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FC Augsburg: Daniel Baier: "Das ist wie eine Sucht"

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Daniel Baier: "Das ist wie eine Sucht"

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    Fühlt sich wohl in Augsburg: Daniel Baier.
    Fühlt sich wohl in Augsburg: Daniel Baier. Foto: Ulrich Wagner

    Warum trainieren Sie nur individuell?

    Daniel Baier: Ich habe durch die Belastung der letzten Wochen ein paar Probleme am Sprunggelenk und an der Achillessehne. Das ist nichts Dramatisches und meine Pause ist nur vorbeugend. Nächste Woche steige ich wieder voll ein.

    Wie lautet Ihr Fazit nach dem ersten Drittel der Saison?

    Baier: Wir spielen eine ordentliche Saison. Wir hatten in den zehn Spielen, außer im Heimspiel gegen die Bayern kein Spiel dabei, wo wir deutlich unterlegen waren. Wir stehen zu Recht da, wo wir stehen, und das ist im Mittelfeld, eher mit dem Blick etwas nach unten als nach oben. Die Tabelle lügt nicht.

    Kritiker sagen, der Spielstil sei nicht mehr so attraktiv wie unter Weinzierl.

    Baier: Die Ära Weinzierl ist vorbei, da brauchen wir nichts mehr vergleichen. Wir haben einen neuen Trainer, mit dem wir das Beste aus unseren Möglichkeiten machen wollen. Es ist doch normal, dass es nach einem Wechsel Unterschiede gibt. Es geht darum, Punkte zu holen und ein Spiel zu gewinnen. Klar wollen wir einen attraktiven Fußball zeigen, aber das Wichtigste ist, was am Ende auf dem Punktekonto ist.

    Das Ende der Ära Weinzierl klingt bei Ihnen ganz nüchtern. Dabei hatten Sie eine ganz besondere Beziehung zu ihm. Unter ihm entwickelten Sie sich zu einem Bundesliga-Stammspieler.

    Baier: Ich hatte in diesen vier Jahren ein vertrauenvolles Spieler-Trainer-Verhältnis, wie ich es nie zuvor erlebt hatte. Da ist schon eine richtige Freundschaft entstanden. Aber das läuft jetzt alles auf einer privaten Ebene ab.

    Der FCA spielt seit 2011 in der Bundesliga. Sie waren von Beginn an dabei. Wie sehen Sie die Entwicklung?

    Baier: Wenn damals jemand gesagt hätte, dass wir sechs Jahre ununterbrochen in der Bundesliga spielen, hätte jeder im Verein unterschrieben. Die Entwicklung des Vereins mit dem Stadion, mit dem Nachwuchsleistungszentrum, mit der Fassade, die errichtet wird, und mit der neuen Geschäftsstelle, für die der Bau nun startet, ist sensationell. Ich bin stolz, meinen Teil dazu beitragen zu können.

    Ist das Anspruchsdenken in der sechsten Bundesligasaison in Folge vielleicht zu hoch?

    Baier: Jeder weiß, wo wir herkommen und jeder weiß, wie schnell die Entwicklung ablief. Wenn jemand ungeduldig ist, ist es legitim. Aber man muss nur auf die Tabelle schauen, welche Konkurrenz wir haben, welche Etats andere Mannschaften haben. Mit unseren Mitteln haben wir es mehr als gut gemacht in den letzten Jahren. Wir sind immer noch ein Verein mit einem Etat im unteren Bereich. Das wissen wir. Wir wollen sportlich in jeder Woche das Beste rausholen.

    Hat es Sie persönlich nie gereizt, bei einem Klub zu spielen, der dauerhaft international spielen kann?

    Baier: Natürlich habe ich mir meine Gedanken gemacht, was ich für Möglichkeiten habe. Aber da ich die Entwicklung hier von Beginn an mitgemacht habe, bin ich mit dem FCA so verbunden, dass mich das nicht weiter beschäftigt hat. Für mich war klar, dass ich diesen Weg weiter mit dem FCA gehen will.

    Gab es andere Angebote?

    Baier: Darüber werde ich mit Ihnen jetzt hier nicht reden (lacht).

    Was macht die besondere Beziehung zum FCA aus?

    Baier: Ich habe zwar im entscheidenden Spiel um den Aufstieg nicht gespielt, aber ich habe mich genauso gefreut wie Stephan Hain, der das Siegtor gegen den FSV Frankfurt geschossen hat. Das war ein Tag, den ich niemals vergessen werde, auch weil der Verein damals zum ersten Mal in die Bundesliga aufgestiegen ist. Dann haben wir es jedes Jahr den Kritikern gezeigt, dass wir in der Bundesliga bleiben können. Wir haben es sogar in die Europa League geschafft. Diese Entwicklung Jahr für Jahr mitzuerleben, ist wie eine Sucht.

    Jetzt geht es wieder gegen den Abstieg?

    Baier: Ich gehe ja nicht in die Saison und sage, jetzt ist wieder Abstiegskampf. Wir haben ein klares Ziel: Wir wollen so schnell wie möglich so viele Punkte holen, dass wir nichts mit dem Abstieg zu tun haben. Aber ich beschäftige mich nicht jede Woche damit, genauso wie ich mich nicht Woche für Woche mit der Qualifikation für die Europa League beschäftigt habe, als wir oben standen. Ich will jede Woche gewinnen, egal, gegen wen wir spielen. Die Gier nach Siegen ist das Schönste am Fußball. Nur darum geht es.

    Ihr Vertrag beim FCA läuft bis 2018, dann sind Sie 34. Was kommt dann?

    Baier: Es sprechen mich viele Leute darauf an. Aber für mich ist das derzeit eigentlich kein Thema. Ich fühle mich topfit. Ich will so lange wie möglich spielen, wie lange das ist, wird man sehen. 2018 läuft mein Vertrag aus, dann wird man sich zusammensetzen und schauen, was Sinn macht.

    Sie haben mit Christian Gentner (VfB Stuttgart), Marcel Schäfer und Christian Träsch (beide VfL Wolfsburg) eine App für Sportmannschaften entwickelt. Ist das eine Option für das Leben nach der Fußball-Karriere?

    Baier: Die App wird super angenommen. Das war eine Sache, die wir unter Freunden gemacht haben. Das ist eine coole, nette Geschichte, bei der ich mal in ein anderes Metier reinschnuppert habe. Für mich hat der Fußball aber weiter oberste Priorität.

    Wenn man mit Ihnen redet, merkt man sofort, dass Sie in Augsburg heimisch geworden sind.

    Baier: Das Wichtigste ist das Umfeld, das man sich rund um die Familie aufbaut. Das passt einfach. Es lässt sich hier sehr gut leben. Wir wohnen mitten in der Stadt. Du hast gute Restaurants, in die Berge ist es nicht weit, du hast Seen in der Nähe. Es ist ein Rundumsorglos-Paket. Und die Stadt entwickelt sich genauso positiv wie der FCA.

    Interview:

    Mittelfeldspieler Daniel Baier, 32, trägt seit acht Jahren (mit einer kleinen Unterbrechung) das FCA-Trikot, absolvierte dort 172 von 180 Bundesligaspielen. Er lebt mit seiner Frau Joelle und seinen Kindern Louisa, 8, und Zoé Elea, 2, im Augsburger Zentrum.

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