Zum Elfmeter in der Nachspielzeit hatte Reece Oxford eine klare Meinung: „Ich habe ihn nicht getroffen. Er ist sehr leicht gefallen.“ Dass der Engländer in Diensten des FC Augsburg den Berliner Pascal Köpke nicht berührt hatte, widerlegten Fernsehbilder. Worüber sich indes streiten ließ, war, ob Köpke mit seinem Bein das Knie Oxfords gefunden hatte oder ob Oxford Köpke zu Fall gebracht hatte. Letztlich besiegelte Herthas Salomon Kalou mit seinem verwandelten Strafstoß die 3:4-Niederlage des FCA. Dass die strittige Entscheidung zu Ungunsten Oxfords gefällt wurde, reihte sich ein in die teils unglücklichen Auftritte des 20-Jährigen.
Kurz vor Ende der Transferperiode hatte Augsburg Oxford vom englischen Erstligisten Westham United verpflichtet, dort war der groß gewachsene Innenverteidiger nur noch in der U21 zum Einsatz gekommen. Der FCA reagierte mit dem Oxford-Wechsel auf den kurzfristigen Weggang Martin Hintereggers. Oxford kannte die Bundesliga, in der Saison 2017/18 war er an Borussia Mönchengladbach ausgeliehen und kam dort zu sieben Einsätzen.
Auftritte von Reece Oxford im FCA-Trikot waren durchwachsen
In Augsburg kamen sieben Ligaspiele hinzu, wobei die rund drei Monate im Augsburger Trikot bisher äußerst durchwachsen für ihn verliefen. In seinem vierten Spiel sah er gegen den SC Freiburg die Rote Karte und wurde für drei Partien gesperrt; als er gegen Hoffenheim wieder in der Startelf stand, holte ihn der damalige Trainer Manuel Baum nach 26 Minuten vom Rasen; und nun der verursachte Strafstoß, der zu einer Niederlage im letzten Heimspiel führte.
Oxford vermittelt nicht den Eindruck, als würde er diese Umstände allzu nah an sich heranlassen. Unaufgeregt, in seiner Sprache würde man sagen „cool“, antwortet er. Seine Zeit in Augsburg bezeichnet er selbst nicht als unglücklich. Stattdessen sagt er: „Der FCA ist ein toller Klub, der in der Liga geblieben ist. Ich habe hier sehr viel gelernt.“
Martin Schmidt hatte Oxford gegen Berlin in die Startelf beordert, um sich ein Bild vom Verteidigertalent zu machen. Augsburgs Trainer hob später Oxfords Stärken hervor. „Es hat für ihn gesprochen, wie er gespielt hat“, sagte Schmidt. Positiv bewertete er etwa Oxfords Spielaufbau, seine Diagonalbälle und seinen Mut, Bälle in die Schnittstellen zu spielen. Schmidt resümierte: „Auf dieser Leistung kann er aufbauen.“
Oxford erklärt, er richte den Fokus nun auf das letzte Saisonspiel mit dem FCA in Wolfsburg (Samstag, 15.30 Uhr). Danach werde er zurück nach London fliegen, Urlaub machen und sich für die kommende Saison fit halten. Ob er seine Zukunft in Augsburg sieht, lässt der 20-Jährige offen. Es gebe noch keine Entscheidung, beteuert der mehrfache Juniorennationalspieler. „Wenn die Zeit kommt, werde ich meine Entscheidung treffen. Wir werden sehen, was passiert.“
Rund neun Millionen Euro Ablösesumme stehen für Oxford im Raum
Wobei der Spieler allein keinen Wechsel durchsetzen kann. Letztlich sind mehrere Parteien am Transfer beteiligt: der Spieler, dessen Berater, der abgebende und der aufnehmende Klub. Können sich die Beteiligten auf keine Ablösesumme einigen, platzt der Deal. Medienberichten zufolge soll sich der FCA mit einer dauerhaften Verpflichtung Oxfords beschäftigen. Rund neun Millionen Euro stehen als Ablösesumme im Raum. Trainer Schmidt betont: „Er hat das Potenzial, ein Großer zu werden.“ Sagt aber auch: „Der Spieler muss sich mit dem Budget des FC Augsburg vereinbaren lassen.“
Oxford passt ins Anforderungsprofil: Die Augsburger wollen ihren Kader verjüngen und sind in der Innenverteidigung auf der Suche nach Verstärkungen. Mit Christoph Janker und Jan-Ingwer Callsen-Bracker hat der Bundesligist zwei Abwehrspieler für diese Position verabschiedet, zudem scheint eine Rückkehr des ausgeliehenen Martin Hinteregger als unwahrscheinlich. Der Österreicher hat jüngst seinen Wunsch erneuert, dauerhaft zur Eintracht zu wechseln.