Den Klassenerhalt bewerkstelligte der FC Augsburg. Dies täuschte jedoch nicht darüber hinweg, dass hinter dem Fußball-Bundesligisten eine Spielzeit mit mehr Tiefen als Höhen liegt. Im Herbst schienen die Augsburger in die Spur gefunden zu haben, sie ließen jedoch die schwächste Rückserie ihrer neunjährigen Bundesligahistorie folgen. Etliche Verlierer brachte die Saison hervor, allerdings auch Gewinner.
Gewinner beim FC Augsburg
Florian Niederlechner Selten hat ein Neuzugang in seiner Premierensaison derart überzeugt. Daran änderte seine Torlosserie im Frühjahr nichts. Niederlechner erzielte 13 Treffer und bereitete acht Tore vor. Seine Qualitäten beschränkten sich nicht nur auf Torgefahr. Weil der 29-Jährige permanent gegnerische Abwehrspieler anlief und nervte, agierte der bullige Angreifer obendrein extrem mannschaftsdienlich. Neben dem Platz sammelte Niederlechner durch seine offene, sympathische Art Pluspunkte.
Andreas LutheSeine Geschichte wiederholt sich. Einmal mehr vertrauten die Verantwortlichen vor einer Spielzeit einem anderen Torhüter; einmal mehr stand er im Laufe der Saison als Stammkraft zwischen den Pfosten, weil die angedachte Nummer eins hinter den Erwartungen geblieben war. Luthe indes erledigte sein Tagwerk gewohnt ruhig und verlieh der Abwehr Sicherheit. Der 33-Jährige ist nicht im Besitz außergewöhnlicher Fähigkeiten, er zeigt keine spektakulären Paraden, auf ihn kann man sich aber verlassen. Zudem ist er im Binnenklima des Teams ein wichtiger Faktor, sein Wort hat auf und neben dem Platz Gewicht.
Philipp Max Nominell gilt er als Linksverteidiger. Weil Rückwärtsbewegungen und Grätschen weitaus weniger Beachtung finden als Offensivaktionen, werden vor allem seine Tore und Vorlagen in der Rückschau angeführt. Der 26-Jährige beeindruckt seit Jahren mit seinen Torbeteiligungen, diesmal erzielte er acht Treffer selbst und bereitete sechs Treffer vor. In der Saison 2017/18 hatte er diesen Scorerwert sogar noch übertroffen (2/13). Wiederholt hat er den Wunsch geäußert, zu einem großen Klub mit internationalen Ambitionen zu wechseln, Argumente dafür hat er geliefert.
Ruben VargasAls sich der 21-Jährige im Sommer dem FCA anschloss, hatten ihn zuvor nur Experten auf dem Zettel. Inzwischen weiß man, warum sich der ehemalige Trainer Martin Schmidt für eine Verpflichtung des Talents starkmachte. Der Schweizer wirbelte auf der linken Angriffsseite, trickreich und schnell belebte er die Augsburger Offensive. Sechs Treffer in der ersten Bundesligasaison sind respektabel. Dass das Leichtgewicht während der Saison in ein kleines Tief fallen würde, war aufgrund seines Alters beinahe zu erwarten. Gegen Ende der Saison hatte er dieses überwunden und traf wieder.
Verlierer beim FC Augsburg
Tomas Koubek Kam mit der Hypothek einer hohen Ablösesumme aus der ersten französischen Liga zum FCA. Zu Beginn der Spielzeit gestand man dem tschechischen Nationalspieler Unsicherheiten zu: neues Land, neue Mitspieler, neue Liga. Doch selbst nach mehrmonatiger Eingewöhnungsphase blieb der Hüne hinter den Erwartungen zurück. In Summe strahlte der Torhüter keine Ruhe aus, stattdessen übertrug sich seine Unsicherheit auf die eigenen Abwehrspieler. Koubek kostete bedeutend mehr Punkte, als er rettete und erwies sich nicht als der erhoffte Rückhalt. Augsburgs Verantwortliche hielten dennoch lange am 27-Jährigen fest, ehe sie ihn durch Luthe ersetzten.
Stephan LichtsteinerDer Schweizer steht sinnbildlich dafür, dass das Wirken eines Profisportlers auf einen Zeitraum beschränkt ist. In Italien erreichte der Schweizer den Zenit seines Schaffens, im Spätherbst seiner Karriere enttäuschte er. Mit 36 Jahren wirkte er in etlichen Situationen zu langsam, überdies rieb er sich mit Schiedsrichtern und Gegenspielern in unnötigen Diskussionen auf. Am Champions League erprobten Routinier sollten sich Augsburgs Jungprofis ein Beispiel nehmen, auf dem Platz diente Lichtsteiner aber nur in ganz wenigen Momenten als Vorbild. Dass der Vertrag des Schweizers nicht verlängert wurde, überraschte nicht.
Daniel Baier Über Jahre hinweg prägte er als zentrale Figur das Spiel des FCA, er feierte den steten Ligaerhalt und erlebte mit Augsburg rauschende Nächte im Europapokal. Seine Einsätze unterlagen einer Gesetzmäßigkeit: War Baier fit, lief er vom Anpfiff weg auf. Spielerisch bleibt der Kapitän eine Bereicherung. Weil jedoch Athletik im modernen Fußball nicht minder entscheidend ist, kommen Baiers Qualitäten seltener zum Tragen. Gegen Ende seiner erfolgreichen Karriere läuft der 36-Jährige Ball und Gegner oft hinterher. Trainer Heiko Herrlich beorderte Baier in der Schlussphase der Spielzeit vermehrt auf die Ersatzbank und deutete an, in welcher Rolle er Baier künftig sieht.
Reece Oxford Warum Sportgeschäftsführer Stefan Reuter den jungen Engländer vor einem Jahr fest verpflichtete und ihn mit einem Vertrag bis Sommer 2023 ausstattete, erschließt sich bislang nur den wenigsten. Seine zuvor halbjährige Leihe war bereits unglücklich verlaufen, und auch in der abgelaufenen Runde lieferte der Defensivspieler keinerlei sportliche Argumente. Sowohl in der Innenverteidigung als auch im defensiven Mittelfeld verfügt der FCA über bessere Alternativen. Was für den groß gewachsenen Profi spricht: Oxford ist erst 21 Jahre jung, kann sich folglich noch positiv entwickeln. Womöglich kann ihm eine weitere Ausleihe helfen – diesmal mit dem FCA als abgebendem Klub.
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