Als bei Mohamed Amsif, 23, am Dienstag vor einer Woche wenige Stunden vor dem Spiel gegen den VfB Stuttgart das Handy klingelte, wollte der Ersatztorhüter des FC Augsburg erst gar nicht hingehen. Galt im Tageshotel doch die Konzentration der anstehenden Bundesliga-Partie. Amsif entschied sich dann doch anders – zum Glück. „Es hat mich unser Teammanager von Marokko angerufen. Er hat gesagt ich soll unbedingt meinen Reisepass verlängern lassen. Den bräuchte ich unbedingt im Juli - denn ich soll bei den Olympischen Spielen in London spielen“, erzählt Amsif.
Amsif ist nicht der einzige FCA-Profi, der mit seiner U23 in London spielen wird. Auch Ja-Cheol Koo ist für Südkoreas Olympia-Auswahl nominiert. Olympische Spiele – für die sogenannten Amateursportler sind sie das Maß aller Dinge. Aber auch für den Profi-Fußballer Koo, 23, könnte ein Traum in Erfüllung gehen: „Seit ich Fußball spiele, ist das ein großer Wunsch von mir, dort mitzuspielen.“ Noch steht aber ein kleines Fragezeichen hinter seinem Einsatz. Denn dafür muss er noch die Genehmigung seines Arbeitgebers erhalten.
Das Restprogramm der Abstiegskandidaten
15. FC Augsburg (33 -14): FC Schalke 04 (H), Bor. Mönchengladbach (A), Hamburger SV (H)
16. 1. FC Köln (29 -30): VfB Stuttgart (H), SC Freiburg (A), Bayern München (H)
17. Hertha BSC (28 -23): Kaiserslautern (H), FC Schalke 04 (A), 1899 Hoffenheim (H)
Das ist, nach dem jetzigen Stand, im Sommer der VfL Wolfsburg. „Wolfsburg ist natürlich mein erster Ansprechpartner“, sagt Koo. Ob sich das vielleicht ändern könnte? Koo sagt: „Ich weiß noch nicht, was die Zukunft bringt.“
Amsif weiß das schon. Er hat seinen Vertrag beim FCA erst bis 2014 verlängert. Auch er gerät ins Schwärmen, wenn er an die Olympischen Spiele denkt: „Ich war jetzt schon beim Afrika-Cup, aber das ist wirklich genial. Das Flair wird sicherlich überragend sein.“
Er freut sich auf das Treffen mit den vielen anderen internationalen Spitzen- und Amateursportlern und auf das Leben im olympischen Dorf. „Normalerweise bist und mit der Mannschaft ja alleine in irgendeinem Hotel untergebracht, und jetzt bist du mittendrin im olympischen Leben.“
Amsifs kleines Defizit
Wie in Peking 2008 sind auch in London bei den Männern nur U-23-Mannschaften zugelassen. Und genau da hat Amsif ein kleines Defizit. Er hat noch nie für Marokkos U23 gespielt, ihm gelang gleich der Sprung in die Nationalmannschaft. Und da muss er Trainer Eric Gerets überzeugt haben: „Herr Gerets will, dass ich bei Olympia spiele, damit ich Spielpraxis bekomme“, sagt Amsif.
Allerdings wird er einen Teil der Vorbereitung auf die kommende Saison verpassen. Der FCA hat seine Zustimmung schon erteilt. Das olympische Turnier läuft vom 25. Juli bis zum 11. August. Es ist der Abschluss eines Fußball-Jahres, das all seine Erwartungen übertroffen hat. Dabei hat der Deutsch–Marokkaner auch vom Verletzungspech seines Torhüter-Kollegen Simon Jentzsch profitiert. Der hatte sich im November eine schwere Fingerverletzung zugezogen und fiel monatelang aus. Die Chance für Amsif.
Das ist der FC Augsburg
Gründungsjahr: 8. August 1907. Vollständiger Name: Fußball-Club Augsburg 1907 e.V.. Rufname: FCA
Ursprung: Der FCA ist ein Zusammenschluss des BC Augsburg und der Vertragsspielerabteilung des TSV Schwaben Augsburg.
Vereinsfarben: Rot-Grün-Weiß
Stadion: SGL-Arena. Fassungsvermögen: 30.660 Plätze. Architekt: Bernhard & Kögl. Spielfläche: 105 x 68 Meter auf Naturrasen. Eröffnung: 26. Juli 2009.
Vorheriger Spielort: Rosenaustadion. Kapazität: 28.000. Eröffnung: 16. September 1951.
Präsident: Walther Seinsch
Trainer: Markus Weinzierl
Ewiger Zuschauerrekord am 15. August 1973 im Münchner Olympiastadion beim Spiel gegen die Löwen: Rund 90.000 Menschen sahen die Partie.
Bekannteste Spieler: Ulrich Biesinger: Fußball-Weltmeister 1954 in der Schweiz, A-Nationalspieler
Helmut Haller: Vizeweltmeister 1966 in England, Teilnahme an der WM 1962 in Chile, Teilnahme an der WM 1970 in Mexiko.
Bernd Schuster: Europameister 1980 in Italien, Spanischer Meister mit dem FC Barcelona und Real Madrid.
Armin Veh: Deutscher Meister als Trainer mit dem VfB Stuttgart im Jahr 2007.
Karlheinz Riedle: Weltmeister 1990 in Italien. Deutscher Meister, Champions-League-Sieger, Weltpokal-Sieger mit Borussia Dortmund.
Ausgebildet auf Schalke, war er im Sommer 2010 zum FCA gewechselt. Im Herbst 2011 kam nun seine Chance. Er nützte sie. Amsif überzeugte in seinen bisherigen sechs Spielen so, dass in Marokkos Nationaltrainer Gerets nicht nur am 13. November 2011 sein Länderspieldebüt gegen Kamerun ermöglichte, sondern ihn auch gleich noch für den Afrika-Cup nominierte. Dadurch verpasste Amsif allerdings die Wintervorbereitung, und als Jentzsch wieder fit war, rückte Amsif in der Rückrunde klaglos ins zweite Glied zurück. Seitdem ist die Ersatzbank wieder sein Stammplatz. Dort wird er auch Sonntag (15.30 Uhr) gegen seinen Ex-Verein Schalke 04 sitzen. Und damit hat Amsif auch kein Problem.
„Natürlich war es, als würde ich aus einem Traum erwachen, denn es ist schon schöner zu spielen“, sagt Amsif, „doch es war einfach leichter für mich, weil wir eine klare Hierarchie im Tor haben. Deswegen kann ich gut damit umgehen“.
Dabei hilft im auch das außerordentlich gute Verhältnis zu Jentzsch, 35. „Ich hätte schon ein Problem, wenn ich für einen Gleichaltrigen wieder zurück treten hätte müssen. Aber mit Simon ist das anders. Wir schätzen uns einfach.“
Für Amsif steht sowieso das Kollektiv im Vordergrund: „Es ist nicht wichtig, wie viele Spiele ich mache, wichtig ist nur, dass wir den Klassenerhalt schaffen. Ich habe Geduld, meine Zeit wird kommen.“
Seinen Reisepass hat Amsif übrigens Anfang der Woche verlängert, als er den Sonderurlaub nützte, um seine Familie im heimischen Düsseldorf zu besuchen.