vor allem die Ultras – die fehlende offene Kommunikation. „Es ist bedauerlich, dass gegenüber den Mitgliedern des FCA e.V. gar nicht kommuniziert wurde, weder im Vorfeld noch nach dem Vollzug. Das hätte man einfach früher tun sollen und auch können, denn das ist nicht nur Stimmvieh.“
Kellerduell des FCA am Samstag gegen Arminia Bielefeld
Doch am Samstag drückt Weißinger, wie David S. Blitzer auch, dem FCA im Abstiegskampf gegen Bielefeld die Daumen. Denn die Arminia ist bis auf sechs Punkte herangerückt. Mit einem Sieg würde sich der FCA den größten Abstiegssorgen entledigen, bei einer Niederlage beginnt das große Zittern. Blitzer braucht am Wochenende gute Nerven. Denn wenn Waasland-Beveren am letzten Spieltag am Sonntag gegen Leuven nicht gewinnt, ist der Tabellenletzte abgestiegen.
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