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FC Augsburg: Coronavirus: FCA-Ultras helfen Betroffenen beim Einkaufen

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Coronavirus: FCA-Ultras helfen Betroffenen beim Einkaufen

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    Die Fan-Szene des FC Augsburg nutzt ihr Netzwerk, um eigene Hilfsaktionen in Zeiten der Corona-Krise zu initiieren.
    Die Fan-Szene des FC Augsburg nutzt ihr Netzwerk, um eigene Hilfsaktionen in Zeiten der Corona-Krise zu initiieren.

    Quer über den Autobahnzubringer in Augsburg-Lechhausen ist seit einigen Tagen ein großes weißes Transparent gespannt: "Schwaben hält zusammen - auch in schweren Zeiten" steht dort in grünen Buchstaben und dahinter in rot: Ultras FC Augsburg.

    Rot-Grün-Weiß - das sind die Vereinsfarben des Bundesligisten. Und dessen aktive Fanszene tut genau das, was viele andere in der ganzen Bundesrepublik in Zeiten der Corona-Pandemie auch tun: Sie hilft. In Augsburg haben sich viele Anhänger aus den diversen Fanklubs im Verein „Ulrich-Biesinger-Tribüne“, kurz UBT, zusammengeschlossen. Darunter sind Fans, die sich dem FCA zwar verbunden fühlen, aber jetzt nicht jede Minute ihrer Freizeit für den Klub opfern und darunter sind auch die Fans, die fast ihr ganzes Leben dem FCA unterordnen, die Ultras eben.

    FCA Hilfsprojekt: Einkaufslisten werden telefonisch durchgegeben

    Die UBT bietet seit nun knapp zwei Wochen unter der Handy-Nummer 0170/4961167 eine Einkaufshilfe an. Noch wird die recht wenig in Anspruch genommen, sagt Mario Riedel, der in dieser Angelegenheit für die UBT als Ansprechpartner fungiert. „Meist sind es Voranfragen. Da hat ein FCA-Fan, der außerhalb wohnt, angefragt, ob wir seinem Großvater helfen könnten, wenn es notwendig sei“ erzählt Riedel. Doch es gibt durchaus konkrete Einsätze. Riedel nennt ein Beispiel. Ein Hilfesuchender aus dem Augsburger Stadtteil Haunstetten hatte sich gemeldet. Er brauche jemand zum Einkaufen. "Da haben wir den Kontakt zu einem unserer Freiwilligen, der Zeit hatte, hergestellt, dann wurde die Einkaufsliste telefonisch durchgegeben und dann wurden die Lebensmittel vorbeigebracht", sagt Riedel. Der Einkauf, der knapp über 20 Euro ausmachte, wurde vor die Tür gelegt, wo schon ein 20-Euro-Schein schon lag. „Auf das Kleingeld hat unser Einkäufer verzichtet, um möglichst den Kontakt zu vermeiden. Das hat er aus eigener Tasche gezahlt“, berichtet Riedel.

    Dieses Banner hängt über dem Autobahnzubiringer.
    Dieses Banner hängt über dem Autobahnzubiringer.

    Noch wollen die FCA-Fans ihre Hilfe nicht mit Handflyern bekannt machen. "Wir setzen da auf die Mund-zu-Mund-Propaganda in der FCA-Community. Das sind auch über 10.000 mögliche Kontakte", sagt Riedel.

    Derzeit liegt das Hauptaugenmerk noch auf der Vernetzung. Es wurden und werden Kontakte zu sozialen Einrichtungen geknüpft, um zu erfahren, wie geholfen werden kann. „Wir haben uns zum Beispiel mit Einrichtungen in Verbindungen gesetzt, die sich um Obdachlose kümmern, ob man kleine Care-Pakete schnüren kann“, erzählt Riedel.

    Fans sind sicher: Hilfe in der Corona-Krise wird ein Marathon

    Die Fans, die sich unabhängig vom Verein engagieren, wissen, dass ihre Hilfe einem Marathon gleicht. Den geht man auch nicht im Vollsprint an. Das Corona-Virus wird so schnell nicht verschwinden. "Wir hatten zu Beginn auch keinen konkreten Plan. Wir wussten nur, wir wollen helfen, wir haben ein großes Netzwerk und jetzt an den Wochenenden mehr Zeit als geplant", beschreibt Riedel das langsame Anlaufen der Aktion. "Wir wollen uns auch nicht nur auf Augsburg beschränken, sondern über ganz Schwaben verteilt helfen. Sehr viele FCA-Fans haben sich gemeldet, wie sie helfen können."

    Das muss koordiniert werden. Im UBT sind Fans aller Couleur versammelt, die Ultra-Mitglieder genauso wie Familienväter. Genau darauf legt man seit im UBT wert. Der 1. Vorsitzende ist zum Beispiel Steuerberater Dirk Weisinger, der nicht im Verdacht steht, ein Ultra zu sein. Auch für die Organisation der Corona-Fanhilfe hat sich eine Gruppe von unterschiedlichen Mitgliedern gefunden. Doch Fakt ist, derzeit tragen Leute aus der Ultraszene die Hauptlast. Das ist nicht nur in Augsburg so, sondern fast überall in Fußball-Deutschland.

    Und das sind genau die Fans, die zuletzt massiv attackiert wurden, teilweise auch von ihren eigenen Klubs, weil sie vor allem mit ihrer Kritik an Hoffenheim-Mäzen Dietmar Hopp teilweise weit über das Ziel hinaus geschossen sind. Das Feindbild Hopp der Ultraszenen, das für die Kommerzialisierung der Bundesliga steht, ist genauso undifferenziert, wie das Feindbild derjenigen, für die die Ultras alle Kriminelle sind. Die Scharfmacher auf beiden Seiten werden durch die Corona-Krise bloß gestellt.

    Das ambivalente Verhalten der Ultras

    Genau an der Biotech-Firma (CureVac), die in Deutschland als Hoffnungsträger für einen Impfstoff gegen das Covid-19-Virus gilt, ist Hopp hauptsächlich beteiligt. In die Erforschung von Medikamenten gegen diverse Krankheiten hat Hopp mindestens genau so viel Geld gepumpt, wie früher in die TSG 1899 Hoffenheim. Und die so oft gescholtenen Ultras zeigen derzeit, dass sie oft mehr Sozialverhalten haben als manch anderer.

    Auch in Augsburg. Natürlich sind die FCA-Ultras, die in der Legio Augusta organisiert sind, kein Chor von Internatsschülern. Zünden auch sie auswärts gerne mal vermummt gefährlich heiße Pyros, geraten sie mal mit der Polizei aneinander, weil sie sich oft auch mit Absicht nicht immer regelkonform benehmen, provozieren, aber auch provoziert werden. Alles Dinge, die man nicht gutheißen muss.

    Aber es sind vor allem die Ultras, die ihre Liebe zum Verein nicht nur mit aufwändigen Choreos und bedingungslosem Support im Stadion definieren, sondern auch über den Kampf gegen den Rechtsextremismus. und über ihre soziale Engagements. So wie in diesen Zeiten. Und da tragen sie als Fans des FCA dessen Namen auch ganz einfach mal vor die Haustür oder spannen ihn über einen Autobahnzubringer.

    Über alle Entwicklungen rund um das Coronavirus informieren wir Sie in unserem Live-Blog.

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