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FC Augsburg: Daniel Baier und die Liebe auf den zweiten Blick

FC Augsburg

Daniel Baier und die Liebe auf den zweiten Blick

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    Daniel Baier hat sein Herz an den FC Augsburg und die Fans des Bundesligisten verloren.
    Daniel Baier hat sein Herz an den FC Augsburg und die Fans des Bundesligisten verloren. Foto: Bernd Feil, mis

    Zum Interview-Termin kommt Daniel Baier, 28, mit dem Fahrrad. Nein, nicht mit einem normalen Straßenrad mit Schutzblech, der Fußball-Profi des FC Augsburg hat sich einen schwarzen Cruiser mit breitem Lenker zugelegt. „Meine Frau und ich genießen es, mit dem Fahrrad in die Innenstadt zu fahren“, sagt Baier. Von seiner Wohnung im Textilviertel ist es nicht weit zum Café „ Il Gabiano“ in der Nähe der City-Galerie. Seine Geschichte ist auch die des Aufstiegs des FCA. Sie handelt davon, wie ein Spieler und ein Verein um Anerkennung in der Bundesliga ringen.

    Er spielt jetzt seine vierte Saison in Augsburg. „Das hätte ich nie gedacht“, sagt Baier, der in Köln geboren, in Aschaffenburg aufgewachsen und fußballerisch in München bei den Löwen groß geworden ist. Es verwundert, wenn so einer sagt: „Ich fühle mich als Augsburger.“ Und es verwundert noch mehr, wenn ein Fußball-Profi sagt: „Der Verein ist mir ans Herz gewachsen.“ Es war aber Liebe erst auf den zweiten Blick. Zur Stadt und zum FCA. Bei seinem ersten Engagement 2008 wohnte Baier in Thierhaupten (Landkreis Augsburg). „Es war schön dort, aber du warst weg vom Schuss.“

    Daniel Baier glaubte an das Projekt FCA

    Baier, der erst ein Jahr zuvor vom TSV 1860 München zum VfL gewechselt war, hatte sich von Wolfsburg zum FCA ausleihen lassen, weil er im weiter aufgerüsteten Kader von Felix Magath nicht mehr vorankam. Als ihn dann FCA-Manager Andreas Rettig am Frankfurter Flughafen die Perspektiven mit dem gerade im Bau befindlichen neuen Stadion aufzeigte, griff Baier zu. Am letzten Tag der Transfer-Periode ließ er sich ausleihen. Obwohl nur wenige Tage vorher seine Tochter Louisa zur Welt gekommen war, obwohl er auf viel Geld verzichtete. Baier sagt: „Ich glaubte an das Projekt FCA und ich wollte spielen.“

    Der VfL wurde in dieser Saison Meister („Ich habe keine Sekunde gespielt, darum habe ich mich nie als Meister gefühlt“). Baier kämpfte mit dem FCA im alten Rosenaustadion gegen den Zweitliga-Abstieg. Es war eine turbulente Saison. Trainer Holger Fach musste Mitte April gehen, sein Nachfolger Jos Luhukay gelang gerade noch der Klassenerhalt. Baier kehrte nach Wolfsburg zurück. Meistertrainer Felix Magath war nach Schalke gewechselt, ein neuer Trainer, Armin Veh, und die Champions League lockten.

    Das ist der FC Augsburg

    Gründungsjahr: 8. August 1907. Vollständiger Name: Fußball-Club Augsburg 1907 e.V.. Rufname: FCA

    Ursprung: Der FCA ist ein Zusammenschluss des BC Augsburg und der Vertragsspielerabteilung des TSV Schwaben Augsburg.

    Vereinsfarben: Rot-Grün-Weiß

    Stadion: SGL-Arena. Fassungsvermögen: 30.660 Plätze. Architekt: Bernhard & Kögl. Spielfläche: 105 x 68 Meter auf Naturrasen. Eröffnung: 26. Juli 2009.

    Vorheriger Spielort: Rosenaustadion. Kapazität: 28.000. Eröffnung: 16. September 1951.

    Präsident: Walther Seinsch

    Trainer: Markus Weinzierl

    Ewiger Zuschauerrekord am 15. August 1973 im Münchner Olympiastadion beim Spiel gegen die Löwen: Rund 90.000 Menschen sahen die Partie.

    Bekannteste Spieler: Ulrich Biesinger: Fußball-Weltmeister 1954 in der Schweiz, A-Nationalspieler

    Helmut Haller: Vizeweltmeister 1966 in England, Teilnahme an der WM 1962 in Chile, Teilnahme an der WM 1970 in Mexiko.

    Bernd Schuster: Europameister 1980 in Italien, Spanischer Meister mit dem FC Barcelona und Real Madrid.

    Armin Veh: Deutscher Meister als Trainer mit dem VfB Stuttgart im Jahr 2007.

    Karlheinz Riedle: Weltmeister 1990 in Italien. Deutscher Meister, Champions-League-Sieger, Weltpokal-Sieger mit Borussia Dortmund.

    Doch so richtig Fuß fassen konnte Baier auch diesmal nicht. Rettig und Luhukay blieben an ihm dran. „Sie haben immer wieder angerufen, gesagt, wir wollen aufsteigen, wir sind im Pokal noch dabei, es kann eine gute Saison werden“, erinnert sich Baier. Er löste seinen Vertrag in Wolfsburg auf und unterschrieb im Januar 2010 einen Zwei-Jahres-Vertrag beim FCA. Diesmal zog Baier mit Frau Joelle, Töchterchen Louisa und Malteser-Hund Kasper mitten in die Stadt. „Wir haben uns in die Wohnung sofort verliebt.“

    Der Liebesbeweis von Luhukay ließ länger auf sich warten. In der Rückrunde absolvierte Baier zehn Spiele, der FCA kam bis ins Pokal-Halbfinale, scheiterte in der Relegation. Aber auch im Aufstiegsjahr saß Baier öfters draußen, als ihm lieb war. Er tat sich schwer im 4-4-2-System. Dennoch hat er sein Herz an die Stadt und seine Fans in der SGL-Arena verloren. „Das Jahr war der Wahnsinn. Das Spiel gegen den FSV Frankfurt, die Feier auf dem Rathausplatz. So etwas zu erleben, war einmalig.“

    Der FCA war erstklassig, seitdem blüht der Mittelfeldspieler auf. Im 4-2-3-1-System fühlt er sich wohl. Baier zeigt, dass die Bundesliga doch nicht zu groß für ihn ist.

    Und auch für den FCA nicht. Da war er sich schon im März sicher. Darum verlängerte er bereits zu diesem Zeitpunkt seinen Vertrag bis 2014. „Ich hätte auch einige andere Sachen in der Bundesliga oder auch im Ausland machen können. Aber ich war überzeugt, dass wir die Klasse halten, auch, als noch nichts entschieden war.“ Warum? „Es war die Art, wie wir in der Rückrunde gespielt haben. Wir haben uns super verstärkt und wir haben zusammengehalten.“

    Baier spielte zusammen mit Gomez und Schweinsteiger

    Es war auch die Tatsache, dass Baier endlich einmal den Respekt bekam, den er sich wohl immer wünschte. Er zählt zu dem „goldenen Jahrgang 84/85“. Mit Bastian Schweinsteiger und Mario Gomez spielte er in der deutschen U 19. Dass seine besten Freunde jetzt zu den Superstars der Liga zählen und er nicht, hat er akzeptiert. „Jeder ist für sich selbst verantwortlich. Ich bin glücklich und stolz auf das, was ich bisher alles erlebt habe. Und mit 28 habe ich noch einiges vor.“ Er ist lieber ein Führungsspieler bei einem kleinen Verein der Liga als Mitläufer bei einem Top-Team.

    Darum blieb er auch beim FCA. „Jos Luhukay hat mir gesagt, wie er sich das nächstes Jahr mit mir vorstellt, dass ich eine Führungsposition übernehmen soll. So eine Rolle in der Bundesliga zu spielen, ist etwas ganz Besonderes“, erinnert sich Baier an die Gespräche im März. Dass Luhukay wenige Wochen später weg sein würde, kam ihm nie in den Sinn: „Es hat sich immer so angehört, als wäre er nächstes Jahr noch da.“

    Auch dank Baier wurde der FCA sensationell 14. Jetzt kämpft er mit dem FCA wieder um den Klassenerhalt. Mit einem neuen Trainer, Markus Weinzierl. Eine gute Lösung, findet Baier: „Er hat vom ersten Tag an klare Vorstellungen und er spricht es auch täglich an.“ Aber verstehen sie auch alle?

    Baier nimmt die Neuzugänge in Schutz

    Nach dem holprigen Start wurde schon Kritik an den Neuzugängen laut. Baier nimmt sie in Schutz. „Es sind gute Jungs. Sie kommen aus Wolfsburg oder Hoffenheim, wo die Qualität viel höher ist. Da wird auf andere Sachen Wert gelegt. Wir haben die Erfolge der letzten Jahre nur geschafft, weil wir als Mannschaft aufgetreten sind und unseren Egoismus hinten angestellt haben. Sie brauchen einfach Zeit, um zu verinnerlichen, wo sie hier sind.“

    Gegen Bremen gab es die ersten Zeichen, dass sie das getan haben. Es gelang mit dem 3:1 der erste Saisonsieg. Baier sieht es realistisch: „Ich fand vorher nicht alles schlecht, aber jetzt ist nach dem Sieg auch nicht alles perfekt. Wir müssen in Nürnberg nachlegen und dürfen uns von dem Sieg nicht blenden lassen.“

    Dies lässt er sich auch von seinem persönlichen Erfolgserlebnis nicht. Im 68. Bundesliga-Spiel und nach über 80 Torschüssen gelang ihm sein erster Bundesligatreffer. „Nur weil ich jetzt ein Tor in der Statistik habe, bin ich jetzt nicht torgefährlicher. Ich kann es einordnen.“

    Das tut er aber, wenn es um die Wahrnehmung des FCA in den Medien geht. „Wenn ich im Fernsehen höre, dass Wolfsburg eine Krise hat und dass sie nicht mal gegen Augsburg gewinnen, dann denke ich mir, was nimmt sich der Reporter raus? Das ist respektlos uns gegenüber.“ Baier fordert diesen Respekt ein. „Es kann nicht sein, dass wir uns fast schämen müssen, weil wir in der Bundesliga spielen.“ Er will zeigen, dass der FCA und auch er zu Recht dort spielen.

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