FC Augsburg gegen Werder Bremen – diese Paarung versprach bisher in der Bundesliga und im Pokal immer ein Spektakel. Und auch das Aufeinandertreffen am 4. Spieltag in dieser Saison war dramatisch. Eine Aufholjagd des FCA bot Traumtore und am Ende einen tragischen Helden: FCA-Torhüter Fabian Giefer.
Es lief die 75. Minute, der FCA hatte aus einem 0:2 ein 2:2 gemacht und war drauf und dran, das Spiel noch für sich zu entscheiden, als Giefer einen leichten Querpass durch seine Beine kullern ließ und Davy Klaassen zum 2:3- Endstand einschieben konnte. Ein Anfängerfehler
Schon in Mainz hatte Giefer beim 1:2 bei beiden Gegentoren eine schlechte Figur abgegeben. Doch FCA-Trainer Manuel Baum hielt an dem 28-Jährigen fest. „Wir haben keine Torhüter-Diskussion“, hatte er vor der Partie erklärt. Dass Konkurrent Andreas Luthe auch gegen Werder noch verletzt pausieren musste, spielte keine Rolle. Und bis zur 75. Minute schien Baums Entscheidung auch richtig. Giefer war bei beiden Treffern machtlos und machte einen sicheren Eindruck. Der täuschte.
"Wir wissen, welcher Brocken da auf uns zukommt. Es ist eine technisch richtig gute Mannschaft, da müssen wir deutlich aggressiver zu Werke gehen als in Mainz“, hatte FCA-Trainer Manuel Baum vor der Partie gegen den Lieblingsgegner in der Bundesliga gesagt. Gegen keinen Club feierte der FCA mehr Bundesliga-Siege (8) und schoss so viele Tore (27) wie gegen Werder.
FCA: Baum verändert Startelf gegen Werder Bremen
Und Baum ließ Taten folgen. Für Jonathan Schmid beorderte er Raphael Framberger in die Startelf. Für das 23-jährige Eigengewächs war es der erste Einsatz seit dem 1:1 im Februar gegen Dortmund. Framberger gilt als zweikampfstark. Der FCA bestimmte in der Anfangsphase das Spiel. Werders Trainer Florian Kohfeldt hatte schon eine Vorahnung. „Augsburg ist eine außergewöhnliche Mannschaft in der Liga, weil sie einen anderen Spielstil pflegen, als alle anderen Teams. Es ist ein unangenehmer Gegner, weil er dir keinen Rhythmus gibt."
Und so war es dann auch. Die FCA-Spieler jagten ihren Kontrahenten fast wie früher in Manndeckung über das gesamte Feld, zwangen die Bremer immer wieder in Zweikämpfe und gewannen die auch. Folge: Der FCA erspielte sich in der ersten Halbzeit über ein halbes Dutzend guter Torchancen. Michael Gregoritsch zwang Werder-Torhüter Jiri Pavlenka bei einem Freistoß zu einer Glanzparade (23.). Der FCA machte vieles richtig, nur schlug er zu wenig Kapital daraus.
Doch nach einer halben Stunde hatte der FCA für einem Moment alles vergessen, was ihn bis dahin so ausgezeichnet hatte. Zweimal ging man in der Defensive viel zu zaghaft zu Werke, zweimal nahm Bremen das Geschenk dankend an. Nach dem Doppelschlag von Max Kruse (34.) und Maximilian Eggestein (36.) stand es plötzlich 0:2.
FCA: wilder Schlagabtausch mit tollen Offensivaktionen und haarsträubenden Fehlern
Die FCA-Fans unter den 28.434 Zuschauern, die ihr Team zuvor lautstark angefeuert hatten, waren kurzzeitig wie erstarrt, die Werder-Anhänger aus dem Häuschen. Die Schockstarre währte nicht lange. FCA-Trainer Baum, brachte Caiuby für Marco Richter (40.). Ein Glücksgriff. In der Nachspielzeit brachte Rani Khedira den Ball noch einmal weit nach vorne, Caiuby verlängerte per Kopf auf Ja-Cheol Koo, der nahm den Ball mit der Brust an und lupfte ihn dann direkt zum 1:2 (45.+3) ins Bremer Gehäuse. Ein Traum-Tor, das die FCA-Träume auf einen Sieg plötzlich wieder aufleben ließen.
Und es dauerte nach dem Wechsel nur 79 Sekunden, ehe das Spiel wieder auf Anfang gestellt war. Andre Hahn hatte nach innen geflankt und Philipp Max ganz alleine am zweiten Pfosten gefunden, der volley zum 2:2 (47.) einschob. Das zweite Traumtor und sicherlich Gesprächsstoff für das "Aktuelle Sportstudio" im ZDF, in dem Max am Abend Studio-Gast sein wird.
Zum Ende der Partie hin entwickelte sich ein wilder Schlagabtausch mit tollen Offensivaktionen und haarsträubenden Fehlern auf beiden Seiten. Sowohl Baum als auch Kohfeldt tigerten in ihren Coaching-Zonen hin und her. In der 62. Minute schien sich dann das Spiel endgültig zu drehen. Jubilar Daniel Baier, der FCA-Kapitän absolvierte sein insgesamt 250. Bundesliga-Spiel und sein 300. Pflichtspieleinsatz für Augsburg, schickte Gregoritsch auf die Reise. Der vertändelte, doch Hahn blieb aufmerksam und fand Koo. Der Südkoreaner traf vollkommen freistehend das Tor nicht. Was für ein verschwenderischer Umgang mit den Torchancen! Zumal dann Giefer noch patzte. Der FCA ist nach einem Traumstart in die Liga hart gelandet.