Es ist nur eine kleine Episode, die über das Wesen von Daniel Baier, 29, mehr erzählt als große Analysen. Baier ist Bundesliga-Profi beim FC Augsburg. Zu seinen Pflichten gehören auch Besuche bei den Fans. Montag vor einer Woche war er in Margertshausen (Kreis Augsburg) im Sportheim zu Gast. Als die Veranstaltung zu Ende war, blieb Baier noch länger. Er stieg bei einer Schafkopfrunde ein. Können Sie sich zum Beispiel Manuel Neuer vorstellen, wie er nach der Schell-Sau sucht oder einen Wenz spielt?
Baier am Schafkopftisch
Nein, genau? Für Baier war es das Natürlichste der Welt. "Es war ein toller Abend, sie haben freundlich gefragt und ich habe schon lange nicht mehr Schafkopf gespielt." Ganz einfach.
Baier spielt zwar in der Glitzerwelt Fußball und zählt Bayern-Star Bastian Schweinsteiger zu seinen besten Freunden, doch das Leben im Licht der Scheinwerfer und im Fokus der Öffentlichkeit ist nichts für ihn. Er hat mit Frau Joelle, Töchterchen Louisa und Malteser-Hund Casper in Augsburg seinen Lebensmittelpunkt gefunden. Er wohnt mitten in der Stadt, liebt die kurzen Wege. Und er hat die Augsburger mit ihrer Unaufdringlichkeit ins Herz geschlossen. "Selbst meine Frau als gebürtige Münchnerin fühlt sich hier in Augsburg rundum wohl", sagt Baier. Ein größeres Kompliment kann es fast nicht mehr geben.
Wer soll gegen die Bayern spielen?
Dabei war es erst eine Liebe auf den zweiten Blick. 2008 war der Jungprofi ein Jahr vom VfL Wolfsburg ausgeliehen. Nach einer Saison holte ihn der frischgebackene Meister zurück. Die Champions League und der neue Trainer Armin Veh – er hatte Felix Magath abgelöst – lockten. Doch auch unter dem gebürtigen Augsburger wurde Baier nicht richtig glücklich. Im Januar 2010 kehrte Baier, der bei den Löwen seine fußballerische Ausbildung genoss, zurück. Aber erst nach dem Bundesliga-Aufstieg blühte Baier richtig auf. Als ihn dann Trainer Markus Weinzierl in der vergangenen Saison noch in das zentrale defensive Mittelfeld beorderte, hatte Baier seine Wunschposition gefunden.
Baier bleib trotz anderer Angebote
Er ist Führungsspieler, hat 80 von 82 möglichen Punktspielen ("Ich achte auf mich.") meist auf Top-Niveau absolviert. Dies blieb bei der Konkurrenz nicht unbemerkt. Er hätte öfters wechseln können. Baier blieb und verlängerte vorzeitig bis 2016. "Ich hatte noch nie in meiner Karriere so eine Rolle in einem Verein wie beim FCA. Warum sollte ich da nach ein, zwei Jahren wieder wechseln." In Augsburg erfährt er Respekt und Zuneigung. Dies will er mit Erfolgen zurückzahlen. Vielleicht schon heute im Pokal gegen die Bayern. "Warum nicht", fragt Baier. Die Chancen sind allerdings ungefähr so groß wie auf einen "Sie" beim Schafkopf.