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FC Augsburg: Der FCA-Gegner Eintracht Frankfurt: Im Sturm liegt die Kraft

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Der FCA-Gegner Eintracht Frankfurt: Im Sturm liegt die Kraft

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    Dank seiner Offensiv-Abteilung um Luka Jovic (neun Saisontore) und Sébastien Haller (acht Saisontore) gilt Frankfurt als Anwärter auf die internationalen Plätze.
    Dank seiner Offensiv-Abteilung um Luka Jovic (neun Saisontore) und Sébastien Haller (acht Saisontore) gilt Frankfurt als Anwärter auf die internationalen Plätze. Foto: dpa

    Als Adi Hütter sich am 30. Mai dieses Jahres im prallvollen Pressekonferenzraum der Frankfurter Arena vorstellte, ließ der Fußballlehrer noch viel Demut durchklingen. Beim Anflug über die Skyline, verriet der 48-Jährige damals, habe ihn ein gewisser Stolz erfüllt: „Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich irgendwann einmal in der deutschen Bundesliga arbeiten möchte. Ich habe fast zehn Jahre dafür hart gearbeitet.“

    Doch würde sich ein Trainer mit solch einer Haltung bei einem Klub behaupten können, der unter Niko Kovac mit dem Pokalsieg gerade ein rauschhaftes Erweckungserlebnis gefeiert hatte? Knapp ein halbes Jahr später spricht bei Eintracht Frankfurt niemand mehr vom Vorgänger. Weil ihn der Nachfolger auch tabellarisch überflügelt hat.

    Fredi Bobic lobt Hütter: "Er hat eine ganz klare Analyse, ist eine klare Persönlichkeit"

    Zum Auswärtsspiel beim FC Augsburg (Samstag 15.30 Uhr) reisen die Hessen als Vierter und als Favorit – und danach ist Hütter erstmals Gast im ZDF-Sportstudio, was seiner öffentlichen Wertschätzung guttun wird. Der aus Vorarlberg stammende Familienvater wird noch immer ein bisschen verkannt, weil er nicht so spitzbübisch wie Lucien Favre (Borussia Dortmund), nicht so selbstbewusst wie Dieter Hecking (Borussia Mönchengladbach) und nicht so dominant wie Ralf Rangnick (RB Leipzig) wirkt.

    Aber ein schlechterer Trainer als die genannten Kollegen ist er nicht. Im Gegenteil: Wer ihn unterschätzt, macht einen Fehler. „Er hat eine ganz klare Analyse, ist eine klare Persönlichkeit“, sagt Sportvorstand Fredi Bobic. Und Aufsichtsratsboss Wolfgang Steubing lobt Ruhe, Gelassenheit und Kontinuität eines Trainers, der seine Spieler schon immer auf fachlicher und menschlicher Ebene abgeholt hat. Ein leiser Überzeugungstäter.

    Hütter steht für eine nach vorne orientierte Spielphilosophie, die zur längst nicht mehr launischen Diva vom Main perfekt passt und die den 14-fachen österreichischen Nationalspieler schon beim Dorfklub SV Grödig oder beim Brauseverein Red Bull Salzburg begleitete. Seine Devise: „Die Zuschauer kommen ins Stadion, weil sie sehen wollen, dass nach vorne gespielt wird. Ich stehe für den offensiven Fußball.“ Wobei diese Einschränkung gilt: „Plan B ist nicht ausgeschlossen.“

    Zuerst sah alles nach einem kolossalen Fehlstart aus

    Dazu gehört bei ihm, sich auch Ratschläge abzuholen – und notfalls anzunehmen. Als der Pokalsieger im Supercup (0:5 gegen den FC Bayern) und DFB-Pokal (1:2 beim SSV Ulm) einen kolossalen Fehlstart hingelegt hatte und der neue Chefcoach so blass wirkte, dass bereits bei seiner Person auf die erste Entlassung gewettet werden konnte, gab er sich als Pragmatiker zu erkennen. Hütter griff auf das Kovac-System mit einer Dreierkette zurück, um die Defensive zu stabilisieren: der perfekte Plan, um hernach die Offensive nach seinen Vorstellungen zu modellieren.

    „Am Anfang haben wir auf den Deckel bekommen. Wir haben uns gemeinsam aus dem Sumpf gezogen“, so Hütter. Viele Erfahrungen, die er bei Young Boys Bern machte – den Klub führte er nach 32 Jahren erstmals zur Schweizer Meisterschaft – kämen ihm jetzt zugute, sagt er. Der Spagat zwischen Bundesliga-Alltag und den Europa-League-Festspielen gelingt seinem kraftvollen Multi-Kulti-Ensemble, das seit neun Pflichtspielen (acht Siege, ein Unentschieden) unbezwungen ist, fast mühelos. So attraktiv hat die Eintracht vielleicht zuletzt in den 90er Jahren gespielt.

    Hütter („Ich bin jetzt ein glücklicherer Trainer“) lässt den Spielern mehr Freiheiten als Kovac. So tritt sein Team auch auf: erfrischender und frecher, trickreicher und torhungriger. Allein sein furioses Sturmtrio mit Luka Jovic, Ante Rebic und Sébastien Haller hat 26 Mal getroffen.

    Der Trainer lässt das magische Dreieck oft gemeinsam von der Leine, hält aber die Strippen fest in der Hand. Sein Leitsatz: „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Spieler lieber korrekt und mit harter Hand als ‚Laisser-faire‘ behandelt werden. Ich kein Freund der Spieler, aber weit davon entfernt, ihr Gegner zu sein.“ Und was hatte er bei seiner Vorstellung noch gesagt? „Ich glaube, dass wir die Latte hier noch höher legen können.“ Viele in Frankfurt fragen sich gerade: Wie hoch denn noch?

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