Spätestens seit Sommer ist der Name Marco Richter jedem Fußballfan geläufig. Während der Europameisterschaft der unter 21-Jährigen sorgte der Angreifer des FC Augsburg für Aufsehen. Im ersten Gruppenspiel gegen Dänemark erzielte Richter zwei Treffer selbst, einen bereitete er vor. Die Auszeichnung zum „Spieler des Spiels“ entsprang einer gewissen Logik. Ebenso trat Richter in der zweiten Partie gegen Serbien als Torschütze und Vorlagengeber in Erscheinung. Gegen Ende des Turniers büßte er seinen Stammplatz ein, dennoch gilt er seitdem als eines der großen Talente in der Bundesliga.
Spurlos sind die Tage in Italien und der Medienrummel um seine Person nicht am 21-Jährigen vorübergegangen. „Den Urlaub habe ich gebraucht nach so einer aufregenden Phase bei der U21“, erklärt Richter. Nun hat ihn der Alltag wieder. Und zwar der in Augsburg.
FC Augsburg: Trainer Schmidt beendet Spekulationen
Zwar kursierten nach seinen äußerst ansprechenden Auftritten während der EM Gerüchte, er könnte sich einem anderen Klub anschließen. Augsburgs Trainer Martin Schmidt hatte derartige Erwägungen jedoch frühzeitig unterbunden, indem er klarstellte, dass Richter „zu hundert Prozent“ weiterhin für den FCA spielen werde.
Mit Verzögerung stieß Richter in der Vorbereitung zu seinen Teamkollegen. Fünf freie Tage gönnte sich der Profi nach dem Turnier, dessen Ende für Richter das verlorene Finale gegen Spanien bildete. Mithilfe eines Laufplans von Athletiktrainer Andreas Bäumler und eines Individualtrainers überbrückte Richter die Zeit bis zu seiner Rückkehr ins FCA-Training. Der Trainingsrückstand hielt sich folglich in Grenzen. „Ich bin voll da und körperlich fit. Ich fühle mich gut“, erzählte Richter am Samstag nach dem 2:3 gegen den FC Bologna.
Richter hatte die zwischenzeitliche 2:1-Führung erzielt, als er überlegt den Ball ins Netz schob. Ungeachtet dessen vermittelten er und seine Kollegen den Eindruck, dass noch nicht jedes Rädchen ins andere greift. Neben Automatismen im Verschieben und Pressen fehlten den Augsburgern sichtlich Frische und Schnelligkeit in den Beinen.
Selbstkritisch kommentierte Richter seinen Auftritt im letzten Testspiel der Sommervorbereitung. Er hätte sich noch mehr bewegen können, meinte er und fügte hinzu: „Mit der Leistung bin ich nicht so zufrieden.“
Marco Richter schaffte letzte Saison den Durchbruch beim FCA
Gegen Ende der vergangenen Saison hatte Richter in der Bundesliga endgültig den Durchbruch geschafft, hatte innerhalb von zwei Spielen je einen Doppelpack erzielt und war später in den EM-Kader der deutschen U21-Nationalmannschaft berufen worden. Vorausgegangenen war ein Sinneswandel. Sein Talent hatte der Spieler mit der Bolzplatzmentalität als Kind und Jugendlicher etliche Male angedeutet. Seit er sich bewusst ist, dass Profisport ebenso auf gesunder Ernährung, ausreichend Schlaf und Trainingsfleiß basieren, ist er in den elitären Kreis der Bundesliga-Protagonisten aufgestiegen.
In 23 Begegnungen lief Richter in der vergangenen Saison vom Anpfiff weg für den FC Augsburg auf, im letzten Drittel der Spielzeit stieg er zur Stammkraft auf. An dieser Phase will er sich in der kommenden Spielzeit orientieren, seinen Status will er bestätigen. Richter betont: „Ich möchte ans Ende der Saison anknüpfen und mehr Tore erzielen.“
Wie das Gros seiner Mitspieler muss Richter zunächst einen Platz in der Augsburger Anfangsformation erobern. Am Samstag bestreitet der Bundesligist in der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals gegen den SC Verl sein erstes Pflichtspiel (15.30 Uhr), eine Woche später wartet mit dem Bundesligaauftakt beim Meisterschaftsfavoriten Borussia Dortmund sogleich eine Bewährungsprobe der besonderen Art. Richter ist überzeugt, bis zum Auftritt in Verl kommen er und seine Mitspieler in Form. „Wir werden mit breiter Brust zum Viertligisten fahren. Und werden auch gewinnen.“
Drei Spieler streiten sich um die Position auf der linken Offensivseite
FCA-Sportgeschäftsführer Stefan Reuter hat mit acht Neuzugängen den Kader verbreitert und den Konkurrenzkampf befeuert. Zudem sind die Transferaktivitäten noch nicht abgeschlossen. Bis 2. September sind Wechsel möglich, neben einem Torhüter und einem Rechtsverteidiger soll noch ein offensiver Alleskönner verpflichtet werden.
Schon jetzt streiten sich auf Richters Position, dem linken offensiven Flügel, mit dem Schweizer Ruben Vargas, dem Finnen Fredrik Jensen und eben Richter drei Angreifer um einen Startelfplatz. Vargas fehlte zuletzt angeschlagen, soll ab Dienstag allerdings wieder ins Mannschaftstraining einsteigen.