Wie kann man künftig im Stadion des FC Augsburg bezahlen? Diese Frage ist etwa einen Monat vor Bundesligastart immer noch offen. Die Payment Solution GmbH, die das Bezahlkartensystem angeboten hatte, hat Anfang Mai, zum Ende der Bundesligasaison, Insolvenz angemeldet. Ärgerlich für diejenigen, die das System nutzten: Das darauf befindliche Guthaben wurde, weil es Teil der Insolvenzmasse ist, eingefroren. Nach Informationen unserer Redaktion sind rund 50.000 Karten im Umlauf, das Guthaben darauf soll sich auf rund 500.000 Euro belaufen. All diese Kartenbesitzer können nun aber ihre Forderungen beim Insolvenzverfahren anmelden.
Über ein Online-Formular können die Forderungen eingegeben werden
Wie der vorläufige Insolvenzverwalter Dr. Sven-Holger Undritz auf der für das Verfahren eingerichteten Seite informiert, gibt es nun die Möglichkeit, den Anspruch auf das Guthaben kostenfrei über ein Online-Formular einzufordern. Darunter können Besitzer der Karte, also Gläubiger, sich registrieren und ihre Forderungen geltend machen. Dafür werden neben einer E-Mail-Adresse auch die Nummer der Bezahlkarte benötigt - die Karte muss nicht eingeschickt werden. Zum Online-Formular geht es hier.
Anhand der Kartennummer soll das System erkennen, wie viel Guthaben auf der Karte noch geladen ist. Diese Informationen sind auf einer zentralen Datenbank verwaltet. Nach der Eingabe der Daten wird eine automatische Quittung per E-Mail an den Kartenbesitzer versendet.
Termin beachten: Die Anmeldung ist nur bis 7. August kostenlos
Wichtig in diesem Zusammenhang: Wer eine Forderungen anmelden machen will, kann dies kostenlos tun - sofern die Anmeldung bis zum Montag, 7. August, erfolgt. Zwar ist es auch nach diesem Datum möglich, sich anzumelden, aber eben nicht mehr kostenlos. Nach diesem Datum wird laut Insolvenzverwalter eine Gebühr in Höhe von 20 Euro fällig. Eine Verpflichtung, seine ausstehenden Forderungen anzumelden, gibt es übrigens nicht.
Ob die FCA-Fans aber tatsächlich ihr Geld zurückbekommen, ist fraglich. Denn ob die insolvente Firma, die Schulden in Höhe von über zehn Millionen Euro plagen, ihre Geschäfte fortführen und die Forderungen der Gläubiger begleichen kann, ist mehr als unsicher. Auch der Insolvenzverwalter weist darauf hin: "Auf Insolvenzforderungen – und hierzu gehören die Forderungen aus den Kartenguthaben – wird voraussichtlich keine Zahlung erfolgen, da im Insolvenzverfahren nur geringe Vermögenswerte vorhanden sind."
Aus rechtlicher Sicht wahrt man jedoch mit der Anmeldung seiner Forderung seine Ansprüche. Sinn und Zweck eines Insolvenzverwalters ist es eben, die Interessen der Gläubiger zu wahren. Das kann ja nach Unternehmensgröße ein sehr langwieriger Prozess sein. Ein Beispiel: Das Verfahren im Fall der im Jahr 2005 insolvent gegangen Augsburger Walter Bau GmbH ist heute, nach über zehn Jahren, immer noch nicht abgeschlossen (eine Übersicht der gängigsten Fragen zum Payment-Solutions-Insolvenzverfahren gibt es hier).
Im August soll das nächste Insolvenzverfahren eröffnet werden
Laut Insolvenzverwalter soll im August gegen die Muttergesellschaft, die Payment Solution AG, die Insolvenz eröffnet werden. Wie viele Anmeldungen bislang eingegangen sind, ist bislang nicht bekannt. Die Insolvenz des Kartenanbieters betrifft aber Stadiongänger in ganz Deutschland: Nicht nur in Augsburg wurden die Karten verwendet, sondern auch bei Hertha BSC Berlin, dem 1. FC Kaiserslautern, den Handballern der SG Flensburg-Handewitt, den Trierer Basketballern, Dynamo Dresden und Eintracht Frankfurt.
In der Vergangenheit kam das System zudem bei Borussia Dortmund (bis 2015), der TSG Hoffenheim (bis 2016), dem 1. FC Köln (bis 2014) und dem TBV Lemgo (bis 2011). Auch aus dieser Zeit können noch Restguthaben auf Bezahlkarten bestehen.
Wie geht es in Augsburg weiter?
Der FC Augsburg hat sich bislang noch nicht dazu geäußert, wie künftig in der WWK-Arena bezahlt werden soll. Von den betroffenen Vereinen hat bisher lediglich Hertha BSC zugesichert, für finanzielle Schäden aufzukommen. "Wir versprechen Geld oder Wurst, die Fans werden nicht allein gelassen", erklärte Anfang Mai Hertha-Geschäftsführer Ingo Schiller.
Geht es mit Payment Solutions nicht weiter, müsste der FCA in seinem Stadion ein alternatives Bezahlsystem anbieten. Möglich wäre wie im letzten Heimspiel der vergangenen Saison die Bezahlung mit Bargeld. Bestätigen wollen es die LEW nicht, aber sie haben nach Informationen unserer Redaktion zum Saisonheimfinale gegen Dortmund den höchsten Umsatz der Saison erreicht. Am 18. August startet die Bundesligasaison, schon am 6. August empfängt der FCA den PSV Eindhoven zur Generalprobe
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