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FC Augsburg: Der FC Augsburg und sein Umgang mit den Ultras

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Der FC Augsburg und sein Umgang mit den Ultras

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    FCA-Fans in der WWK-Arena.
    FCA-Fans in der WWK-Arena. Foto: Ulrich Wagner

    Klaus Hofmann ist viel unterwegs in Sachen Fußball. Der Vorstandsvorsitzende des FC Augsburg würde in einem Land aber keine Kinder mit ins Stadion nehmen. „Wer mal in italienischen Stadien war, weiß, dass es da nicht lustig ist.“ Südlich des Brenners sind Fankrawalle keine Seltenheit, haben Ultra- und Hooligangruppierungen großen Einfluss.

    So etwas will Hofmann in Deutschland und schon gar nicht beim FCA sehen. „Gewalt hat in keinen Stadien der Welt Platz, schon gar nicht in Augsburg“, sagte er vergangene Woche bei der Jahreshauptversammlung. Er appellierte ans Publikum, in dem auch einige Vertreter der Augsburger Ultragruppierungen saßen: „Wenn wir das nicht einsehen, macht es keinen Sinn.“

    Verhältnis zur Fanszene ist nicht mehr ungetrübt

    Lange Zeit galt die Augsburger Fanszene als pflegeleicht, in der bundesweiten Hierarchie standen die FCA-Ultras weit unten. Doch besonders seit dem Bundesliga-Aufstieg ist das Verhältnis zwischen dem Verein und der aktiven Fanszene nicht mehr so ungetrübt.

    Als Mitte Oktober im Heimspiel gegen Schalke 04 ein großes Anti-Teigl-Plakat „Winterpause nutzen, Teigl abschieben“ weit nach Spielbeginn immer noch am Zaun vor dem M-Block hing, sorgte Stefan Reuter, Geschäftsführer Sport des FC Augsburg, persönlich dafür, dass das Spruchband während des Spieles abgehängt wurde.

    Georg Teigl, FCA-Neuzugang von RB Leipzig, hatte sich 14 Tage zuvor bei der 1:2-Auswärtsniederlage in Sachsen vor der Leipziger Fankurve feiern lassen, was bei einem Teil der Szene gar nicht gut ankam.

    "Möchten nicht, dass Stimmung gegen eigene Spieler gemacht wird"

    Ein paar Tage später gab es ein Treffen zwischen der Führungsriege der Ultras auf der einen Seite und Reuter sowie Michael Ströll, dem Geschäftsführer Finanzen, auf der anderen. „Wir möchten nicht, dass hier Stimmung gegen eigene Spieler, Verantwortliche oder einzelne Personen gemacht wird. Stefan Reuter und ich haben das den Ultras noch einmal deutlich vor Augen geführt: Es funktioniert beim FCA nur, wenn wir alle gemeinsam an einem Strang ziehen“, sprach Ströll mit unserer Zeitung über den Inhalt des kontrovers verlaufenen Gesprächs. Dass die Teigl-Gegner ihre Meinung geändert haben, ist nicht zu erwarten, die Unmutsäußerungen gingen aber stark zurück.

    Ultras müssen Spruchbänder anmelden

    Der Verein zog auf jeden Fall Konsequenzen aus dem Vorfall, der bundesweit hohe mediale Wellen schlug. Die FCA-Ultras müssen ab sofort ihre Spruchbänder im Vorfeld anmelden und genehmigen lassen.

    Bisher verzichtete der FCA auf diese Kontrollmaßnahme. Zudem muss in den „Supporter-News“, dem Kurvenflyer der Legio Augusta, der Hauptgruppierung der Ultras, ein Impressum aufgeführt sein. Ein kleines Detail, doch sollten jetzt Beleidigungen veröffentlicht werden, gibt es einen Ansprechpartner, der dafür verantwortlich ist.

    Polizei sorgt sich über steigende Gewaltbereitschaft

    Die Augsburger Polizei zeigte sich zuletzt besorgt über die aus ihrer Sicht steigende Gewaltbereitschaft und Aggressivität eines kleines Teiles der aktiven Fans. Diese subjektive Beobachtung belegt sie mit Zahlen. So stieg die Anzahl der Raubdelikte (Fan-Schals) in der Saison 15/16 auf sechs. In der Saison 14/15 waren es nur drei.

    Eine weitere Kennzahl: In der Saison 14/15 wurden insgesamt 74 Straftaten verübt, 15/16 waren es 116. Dabei waren in beiden Spielzeiten fast genau zur Hälfte FCA-Fans und auswärtige Fußball-Anhänger für die Verstöße verantwortlich.

    Doch müssen Statistiken im Kontext gesehen werden. Der FCA nahm in der Saison 15/16 erstmals an der Euro League teil, was vier Spiele mehr mit mehr Konfliktpotenzial bedeutete. Trotzdem: der Trend scheint nach oben zu gehen.

    Michael Ströll sagt: „Der Verein ist gewachsen und dadurch auch die Fanszene. Logisch, dass es durch eine größere Fanszene auch zu mehr Vorfällen kommen kann. Wir sind darüber jedoch nicht erfreut.“

    Keine Pauschalurteile

    Der Verein will keine Pauschalurteile fällen. Die Ultras sorgen mit ihren aufwendigen Choreografien und lauten Gesängen für Stimmung in der WWK-Arena. Zudem unterstützen sie mit diversen Aktionen auch soziale Projekte. Beim FCA betont man auch immer wieder die positiven Aktionen und auch die Gesprächsbereitschaft der Gruppierungen der aktiven Fans. „Wir hier in Augsburg haben eine Fanszene, mit der wir den Dialog suchen können und auch meistens, wenn wir auch unterschiedlicher Auffassung sind, zu konstruktiven Lösungen kommen“, erklärt Ströll.

    Die Ultras selbst sehen sich durch die, aus ihrer Sicht, einseitige Berichterstattung ungerecht behandelt. Das Angebot, ihre Sicht der Dinge darzulegen, lehnten sie ab.

    Auch gibt es bei fast der ganzen Ultraszene kein Bedürfnis, mit der Augsburger Polizei zu kommunizieren, obwohl diese schon öfters signalisiert hat, gesprächsbereit zu sein. Ströll sieht das mit Unbehagen: „Uns wäre es sehr recht, wenn der Dialog zwischen Polizei und Ultras stattfinden würde, aber wir können sie nicht dazu zwingen.“

    Augsburg ist einer der sichersten Bundesliga-Standorte

    Bei allen Problemen: Augsburg ist einer der sichersten und friedlichsten Bundesliga-Standorte. Ströll führt dies auch auf die Arbeitsweise der Augsburger Polizei zurück: „Ein Teil des Erfolgsrezeptes hier in Augsburg ist sicherlich die Zurückhaltung der Polizei. In und um das Stadion passiert relativ wenig, auch weil die Polizei versucht, deeskalierend zu arbeiten.“ Die Augsburger Polizei hat im Vergleich zu anderen Standorten den Ruf, zurückhaltend und kooperationsbereit zu sein, was von Teilen der Problemfans aber anders gesehen wird.

    Bei einem Thema gibt es aber zwischen Verein und einigen Ultras keinen Konsens: Pyrotechnik. Für die Ultraszene ein unverzichtbarer Bestandteil ihrer Fankultur, für viele neutrale Beobachter, dem Deutschen Fußball-Bund und den Vereinen eine Gefahrenquelle. „Pyrotechnik wird bei uns nicht toleriert, weil es für die Menschen in der direkten Umgebung gefährlich ist. Das wollen wir hier im Stadion nicht haben“, macht Ströll deutlich.

    Der DFB verhängt hohe Geldstrafen für das „Fehlverhalten der Fans“. Der FCA steht in dieser Strafentabelle aber weit unten. In der Saison 15/16 musste er 9000 Euro Geldstrafe zahlen (Quelle: faszination-fankurve.de). Genauso viel wie zum Beispiel Zweitligist 1. FC Heidenheim.

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