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FC Augsburg: Alles bereit für Europa

FC Augsburg

Alles bereit für Europa

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    Peter Bircks fliegt zur Auslosung der Europa League nach Monaco.
    Peter Bircks fliegt zur Auslosung der Europa League nach Monaco. Foto: Ulrich Wagner

    Wenn Peter Bircks, 63, am Freitag mit Manager Stefan Reuter und Prokurist Michael Ströll im Grimaldi Forum von Monaco die Auslosung zur Europa League (ab 13 Uhr) verfolgen wird, dann ist dies für den Geschäftsführer Finanzen des FC Augsburg die Krönung seiner langen Funktionärstätigkeit.

    Er hat alles mit dem FCA erlebt, vom Absturz in die Bayernliga bis zum Aufstieg ins internationale Geschäft: „Ich habe mir die letzten 30, 40 Jahre bei den Auslosungen immer die Nase am Fernseher platt gedrückt. Nun selbst dabei zu sein, war nicht einmal ein Traum, damit hätte ich nie gerechnet. Jetzt selbst im Konzert der Großen dabei zu sein, ist ein Highlight.“

    Die Gegner werden wohl bekannte Klubs sein

    In welchem Lostopf der FCA landen wird, steht erst spät am Donnerstagabend fest, wenn die Qualifikationsspiele abgeschlossen sind. Als international unbeschriebenes Blatt droht dem FCA Lostopf vier, im besten Fall Lostopf drei – die Gegner werden also namhaft sein. Bircks hat seine Dreier-Wunschgruppe schon zusammengestellt: „FC Liverpool, Sparta Prag und Rapid Wien. Prag und Wien sind schöne Städte, und sie wären für unsere Fans leicht mit dem Bus zu erreichen.“ Die Angst vor der Mehrfach-Belastung teilt Bircks nicht. Das Gerede über die möglichen negativen Folgen kann er nicht mehr hören. „Was wäre die Alternative? Sollen wir nicht antreten? Wir dürfen spielen, über alles andere brauchen wir nicht diskutieren.“

    Dass den FCA eine ähnliche Fan-Invasion begleiten wird wie Eintracht Frankfurt 2013, als 12.000 Anhänger Bordeaux friedlich stürmten, glaubt Bircks nicht: „Ich kann mir vieles vorstellen. Dass wie bei Frankfurt 12.000 Fans mitreisen, wäre schön, das ist aber unrealistisch. Dass sich ein paar tausend in Bewegung setzen, könnte ich mir vorstellen.“

    Die FCA-Fans fiebern dem ersten internationalen Auftritt in der Vereinsgeschichte auf jeden Fall entgegen. Für alle drei Heimspiele sind schon 11.500 der vorhandenen 25.000 Karten verkauft, obwohl die Gegner noch gar nicht feststehen. „Mit dieser Zahl sind wir sehr zufrieden. Ich hätte nicht gedacht, dass es fünfstellig wird. Die Fans haben beim Dreier-Bundle doch auch die Katze im Sack gekauft“, freut sich Bircks über den Vertrauensbonus.

    Da die Uefa nur Sitzplätze erlaubt, ist das Fassungsvermögen der WWK-Arena auf 25.000 Zuschauer beschränkt. Die Nordkurve muss aufgerüstet werden. Dafür kauft der FCA in diesen Tagen extra 4500 Sitze bei der Firma Stechert im fränkischen Wilhelmsdorf (bei Fürth). Die Sitze der Frauen-WM hat die Stadt schon längst zurückgegeben.

    Rund 650.000 Euro kostet den FCA die Anschaffung der roten Plastiktschalen. Teuer ist auch die Umrüstung pro Heimspiel von Steh- auf Sitzplätze. „Der Ein- und Ausbau ist das Problem. Es müssen jedes Mal die Wellenbrecher raus, von denen einer rund 200 Kilogramm wiegt. Das ist eine Knochenarbeit, die teuer ist. Einmal aus- und einbauen kostet uns rund 100.000 Euro“, rechnet Bircks vor. Dass die treuesten FCA-Fans auch sitzen werden, kann sich Bircks nicht vorstellen. „Ich glaube nicht, das hat sich bei anderen Champions- und Euro-League-Spielen gezeigt. Das Stehen ist einfach Tradition.“

    Der FCA muss viele neue Auflagen für die Europa-League erfüllen

    Der Wegfall der Stehplätze ist die sichtbarste Auflage der Uefa. Die Anweisungen füllen einen ganzen Ordner. Bircks: „Da ist jedes Detail geregelt. Zum Beispiel müssen wir extra Türen in verschiedenen Räumen einbauen oder Umbaumaßnahmen im Medienbereich vornehmen, um den Anforderungen zu entsprechen.“

    Die umfangreichen Vorbereitungen begannen gleich nach dem letzten Bundesliga-Spieltag. Bircks: „Am Sonntag nach dem Gladbach-Spiel, als die Feierlichkeiten beendet waren.“ Nicht nur die Spieler haben es in diesen historischen Tagen im Mai richtig krachen lassen.

    Die Umbauten sind aber nicht die einzigen Ausgaben. Bircks: „Wir brauchen für die Spiele zusätzliches Personal. Und die Reisekosten werden auch einiges verschlingen. Es ist natürlich ein Unterschied, ob du sechs Stunden nach Aserbaidschan fliegst oder mit dem Bus nach Tschechien oder in die Schweiz fahren kannst. Dazu kommen ja noch die Hotelkosten.“ Auch darum wären dem schwäbisch-sparsamen Finanzvorstand Lose wie Wien oder Prag ganz lieb.

    Auch die Spieler sind am sensationellen Erfolg der letzten Saison beteiligt worden. So zahlt der FCA an die Spieler eine Euro-League-Prämie im sechsstelligen Bereich aus. Die Spieler sollen 600.000 Euro gefordert haben, der Verein zuerst nur 100.000 Euro angeboten haben. Irgendwo im oberen Mittelfeld wird man sich wohl geeinigt haben.

    Allerdings bringt die Europa League auch nicht unbeträchtliche Einnahmen. Die Uefa zahlt ein Startgeld von 2,4 Millionen Euro. Dazu kommen Einnahmen aus den Eintrittsgeldern, mögliche Erfolgsprämien (ein Sieg in der Gruppenphase bringt 360.000 Euro) und Ausschüttungen aus dem Marktpool. Darin sind auch die TV-Gelder gebündelt. Knapp acht Millionen Euro entfallen auf die deutschen Teilnehmer.

    Bircks kann noch nicht sagen, ob sich das Abenteuer Europa finanziell für den FCA lohnen wird. Die Erfüllung eines Lebenstraumes ist für ihn aber ohnehin unbezahlbar.

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