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FC Augsburg: Abstiegskampf? Marwin Hitz ist die Ruhe selbst

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Abstiegskampf? Marwin Hitz ist die Ruhe selbst

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    So kennt man Marwin Hitz: ruhig, ehrgeizig und fokussiert.
    So kennt man Marwin Hitz: ruhig, ehrgeizig und fokussiert. Foto: Ulrich Wagner

    Der 9. Mai 2015 war einer dieser Tage, an dem für den FC Augsburg alles zusammen passte. Der FC Bayern war längst Meister, drei Tage später stand für die Münchner das Champions-League-Rückspiel gegen Barcelona auf dem Programm. Trainer Pep Guardiola ließ rotieren, für Manuel Neuer stand Pepe Reina im Tor. Gegen den Fünften FCA sollte es reichen.

    Reichte aber nicht. Reina verschuldete einen Elfmeter (13.), musste mit Rot vom Platz. Paul Verhaegh scheiterte nicht am eingewechselten Neuer, dafür am Außenpfosten. Raul Bobadilla sorgte aber mit seinem Siegtor zum 1:0 (71.) für die Sensation. Auch weil FCA-Torhüter Marwin Hitz unüberwindbar war. Seit 30 Spielen ist das keinem anderen Torhüter mehr in der Allianz-Arena gelungen.

    Hitz kassiert mehr Gegentore, seit Baum Trainer ist

    Hitz ist keiner, der sich viel aus solchen Statistiken macht, doch es ist ein dünner Strohhalm, an den man sich klammern könnte vor dem ungleichen Duell am Samstag (15.30 Uhr) in der Allianz-Arena. Doch die Vorzeichen sind diesmal anders. Die Formkurve der Bayern zeigt steil nach oben, da kann man gerne bei Arsenal oder Gladbach nachfragen, und der FCA ist nicht auf Europa-League-Kurs, sondern eher im leichten Sinkflug.

    Dennoch ist Hitz der Meinung, dass jedes Spiel erst mal gespielt werden muss. Sein Matchplan gegen die Bayern ist simpel: „Wir müssen effektiv im Sturm und in der Abwehr sein. Wir werden vorne wohl nicht viele Chancen bekommen und wir müssen in der Defensive in jeder Minute des Spiels voll da sein. Wenn man zwei, drei Minuten nicht wach ist, kann es zu spät sein.“

    Für Hitz ist es derzeit eine Saison wie eine Achterbahnfahrt. Unter dem defensiv orientierten Trainer Dirk Schuster spielte er sechsmal zu Null, unter dem risikofreudigeren Manuel Baum musste Hitz schon jetzt 15mal hinter sich greifen. In der gesamten Vorrunde waren es 19 Gegentore. Eine Bilanz, die den ehrgeizigen Torhüter ärgert.

    Und diesen Ärger behält er nicht für sich. So sparte er nach dem 0:3 auf Schalke nicht mit Kritik. Der Schweizer ist kein Lautredner, aber sein Wort hat Gewicht. An der neuen Taktik habe es aber nicht gelegen, ist er sich sicher. „Dass unsere Spielweise jetzt anders ist, sieht doch jeder. Aber in diesem Fall hatte es nicht mit der offensiveren Ausrichtung zu tun, sondern mit der Art und Weise, wie man Tore bekommt. Es gibt Tore, die kann man nicht verteidigen, weil einfach alles gut passt beim Gegner.“ Auf Schalke, glaubt er aber, „hätte man den einen oder anderen Zweikampf besser führen können“.

    FC Augsburg spielt gegen FC Bayern wohl mit einer Dreierkette

    Eine Woche später gegen den SC Freiburg lief es besser. Beim 1:1 hatte er kaum etwas zu tun. Hitz erklärt es damit, dass er und seine Kollegen aus Fehlern lernen: „Daran haben wir auch gearbeitet und man hat das Resultat gegen Freiburg gesehen. Wir haben gegen Freiburg nicht defensiver gespielt, aber jeder hat Verantwortung übernommen für seinen Gegenspieler und wir haben kaum etwas zugelassen.“

    Auch weil die taktische Variante mit drei Innenverteidigern im Gegensatz zur Viererkette gegen Schalke gut funktionierte. Baum gilt als Trainer, der auf die unterschiedlichen Gegner gerne mit unterschiedlichen Formationen reagiert. Für Hitz kein Nachteil: „Was der Trainer vorgibt, hat Hand und Fuß. Er zeigt uns auf dem Trainingsplatz und per Video, wie es umzusetzen ist und dann liegt es an uns. Wir können in jeder taktischen Formation gute Spiele machen. Gegen eine wirklich gute Freiburger Mannschaft hat man das gesehen.“

    So wird wohl auch gegen die torhungrigen Bayern (61 Treffer ist mit Abstand der Topwert der Liga) vor Hitz mit einer Dreierkette agiert. Dass womöglich Spieler geschont werden, weil am Mittwoch schon das im Abstiegskampf wohl wichtigere Spiel gegen den FC Ingolstadt auf dem Terminplan steht, davon hält Hitz nichts: „Ich habe davon nichts gehört, irgendwelche Spieler zu schonen. Hier ist der Trainer der richtige Ansprechpartner. Wir tun gut daran, immer auf das nächste Spiel zu schauen und klar ist: Wir werden kein Spiel abschenken.“

    FCA-Torhüter beruhigt sich mit Minzöl auf dem Trikot

    Im Ringen um den Klassenerhalt kann der FCA jeden Zusatzpunkt gebrauchen. Dass derzeit der Abstiegskampf in Augsburg plötzlich so thematisiert wird, versteht Hitz nicht: „Darin stecken wir schon seit Anfang der Saison. Wir waren doch nie raus aus dem Thema. Darum ist es auch jetzt für uns keine Überraschung, wenn man nur zwei Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz hat. Aber wir haben genug Erfahrung, um damit umzugehen.“

    Hitz zum Beispiel schaut durchaus auf die Tabelle. „Ich rechne schon vor jedem Spieltag, was passiert, wenn wir drei Punkte holen. Ich glaube, es könnte sein, dass diesmal 36 Punkte nicht reichen, um direkt drin zu bleiben. Aber das ist kaum vorauszusehen, da viele Teams, die mit hinten drin stehen, noch gegeneinander spielen.“ Dennoch bleibt Hitz auch in dieser engen Tabellenkonstellation gelassen. Wie vor jedem Spiel wird er sich am Samstag auf sein Trikot japanisches Minzöl tropfen, das seine Atemwege frei macht und beruhigend wirkt.

    Seit vier Jahren spielt er nun für den FCA, hat sich dort längst in die Spitzengruppe der Torhüter vorgearbeitet. In der Kicker-Torhüterrangliste liegt er mit einem Notenschnitt von 2,86 auf Platz sieben.

    Auch in der Schweizer Nationalmannschaft gehört er zum Stammpersonal. Doch im Dreikampf mit Yan Sommer (Gladbach) und Roman Bürki (Dortmund) muss er sich meist hinten anstellen. Zwei Länderspiele hat er erst absolviert, 24 mal war er ohne Einsatz im Kader. In der vergangenen Länderspielpause war es wieder so. Hitz und Bürki saßen auf der Bank, Sommer spielte beim 1:0 gegen Lettland. „Ich kenne die Situation ja jetzt schon. Ich wusste, dass ich nicht spielen werde. Aber ich freue mich wie jeder andere auch, wenn wir in die Nati einrücken. Aber wenn das Kapitel abgeschlossen ist, freue ich mich auch wieder auf dem FCA.“

    Er hat gelernt mit seiner Situation umzugehen, auch wenn es ihm schwer fällt. „Jeder Spieler, der es in die Bundesliga geschafft hat, hat einen gewissen Ehrgeiz, den kann man nach außen schon unterdrücken, aber innerlich hat man immer das Ziel zu spielen.“ Zumal nächstes Jahr die WM in Russland ansteht. Schweiz führt die Gruppe B an, wird wohl dabei sein.

    Ein Wechsel zu einem Verein, der regelmäßig international spielt, würde seine Chancen auf einen Platz zwischen den Pfosten in der Nationalmannschaft wohl erhöhen. Sein Vertrag läuft zwar bis 2018, doch mit 29 müsste Hitz jetzt wohl wechseln. Der FCA könnte noch eine Ablöse kassieren. Was dagegen spricht: Für Hitz und seine Frau ist Augsburg zur zweiten Heimat geworden. Hier hat er geheiratet, hier sind seine zwei Kinder geboren. Hitz selbst hält sich bedeckt: „Ich rede über dieses Thema nicht. Ich habe in Wolfsburg nie darüber gesprochen und auch hier vor zwei Jahren nicht als die Spekulationen hoch kochten.“ Gesprochen hat er 2015 nicht, er hat seinen Vertrag um drei Jahre verlängert.

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