Die Erleichterung war groß, der Jubel eher verhalten. Ein kurzes Abklatschen vor der Trainerbank, viel mehr Emotionen ließen sie beim FC Augsburg nicht zu. Das 2:1 gegen 1899 Hoffenheim war zwar der 100. Sieg der Bundesligageschichte und ein großer Schritt auf dem Weg Richtung Klassenerhalt, die zweite Halbzeit aber hatte auch für Ernüchterung gesorgt. Beinahe wäre wieder ein Vorsprung verspielt worden. Diesmal aber reichte es, anders als noch gegen Bayer Leverkusen, zu einem Heimsieg. Zu einem ganz wichtigen obendrein.
FC Augsburg kann den Klassenerhalt in einer Woche so gut wie sicher machen
So überwog die Erleichterung und die Freude über eine ansehnliche erste Halbzeit, die dem FCA eine 2:0-Führung gebracht hatte. Vor allem dank Ruben Vargas, der zunächst selbst traf (8.) und wenig später perfekt mit einem fast 50 Meter langen Ball für André Hahn vorbereitete (23.). Hoffenheim kam nur noch zum Anschluss durch Robert Skov (86.), der zwar sehr gelungen war, aber nichts daran änderte, dass die Gäste aus dem Kraichgau zusehends in eine echte Krise schlittern. Der FCA jedenfalls hat Hoffenheim schon einmal überholt und könnte mit einem weiteren Sieg in einer Woche beim Schlusslicht FC Schalke 04 ein weiteres Jahr Bundesliga so gut wie sicher machen. Das sind gute Aussichten.
Herrlich hatte sich entschieden, Ruben Vargas von Beginn an zu bringen. „Ein Risiko“, wie der FCA-Trainer hinterher selbst zugab. Zum einen war der Schweizer erst am Donnerstag von der Nationalmannschaft zurückgekehrt, was ihn viele Kräfte gekostet hatte. Zum anderen hatte er aber auch ein Magen-Darm-Problem, sodass sein Einsatz erst nach dem Aufwärmen wirklich feststand. 45 Minuten hielt Vargas prächtig durch, danach ging nichts mehr. „Er war völlig platt“, sagte FCA-Manager Stefan Reuter hinterher. „Sein Einsatz aber hat sich voll gelohnt“, meinte Herrlich, der sich damit auch ein bisschen selbst für seine Risikobereitschaft bei der Aufstellung lobte.
Ohne Vargas und Framberger spielte der FCA eine schwächere zweite Halbzeit
Da neben Vargas allerdings auch Raphael Framberger wegen Schwindelgefühlen nach einem Zusammenprall bei einem Kopfballduell ausgewechselt werden musste, gingen die Gastgeber mit zwei schnellen Flügelspielern weniger in die zweite Hälfte. Die eingewechselten Michael Gregoritsch und Mads Pedersen konnten das Niveau ihrer Vorgänger nicht mehr halten, was Hoffenheim zumindest dazu zu nutzen wusste, jetzt fast ausschließlich den Ball in den eigenen Reihen zu haben. Da Herrlich auch Marco Richter vom Feld nahm und fortan auf eine defensive Fünferkette setzte, gab es für den FCA überhaupt keine Entlastung mehr. Die zweite Hälfte erinnerte somit an schlechte Zeiten, oder wie es Torwart Rafal Gikiewicz zusammenfasste: „Das war scheiße. Wir waren zu passiv. In der Bundesliga kann man sich nicht nur hinten reinstellen.“
Herrlich drückte sich etwas zurückhaltender aus, in der Summe aber teilte er die Meinung seines Torwarts. „Die erste Halbzeit hat uns zum Sieg geführt, die zweite Halbzeit war nicht gut. Da werden wir den Finger in die Wunde legen und das genau analysieren“, sagte der Trainer, der diesmal Richter im offensiven Zentrum ran ließ. Lászlo Bénes hatte am Anfang der Woche mit einem Infekt zu kämpfen gehabt und stieg erst am Donnerstag ins Training ein. So war die Chance für Richter gekommen, der ordentlich spielte, aber ohne Scorerpunkt blieb. „Er hat sehr gut gearbeitet, auch nach hinten“, sagte Herrlich.
Gegen Schalke muss der FC Augsburg einen weiteren Sieg nachlegen
Der FCA kann nun also etwas durchatmen. „Das war ein wichtiger Sieg“, befand Stefan Reuter. Trainer Heiko Herrlich sprach von „einem Riesenschritt für uns“, warnte aber auch davor, nachzulassen und sich zu sicher zu fühlen. Anderseits sagte er aber auch: „Vielleicht können wir ja in diesem Jahr den Klassenerhalt früher schaffen und dann noch in der Tabelle klettern.“ Die Grundlage ist jedenfalls gelegt, in einer Woche besteht die große Chance, sich weiter abzusetzen. Zuletzt aber hatte der FCA nach einem Sieg nie nachlegen können. Auf Schalke aber sollte das möglich und das Ziel sein.
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