Es war am Dienstag kurz nach 21.30 Uhr als Mario Raffaele seine Niederlage in der nächtlichen WWK-Arena eingestand. „Es war eine klare Entscheidung der Mitglieder, die es zu respektieren gibt“, sagte der 34-Jährige. Er ist seit vielen Jahren einer der führenden Köpfe in der aktiven Fan-Szene des FC Augsburg und stellte sich jetzt bei der Jahreshauptversammlung des Vereins zur Wahl in den Aufsichtsrat. Doch genauso wie der zweite Kandidat der Fan-Szene, Alexander Süßmair, fiel er durch.
Gerade die aktive Fan-Szene moniert schon seit längerem, dass die Mitglieder im FCA-Konstrukt nicht mehr richtig wertgeschätzt würden, dass kaum noch Diskurs und Diskussion auf Augenhöhe möglich sei und alle wichtigen Themen von oben diktiert würden.
Überwiegende Mehrheit der 845 FCA-Mitglieder bestätigen den Kurs von Klaus Hofmann
Daran hatte die überwiegende Mehrheit der 845 FCA-Mitglieder, die an diesem Abend in das Fußball-Stadion kamen, nichts auszusetzen. Sie bestätigten die FCA-Führungsspitze um den Vorstandsvorsitzenden Klaus Hofmann in ihrem Kurs. Der Vereinsvorstand um Hofmann und der Aufsichtsrat wurden mit großer Mehrheit, wenn auch mit einigen Gegenstimmen mehr als sonst, entlastet. Und auch bei der Wahl der Aufsichtsratsmitglieder, die den Vorstandsvorsitzenden des Vereins bestimmen, entschieden sie sich für die nächsten drei Jahre für die etablierten Funktionäre.
Manfred Ringer stand nicht zur Wahl, der bisherige Aufsichtsratsvorsitzende Thomas Müller (54/Apotheker aus Bobingen) erhielt 652 Stimmen, Walter Sianos (59/Herausgeber der Szene Augsburg) 644 Stimmen, Gerhard Wiedemann (75/ehe. Vorstandsvorsitzender Kuka) 611 Stimmen, Johannes Hintersberger (67/ Mitglied des Landtages) 579 Stimmen. Raffaele mit 278 Stimmen und Süßmair mit 203 Stimmen lagen deutlich zurück.
Mario Raffaele sieht einen Mehrgewinn für den FCA
Raffaele war trotzdem zufrieden, dass sich sechs Kandidaten um die vier freien Posten beworben hatten. „Es ist ein gutes Zeichen, ein Mehrgewinn, dass es überhaupt Gegenkandidaten gab.“
So sah es auch Klaus Hofmann. „Es gab sechs Kandidaten, die sicher nicht einem, sondern zwei, wenn nicht sogar drei Lagern zuzuordnen waren. Das war demokratisch. Die beiden, die nicht gewählt wurden, haben sich gut präsentiert.“ Für ihn war die Wahl ein Zeichen dafür, „dass Augsburg das 50+1 lebt“. Denn der e.V. hat durch diese Regel immer die Stimmenmehrheit in der ausgegliederten Profigesellschaft, der GmbH & Co KGaA.
Doch eines war an diesem Abend deutlich zu spüren: Gerade bei den Ultras, die vor allem für die Stimmung im Stadion zuständig sind, und einigen anderen Mitgliedern der aktiven Fan-Szene, rumort es derzeit. Sie sehen ihre Anliegen im FCA-Konstrukt aus e.V. und Profi-Gesellschaft nicht ausreichend vertreten. Sie wollen als Vereinsmitglieder mehr Mitspracherecht und versuchten dies bei der Mitgliederversammlung zu späterer Stunde dann auch noch mit mehreren Anträgen zu zeigen.
Am Beispiel Videobeweis zeigten sich die Spannungen deutlich. So hatte sich Hofmann schon in seinem Bericht als Vorstandsvorsitzender zu Beginn der Mammutveranstaltung, die rund fünf Stunden dauerte, klar festgelegt: „Der Videobeweis muss weg.“
Mitgliederversammlung kann keine verbindliche Anweisungen geben
Bei der Einführung des VAR vor zwei Jahren war er noch optimistisch, dass der Fußball gerechter werde, doch nach zwei Jahren hat er sich eine andere Meinung gebildet. „Was wir nicht bedacht haben, ist, dass diese Pseudowissenschaftlichkeit keine klare Linie hat“, sagt Hofmann. „Diese Pseudogenauigkeit, die wir uns vorgaukeln, macht das Spiel kaputt.“ Doch einigen Fans reichte die Ankündigung nicht. Sie wollten, dass Hofmann von der Mitgliederversammlung die verbindliche Anweisung bekomme, sich gegen den Videobeweis auszusprechen. Das gehe laut Satzung nicht, erklärte die Vereinsführung allerdings. Die Versammlung könne dem Vorstandsvorsitzenden nur ein Meinungsbild mit auf den Weg geben. Ähnlich argumentierte man bei einem Antrag, dass bei den FCA-Heimspielen wieder verbilligte Karten eingeführt würden. Man werde das Anliegen aber prüfen.
Versammlung endet mit vereinzelten Pfiffen
Aus formalen Gründen wurden auch Anträge auf Satzungsänderungen abgelehnt. Sie seien zu spät eingereicht worden. „Sie hätten mit den Einladungen an die Mitglieder verschickt werden müssen“, erklärte Versammlungsleiter Thomas Müller. Und so wurde es an diesem kühlen Oktoberabend ganz spät noch einmal sehr hitzig. Die Versammlung endete sogar mit vereinzelten Pfiffen, obwohl die Mehrheit der anwesenden FCA-Mitglieder zufrieden nach Hause ging.
Aber so ist es in einer Demokratie wohl. Es werden nie alle einig sein.