Raul Bobadilla liegt am Boden und schnappt nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen. „Ich bin völlig k.o.“, japst der Argentinier. „Komm Raul, das geht schon noch“, sagt Nikki Adler und lächelt. Die vierfache Augsburger Box-Weltmeisterin hatte am gestrigen Vormittag alles im Griff.
Die Kicker des Bundesligisten FC Augsburg erweitern derzeit ihren Horizont. Bei der Aktion „FCA geht fremd“ schickt der Verein immer einen oder mehrere Spieler zu einer Trainingseinheit anderer Sportarten. Torwart Mo Amsif und Stürmer Raul Bobadilla wurden gestern in Neu-Ulm im „Boxgym Mekong“ dem Trainingsquartier von Nikki Adler im wahrsten Sinne des Wortes auf ihre Schlagfertigkeit getestet.
Amsif: „Das ist wesentlich härter als bei uns“
Amsif wirkt dabei etwas durchtrainierter und konditionsstärker. „Ihn könnte ich mir sogar als Sparringspartner vorstellen“, lobt Adler, die im Februar zu Augsburgs Sportlerin des Jahres“ gekürt wurde. Bobadilla machte natürlich auch eine gute Figur, aber beide Fußballer mussten feststellen, dass Box- und Fußballtraining zwei Paar Schuhe sind. „Ich bin ein Fan von allen Sportarten, aber das ist wesentlich härter als bei uns“, stöhnt hinterher Amsif, dem der Schweiß in Sturzbächen über den Körper fließt.
Mit den Worten: „Habt ihr Angst?“, empfängt Adler die kleine Abordnung des Bundesligisten. Angst hatte keiner der beiden, aber sie mussten bald erfahren, wie schmerzhaft ein Box-Training sein kann. „Wir machen ein Aufwärmtraining, dann ein bisschen Technikschule, dann gehen wir an den Sandsack und zum Abschluss steigen wir in den Ring“, gibt Adler das Programm vor.
Bereits im ersten Intervall-Training ging es richtig zur Sache. In fünf Einheiten je zwei Minuten ging es mit dem Medizinball in die Kniebeuge mit anschließenden Liegestützen. „Das war zuletzt unter Felix Magath bei Schalke 04, als ich es mit Medizinbällen zu tun hatte“, grinst Amsif. Das FCA-Duo steht regelrechte Qualen aus. „Durchbeißen“, schreit Adler durch die Halle. Bobadilla konnte das Ende des Aufwärmtrainings kaum mehr erwarten. „Die können ja morgen im Training gar nicht mehr laufen“, ist ein Journalist felsenfest überzeugt. „Was, noch zwei Runden?“, jammert Bobadilla nach der dritten Einheit.
Auf den Sandsack wurde dann eingeprügelt, aber mit Stil. Adler schulte die Hobby-Boxer genau. Schritt- und Kampftechnik müssen schließlich passen. Zum Abschluss ging es schließlich noch in den Ring. Pratzentraining mit Nikki. Eine Pratze beim Boxen ist ein Handschuh, welcher auf der Handfläche ein großes Polster hat. Damit werden die Schlagkraft und die Schnelligkeit geschult.
Amsif und Bobadilla völlig ausgepumpt
Am Ende sind Amsif und Bobadilla völlig ausgepumpt. Spaß hat es dennoch gemacht. „Respekt, wie die Boxer arbeiten müssen. Das war eine tolle Sache, wir hatten aber auch eine super Trainerin“, meinte Bobadilla. Amsif hat sich sogar angefreundet mit dem Boxen: „Es hat mir unglaublich gefallen. Ich will Nikki auch mal erleben, wenn sie im Ring steht.“ Eine Gegeneinladung hat Amsif auch parat: „Vielleicht will sie ja mal bei uns mittrainieren.“
Adler kann die Komplimente nur zurückgeben: „Das sind tolle Jungs. Die sind sehr fit. Man sieht schon, dass beide auch Profisportler sind. Ich bin richtig stolz auf sie.“ Das Lauftraining heute bei FCA-Trainer Markus Weinzierl könnte allerdings für Amsif und Bobadilla etwas schmerzhaft werden.