Waltraud Geschwinde wirft einen Fünf-Euro-Schein in eine der Boxen, die in den Zelten vor der WWK-Arena aufgestellt sind. „Für den Nachwuchs – das ist ja unsere Zukunft“, sagt sie. Währenddessen steht ihr Mann Manfred in der Schlange an, um sich das Geld auf seiner Bezahlkarte auszahlen zu lassen. Beim gestrigen Familientag hatten die Fans die Wahl: Barauszahlung oder eine Spende an die Jugendabteilung des Bundesligisten. Neben der Aussicht, an das zuvor eingefrorene Geld zu kommen, lockten viele Aktionen und der Test gegen Eindhoven 14521 Besucher in die WWK-Arena.
Eines der großen Gesprächsthemen war aber eben das Bezahlsystem. Gestern konnte, wie im letzten Heimspiel der vergangenen Saison, nochmals in bar gezahlt werden. Es war wohl die vorerst letzte Gelegenheit dazu: Als wahrscheinlich gilt, dass es nach der Insolvenz des bisherigen Kartenbetreibers Payment Solution eine Rückkehr zum bargeldlosen Zahlen geben wird.
Der FCA stellte 30 zusätzliche Kassen auf, um das Guthaben auszuzahlen
Um das alte Guthaben auszulösen, stellte der Verein rund um das Stadion 30 Kassen auf, etwa 50 zusätzliche Mitarbeiter waren nach Vereinsangaben dafür im Einsatz. Der Umtausch, der noch während der gesamten Saison möglich ist, ist laut FCA-Auskunft friedlich und ohne Probleme abgelaufen. Auch als die Geschwindes ihre Karten abgaben, gab es keinerlei Beschwerden.
Vor eineinhalb Wochen hatten der Klub, die Stadtwerke und ein Sponsorenpool bekannt gegeben, für das infolge der Insolvenz eingefrorene Guthaben der Fans einzustehen. Nach Informationen unserer Zeitung liegt das gesamte Guthaben auf den in Augsburg ausgegeben Bezahlkarten bei etwas über einer Million Euro.
Ein FCA-Fan hatte 63 Euro auf seiner Bezahlkarte
Etwa 63 Euro davon stammen von Nico Braun. Der Augsburger erinnert sich: „Kurz vor der Insolvenz habe ich auf meine Karte noch 50 Euro draufgeladen – und wenige Tage später war die Firma, die das angeboten hat, insolvent. Da habe ich mich schon geärgert.“ Umso mehr habe ihn die Entscheidung gefreut, dass der FCA und seine Partner zu ihrer Verantwortung stehen. Dass nun bald wieder ein Bezahlsystem kommen wird? „Ich kann es eh nicht ändern“, sagt er. „Ich hoffe aber sehr, dass der FCA und seine Partner aus den Fehlern gelernt haben.“
Am Familientag selbst ist Braun aber vor allem damit beschäftigt, seinen Sohn Ben im Blick zu haben. Der Dreijährige tollt auf der Hüpfburg herum, die der Klub vor der WWK-Arena aufgestellt hat. Daneben gibt es einen Stand fürs Kinderschminken ein Glücksrad oder einen Kicker oder andere kleine Spiele.
Einziger Wermutstropfen für Vater und Sohn an diesem Tag: Die Mutter des kleinen Ben hat es zum Anpfiff des Spiels gegen Eindhoven noch nicht ins Stadion geschafft. „Sie hat keine Dauerkarte und musste sich deswegen eine Tageskarte kaufen. Aber weil nur zwei Kassen besetzt sind und man ewig ansteht, haben wir es erst einmal aufgegeben“, sagt Braun. „Sie wartet jetzt vor dem Stadion und ich gebe ihr Bescheid, wenn die Schlange kleiner geworden ist.“
Ganz in Ruhe konnte hingegen Andreas Huber die Entscheidung über die Bezahlkarten abwarten. „Ich hatte gerade mal 1,50 Euro drauf – also alles richtig gemacht“, grinst der Augsburger. Er ist mit seiner Frau Annalisa und ihrem drei Jahre alten Sohn Fabio da. Es ist aber nicht das erste Spiel des Kleinen in der Arena. „Vor zwei Jahren waren wir mit ihm schon mal beim Familientag, zum Spiel gegen Toulouse.“ Gegen den Lärm im Fußballstadion haben die Hubers vorgesorgt: Ein neongelber Kopfhörer baumelt an der Schulter von Andreas Huber.
FC Augsburg: Fans haben Verständnis für Kapitän Verhaegh
Den Abgang des langjährigen FCA-Kapitäns Paul Verhaegh (Im Video: Paul Verhaegh erklärt seinen Abschied vom FCA) können viele Fans offenbar gut nachvollziehen. „Das ist schade, aber das ist so“, sagt Andreas Huber. Nico Braun erinnert an die Verdienste des Niederländers: „Wer als Spieler sieben Jahre da war und immer Leistung gebracht hat, hat auch das Recht dazu, so ein Angebot anzunehmen.“
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