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FC Augsburg: Callsen-Bracker könnte noch einmal in anderer Rolle zurückkehren

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Callsen-Bracker könnte noch einmal in anderer Rolle zurückkehren

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    Kürzlich wurde Jan-Ingwer Callsen-Bracker vor dem letzten Heimspiel gegen Berlin unter dem tosenden Applaus der Fans verabschiedet.
    Kürzlich wurde Jan-Ingwer Callsen-Bracker vor dem letzten Heimspiel gegen Berlin unter dem tosenden Applaus der Fans verabschiedet. Foto: Christian Kolbert (Archiv)

    Als Sportjournalist hat man sich schon etwas erschrocken, als der FC Augsburg im Winter 2011 Jan-Ingwer Callsen-Bracker verpflichtet hat. Dieser lange Name passt doch fast in keine Überschrift? Andererseits könnte es ja vielleicht nur ein kurzes Gastspiel werden. Doch Callsen-Bracker, der damals von Borussia Mönchengladbach kam, entwickelte sich beim zu einem starken Abwehrspieler, der sich auch für Überschriften aufdrängte. Auch deshalb, weil er des Öfteren der Mann für die „Big Points“ war, wie beim ersten Bundesliga-Auswärtssieg des FCA in Mainz (1:0) oder in der gleichen Spielzeit beim 1:0-Heimsieg über Borussia Mönchengladbach.

    Schließlich gehörte der mittlerweile 34-Jährige auch zu den Aufstiegshelden, die zusammen mit Trainer Jos Luhukay in die Bundesliga einzogen. Im letzten Heimspiel dieser Saison gegen Hertha BSC Berlin wurde Callsen-Bracker vom FCA unter tosendem Applaus der Fans verabschiedet. Aus der erfolgreichen Mannschaft von 2011 ist ab sofort Kapitän Daniel Baier der letzte Mohikaner.

    Vielleicht kann man auch behaupten, dass der gebürtige Schleswiger in Augsburg richtig erwachsen geworden ist. Schließlich sind hier seine beiden Kinder Elisa Malin und Lasse Erik auf die Welt gekommen. In Augsburg hat er auch seine Freundin Corinna geheiratet. Dabei kann man die Beziehung zwischen Callsen-Bracker und Augsburg eher mit „Liebe auf den zweiten Blick“ beschreiben. „Wir haben ja damals noch an der Donauwörther Straße trainiert. Die Kabinen und Duschen waren für Bundesligaverhältnisse recht spartanisch eingerichtet. Im Winter trainierten wir in der Rosenau. Doch der Verein hat sich gut entwickelt. Das kann man mit heute überhaupt nicht mehr vergleichen.“

    Jan-Ingwer Callsen-Bracker ist bei den Fans beliebt

    Dass er überhaupt nach Augsburg gekommen ist, hatte mit den handelnden Personen im Jahr 2011 zu tun: „Von Augsburg kannte ich damals nicht so viel, aber ich war gleich positiv überrascht. Ich hatte zuvor einige gute Gespräche mit Manager Andreas Rettig, der mich noch aus meiner Zeit bei Bayer Leverkusen kannte, und Trainer Jos Luhukay war zuvor mein Coach bei Borussia Mönchengladbach.“ Dennoch als Fußball-Profi acht Jahre bei einem Klub – das nennt man schon Vereinstreue. Callsen-Bracker lacht: „Dass ich so lange für den FC Augsburg gespielt habe, war damals nicht absehbar. Die Entwicklung des FCA mitzugestalten, hat mir Freude bereitet.“

    Das haben ihm die Fans auch nicht vergessen. Gespürt hat das der lange Verteidiger in seinen schwersten sportlichen Tagen. Als er an jenem 10. Dezember 2015 im Europa-Pokalspiel bei Partizan Belgrad vom Serben Nikola Ninkovic auf übelste Weise zusammengetreten wurde. Die schlimme Diagnose: ein zertrümmertes Wadenbein und ein zweifacher Bänderriss.

    „Vor allem am Anfang war die Anteilnahme groß. Ich wurde oft von Fans nach meinem Befinden gefragt und bekam viele Genesungswünsche. Sehr gefreut hat mich, wie sich der Verein und die Mannschaft verhalten haben. Man hat sich immer nach mir erkundigt und ich hatte immer das Gefühl, auch in dieser Zeit nah dran zu sein“, erzählte Callsen-Bracker später einmal.

    Der Abwehrspieler kämpfte sich nach fast zwei Jahren wieder zurück, allerdings so richtig den Anschluss fand er nicht mehr. Im Winter 2018 wurde er in der Rückrunde noch zum damaligen Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern ausgeliehen. Ein halbes Jahr, das ihm guttat. Auch in Kaiserslautern war er Publikumsliebling und vor allem Stammspieler. Beim FCA hat es Callsen-Bracker auf insgesamt 150 Spiele gebracht und er schoss 13 Tore. Für einen Verteidiger eine beachtliche Zahl.

    Neben vielen tollen Erlebnissen mit dem FCA, auch trotz Belgrad nennt er dabei die Europa-League, sind auch viele Freundschaften geblieben. Allen voran die mit dem ehemaligen FCA-Stürmer Tobias Werner. Aber auch noch andere Kontakte sind geblieben: „Ab und zu spreche ich und treffe mich mit Axel Bellinghausen. Kontakt hatte ich auch immer mal wieder zu Stephan Hain, Dominik Reinhardt, Moritz Leitner oder Thomas Rudolph.“

    Callsen-Bracker: "Es gibt unter anderem ein Angebot vom FCA"

    Doch Fußball ist und war nie alles in seinem Leben. „Ich habe schon immer meine Leistungen reflektiert und nach Verbesserungspotenzialen gesucht“, sagt er. Beim FCA hat er sich schon in seiner Anfangszeit mit Neuro-Athletik beschäftigt. Eine komplexe Geschichte. Das Neuro-Athletik-Training verbindet Erkenntnisse der Neurologie mit denen der Sportwissenschaft. Dabei wird nicht nur nach dem bio-mechanischen Trainingsansatz gearbeitet, sondern hauptsächlich nach dem übergeordneten neuronalen. Dort steht also nicht der Muskel, sondern das Gehirn im Zentrum. „Ich war 2011 der erste deutsche Profisportler, der sich mit dieser Thematik beschäftigt hat“, erzählt Callsen-Bracker.

    Mittlerweile schwört auch die Sprinterin Gina Lückenkemper, die Rennrodel-Olympiasiegerin Tatjana Hüfner, Serge Gnabry (Bayern München), Per Mertesacker (FC Arsenal) oder Dominik Kohr (Bayer Leverkusen) auf Neuro-Athletik. Seminare und Lehrveranstaltungen besuchte der Abwehrspieler immer in den Sommerpausen und unter der Saison bildet er sich über E-Learning weiter. „Ich war regelmäßig in Malmö, Kopenhagen oder in Amerika, um zu lernen“ berichtet er. Mittlerweile hat er seine Ausbildung abgeschlossen. In Zukunft möchte er nicht nur im neuro-athletischen Bereich auf dem Laufenden bleiben, sondern auch Trainerscheine und seinen Master in Sportmanagement machen.

    Derzeit hat sich Callsen-Bracker und seine Familie nach Spanien zu einem Kurzurlaub verabschiedet. Anschließend wird er sich intensiv um seine Zukunft kümmern. Er ist noch unschlüssig. Er wäre nicht abgeneigt, zumindest noch ein Jahr Fußball zu spielen: „Ich fühle mich absolut fit.“ Auch ein Engagement im Ausland würde ihn noch reizen.

    Allerdings ist es nicht ausgeschlossen, dass der FCA weiter auf seine Dienste zurückgreift. Zwar nicht als Spieler, aber vielleicht im Trainerteam? Oder in einer anderen Funktion? Callsen-Bracker sagt dazu nur so viel: „Ja, es gibt unter anderem ein Angebot vom FCA.“

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