Wer ausschließlich das sportliche Geschehen betrachtet, wird von einer eindeutigen Angelegenheit sprechen. Am Freitagabend empfing der FV Illertissen in der Regionalliga Bayern die U23 des FC Augsburg. Die Bundesligareserve kehrte aus dem bayerisch-badenwürttembergischen Grenzgebiet mit einem 0:4 (0:2) zurück. Augsburgs Trainer Josef Steinberger sah ein, dass seine Mannschaft eine verdiente Niederlage kassiert hatte. Groß ist sein Bemühen, der Pleite Positives abzugewinnen. "Lieber bekomme ich einmal richtig auf den Deckel, danach kann man alles wieder besser machen", betont er.
Die Zeit zum nächsten Ligaspiel ist kurz bemessen, am Dienstag gibt der Spielplan das Duell mit Tabellenführer SpVgg Bayreuth vor (19 Uhr). Doch noch ist unklar, ob die Partie überhaupt stattfindet. Der FC Augsburg II hatte in der vergangenen Woche einen positiv auf Covid-19 getesteten Spieler. Alle weiteren Tests waren negativ. Am heutigen Montag finden weitere Untersuchungen statt, die ein klares Bild abgeben sollen. Zwischen dem ersten und zweiten Test, im Rahmen der Inkubationszeit, fand die Partie in Illertissen statt. Die Augsburger hatten daher am Donnerstag beim FV Illertissen vorgefühlt, ob eine Spielverlegung möglich sei. Der Gastgeber lehnte aber ab.
FCA-Nachwuchschef Claus Schromm hätte sich solidarischeres Verhalten gewünscht
Ob FCA-Trainer Steinberger deshalb nach dem Spiel den Besuch der Pressekonferenz verweigerte? Zu den Umständen will er sich nicht näher äußern. Seine Begründung: "Das ist nicht meine Aufgabe, dazu etwas zu sagen." Auskunftsfreudiger zeigt sich FCA-Nachwuchsleiter Claus Schromm, der wenig Verständnis für die ablehnende Haltung der Illertisser aufbringt. "Mancher Verein hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt", sagt Schromm. Er hätte sich ein solidarischeres Verhalten gewünscht. Das Spiel sei das eine, die Vorbereitung darauf das andere. "Unsere Trainingswoche ist massiv beeinträchtigt. Auch jetzt noch. Wir müssen abwarten, was am Montag passiert. Dann schauen wir weiter", erklärt Schromm.
Der Bayerische Fußball-Verband (BFV) lässt seinen Vereinen bei positiven Corona-Fällen Spielraum. Als Erfolg hatte er im Sommer die Vorgehensweise im Spielkreis Augsburg verbucht, dass bei Corona-Fällen innerhalb einer Mannschaft stärker auf Einzelfälle eingegangen wird. Dadurch sollen Spielverlegungen und Quarantäne für komplette Mannschaften verhindert werden. Der Augsburger Kreisvorsitzende Thomas Künzel zeigte sich zufrieden: "Uns war es wichtig, dass wir die betroffenen Vereine durch die Betrachtung des Einzelfalls unterstützen und ihnen so einen gangbaren Weg aufzeigen." In der Praxis sieht es so aus: Wenn beide Partien zustimmen, ist eine Verlegung auf einen zeitnahen Termin möglich. Stimmt ein Klub aber nicht zu, gelten die üblichen Regularien. Die wichtigste für die Regionalliga: Solange 16 Spieler zur Verfügung stehen, kann gespielt werden. Daher war das Interesse des BFV groß, dass Vereine vor der Saison möglichst umfangreiche Kader meldeten. Auf der Liste des FCA II stehen etwa Bundesligaprofis und U19-Spieler.
Illertissens Sportchef Karl-Heinz Bachthaler kann Aufregung nicht nachvollziehen
Karl-Heinz Bachthaler kann die Aufregung der Augsburger nicht nachvollziehen. "Für mich sind das Gesundheitsamt und der Verband entscheidend. Nur weil ein Spieler fehlt, können wir kein Spiel verlegen", betont der Sportvorstand des FV Illertissen. Den Vorwurf, man hätte wenig solidarisch gehandelt, wolle er nicht stehen lassen. Letztlich hätte er im Sinn seiner Mannschaft entschieden. Die Belastung der Spieler sei in den vergangenen Monaten hoch gewesen, eine weitere englische Woche wollte er ihnen nicht zumuten. "Wir haben keine Profis. Für Spiele unter der Woche müssen unsere Spieler freinehmen."
In der Regionalliga Bayern sorgte jüngst die SpVgg Unterhaching für Gesprächsstoff. Zwölf Unterhachinger Profis, darunter etliche Geimpfte, sind positiv auf das Coronavirus getestet worden. Daher mussten die Heimspiele gegen den 1. FC Schweinfurt und den TSV Buchbach verlegt werden.
Hören Sie sich dazu auch unseren Podcast mit Florian Niederlechner über seine Karriere und sein Privatleben an (von September 2020):