In Otterndorf, im Heimatort von André Hahn in Niedersachsen direkt an der Elbmündung, standen die Telefone nicht mehr still, seit dem die Berufung des FCA-Spielers in die deutsche Fußball-Nationalmannschaft bekannt geworden ist. „Enorm, was hier los ist“, berichtete Vater Andreas Hahn, der die Arbeit in seinem Versicherungsbüro einige Zeit auf Eis legen musste, „seit eineinhalb Stunden bin ich nicht mehr zum Aufstehen gekommen. Alle rufen an und gratulieren. Auch die Vereine hier in der Nähe, bei denen er gespielt hat.“
Bei vielen war die Überraschung groß, dass André Hahn, der vor gut einem Jahr – am 20. Januar 2013 – sein erstes Bundesligaspiel überhaupt bestritten hat, in das Aufgebot von Bundestrainer Joachim Löw rückte. Nicht aber bei seinem Vater, der so eine Ahnung hatte. „Aufgrund der vielen Verletzungen in der Nationalmannschaft habe ich das durchaus für möglich gehalten“, sagte Andreas Hahn, „wir sind alle so stolz auf ihn.“
André Hahns Vater hat keine Angst, dass er abheben könnte
Schon als Kind habe André den großen Wunsch gehabt, in der Bundesliga zu spielen und diesen Weg auch konsequent verfolgt. Mit einem Einsatz beim Länderspiel in Stuttgart am Mittwoch gegen Chile (20.45 Uhr/ARD) könnte die Karriere nun gekrönt werden.
Angst, dass sein Sohn deswegen abheben könnte, hat Vater Hahn nicht. „André ist auf dem Land groß geworden. Er hat von klein auf mitbekommen, dass man sein Geld mit Arbeit verdient. Und er hat sich im Fußball alles erarbeitet. Er ist ja nicht der ganz große Techniker“, sagte der Vater. Ohne dabei zu vergessen, die Rahmenbedingungen beim FC Augsburg zu würdigen, die dazu beigetragen haben, dass sein Sohn sein Potenzial so ausschöpfen konnte. „Wir sind dem Verein und dem Trainer dankbar. Er gibt das jetzt zurück.“
André Hahn hat seinen Bruder gleich angerufen
Die ganze Familie freut sich über den Erfolg. So sagte sein Bruder Marcel Hahn, 20, der Niederelbe Zeitung: „André hat mich angerufen, um mir persönlich von der Berufung zu berichten. Aus meiner Sicht hat sich André die Nominierung aufgrund seiner konstanten Leistungen verdient. Seine harte Arbeit wurde damit belohnt.“ Glücklich ist auch Großmutter Ute Hahn – viele Jahre eine der erfolgreichsten Reiterinnen Norddeutschlands. Zu ihrem Enkel, der auf dem Familienhof Blink aufgewachsen ist, hat sie eine besondere Verbindung. „Ich habe immer noch Gänsehaut“, kommentierte sie dessen Nominierung. Ähnlich erging es Hahns erstem Trainer Werner Würger, der Hahn seit der G-Jugend kennt und just am gestrigen Freitag seinen 70. Geburtstag feierte. „In seinem Jahrgang war er sicherlich der Schnellste und Beste“, erinnerte sich der Coach. Talentiert, schnell, aber zunächst auch ziemlich eigenwillig. Würger habe sich dann bemüht, ihm klar zu machen, dass Fußball ein Mannschaftssport ist. „Den Teamgedanken hat er sich bis heute zu Herzen genommen“, sagte der 70-Jährige.
Für Bircks ist das eine große Ehre
Die Verantwortlichen beim FCA sind einfach nur stolz. Wie Peter Bircks (Geschäftsführer Finanzen): „Für uns ist das ein Fußball-Märchen. Vor eineinhalb Jahren hat André noch in der 3. Liga bei Kickers Offenbach gespielt. Seit Helmut Haller ist Hahn wieder der erste Spieler, der für den FCA spielt und für die deutsche Nationalmannschaft nominiert wird.“ Bircks sieht das als eine Ehre für den FCA: „Das ist super für uns. Auch, dass ein Spieler wie Paul Verhaegh zuletzt für die niederländische Nationalmannschaft nominiert wurde.“ Bircks erinnert sich, wie sich Manager Stefan Reuter im vergangenen Januar im Trainingslager in Belek telefonisch um Hahn bemüht hat. „Ich weiß, dass es später bei Eintracht Frankfurt ziemlich gekracht hat, weil dort keiner auf Hahn aufmerksam wurde, obwohl der praktisch vor der Haustür gespielt hat.“
Jürgen Haller, der Sohn von Augsburgs bereits verstorbener Fußball-Legende Helmut Haller, konnte es zunächst gar nicht glauben: „Was? Hahn wurde für die Nationalmannschaft nominiert? Unglaublich!“ Für Haller aber eine logische Sache: „Ich kann nur dazu gratulieren. Wenn einer so eine Saison spielt, dann hat er es auch verdient.“ Der Ex-Profi freut sich, dass nach seinem Vater wieder ein Spieler des FCA Zugang zum Nationalteam findet: „Er spielt die ganze Saison schon stark und kann das nun in der Nationalelf zeigen.“ Auch Bernd Reinhardt, der Trainer des Bezirksligisten Schwaben Augsburg freut sich: „Ich habe ja eine Jahreskarte beim FCA und ich muss sagen, Hahn hat sich sensationell entwickelt. Er ist einer der besten Offensivkräfte in der Bundesliga.“ Für Reinhardt hat auch der Verein etwas davon: „Der FCA wird dadurch für seine gute Arbeit belohnt.“