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FC Augsburg: Der seltsame Rauswurf von Dirk Schuster

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Der seltsame Rauswurf von Dirk Schuster

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    Der letzte Händedruck? Manager Stefan Reuter und Dirk Schuster beim Training am Dienstag. Am Mittwochnachmittag wurde der 48-Jährige entlassen.
    Der letzte Händedruck? Manager Stefan Reuter und Dirk Schuster beim Training am Dienstag. Am Mittwochnachmittag wurde der 48-Jährige entlassen. Foto: Ulrich Wagner

    Am Dienstag schien beim FC Augsburg noch alles in Ordnung. Die Stimmung war nach der 0:1-Niederlage beim Hamburger SV nicht gerade überschäumend, doch Manager Stefan Reuter begrüßte seinen Trainer Dirk Schuster beim Trainingsauftakt aufgeräumt, mit festem Händedruck.

    Schuster lachte, vielleicht hatte Reuter auch einen Witz über das noch ganz leicht schimmernde blaue Auge gemacht, das Schuster zierte. Der Trainer hatte die Mütze tief ins Gesicht gezogen, nicht nur wegen der Kälte, womöglich auch, um einen Cut über dem Auge zu verbergen. Eine Verletzung, die Fragen aufwirft.

    „Ich weiß nichts von einer Schlägerei“

    Als Reuter sich am Donnerstag erneut zur Trennung von Schuster äußert, ist die genähte Wunde ein Thema. Reuter versucht Gerüchten entgegenzusteuern. „Ich weiß nichts von einer Schlägerei. Er hat gesagt, er sei gestürzt. Und ich habe keinen Grund, das nicht zu glauben oder anzuzweifeln.“

    Schuster war am Sonntag nach der Niederlage in Hamburg nicht beim Training erschienen, hatte sich mit Magen-Darm-Problemen entschuldigt. Statt seiner leitete Co-Trainer Sascha Franz die Übungseinheit.

    Reuter verwehrt sich dagegen, die Freistellung stünde im Zusammenhang mit einem Vorfall und der Verletzung. „Das hat nichts mit unserer Entscheidung zu tun.“ Vielmehr wiederholt er die Ausführungen des Vortags. Dass die sportliche Entwicklung nicht im Sinne des Vereins gewesen sei; dass man festgestellt habe, man passe nicht zusammen; dass man länger über diesen Schritt nachgedacht habe.

    Harmonie in der Öffentlichkeit

    Öffentlich zeigten sich Reuter und Schuster harmonisch. Betonten, sie würden sich ständig austauschen. Eine enge Bindung garantierte dies nicht. Schuster soll äußerst überrascht gewesen sein, als er von seiner Entlassung erfuhr. Gestern war er telefonisch nicht zu erreichen.

    Geäußert hat sich dafür aber sein Berater Ronny Zeller gegenüber unserer Zeitung. Er stellt den Vorgang so dar: „Die Wahrheit ist oft langweiliger, als man denkt. Dirk ist mit einem starken Magen-Darm-Virus aus Hamburg nach Augsburg zurückgekommen und dann in der Nacht von Samstag auf Sonntag im Bad gestürzt. Er hat sich an einem Regal den Cut zugezogen, der später genäht werden musste.“

    Eine Millionen Euro für Schuster

    Rund eine Million Euro soll der FCA im Sommer für Schuster bezahlt haben, um ihn aus dem laufenden Vertrag in Darmstadt auszulösen. Reuter weicht der Frage aus, ob die Verpflichtung Schusters ein Fehlgriff gewesen sei. Einmal mehr verweist er auf die Entwicklung, die nicht nach Wunsch gelaufen sei. „Wir hatten im Vorfeld klar über die Art und Weise gesprochen, wie wir den FCA spielen sehen wollen“, bekräftigt Reuter.

    Zudem hatte man Schuster vergangene Saison in Darmstadt intensiv durchleuchtet. Die Verantwortlichen müssen gewusst haben, was auf sie, das Team und die Fans zukommt. Aber schon im Oktober, als die Verletztenliste noch nicht so lange war, kamen ihnen erste Bedenken an der eigenen Wahl.

    Waren die Ansprüche von Schuster vielleicht gar nicht zu erfüllen? Seine Bilanz liest sich nicht so schlecht. Platz 13 mit 14 Punkten, vier Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz und das unter nicht allzu guten Bedingungen. Den FCA-Chefs reichte es auch mit Blick in die Zukunft nicht.

    Keine Handlung im Affekt

    Dass die Beurlaubung keine Handlung im Affekt war, dafür gibt es noch andere Indizien, die jetzt im Nachgang plötzlich in einem ganz anderen Licht erscheinen. Auf der Jahreshauptversammlung, die am 7. Dezember stattfand, hatte FCA-Chef Klaus Hofmann seinen Cheftrainer mit keinem Wort erwähnt.

    Dabei wäre dies ein günstiger Moment gewesen, Schuster gegen die immer lauter werdende Kritik zu verteidigen. Hofmann tat es nicht. Dafür sagte er einen Satz, von dem an diesem Abend wohl keiner der Anwesenden gedacht hätte, dass er vor allem auf Dirk Schuster gemünzt war. „Wer keine Lust mehr hat zu lernen und besser zu werden, hat keinen Platz mehr beim FC Augsburg“, hatte Hofmann seinen Vorgänger Walther Seinsch zitiert. Schuster zeigte sich scheinbar nicht mehr lernwillig. Sein Vorgänger Weinzierl hatte seinen persönlichen Stil auch mithilfe von Reuter den Erfordernissen angepasst und weiterentwickelt. Schuster ging seinen eigenen Weg.

    Den Spielern habe die Überzeugung gefehlt

    Die Mannschaft wollte diesen nicht mehr mitgehen. Kapitän Paul Verhaegh spricht offen darüber, den Spielern habe die hundertprozentige Überzeugung gefehlt. Mit der defensiven Spielidee, die auf Verhindern von Gegentreffern beruhte, kamen sie nicht zurecht.

    Jahrelang hatten sie unter Trainer Markus Weinzierl offensiver agiert. „Wir waren erfolgreich, weil wir mutig gespielt haben“, erklärt Verhaegh. Zwischen den Zeilen lässt sich lesen, wie unzufrieden das Gros der Mannschaft mit Schusters Taktik war. Dazu passt, dass sich der ehemalige Trainer nicht einmal von seinem Team verabschiedet hat.

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