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FC Augburg: Wie Rafal Gikiewicz auf das Spiel gegen den FC Bayern blickt

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Wie Rafal Gikiewicz auf das Spiel gegen den FC Bayern blickt

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    Torhüter Rafal Gikiewicz gehört zu den Führungsspielern im FCA-Team von Trainer Markus Weinzierl.
    Torhüter Rafal Gikiewicz gehört zu den Führungsspielern im FCA-Team von Trainer Markus Weinzierl. Foto: Ulrich Wagner

    Nur ein paar Sekunden waren an diesem 22. Mai 2021 in der Allianz-Arena noch zu spielen. Und wohl nicht nur die 250 Zuschauer im Stadion – es war das erste Mal nach dem Corona-Ausschluss, dass sich die Stadiontore wieder einen Spalt geöffnet hatten –, sondern wohl auch viele Fußball-Fans in ganz Deutschland drückten Rafal Gikiewicz die Daumen, dass er diesen letzten Freistoß von Leroy Sané sicher halten würde.

    Das Spiel war längst entschieden. Der FC Bayern führte gegen den FC Augsburg mit 4:2, es ging einzig und allein noch um den für die Ewigkeit gedachten Tore-Rekord von Gerd Müller aus der Saison 1971/72. 40 mal hatte Müller damals getroffen. 40 Tore hatte Robert Lewandowski auch erzielt. Das 41. wollte einfach nicht fallen. Egal, was der Pole probierte, er war an seinem Landsmann im Augsburger Tor gescheitert. Doch dann tritt Sané an, der Ball fliegt über die Mauer, Gikiewicz ist in der richtigen Ecke, kann den Ball aber nicht festhalten, lässt nach vorne abprallen. Lewandowski steht richtig, trifft aus der Drehung, im Nachsetzen. Gerd Müller, der am 15 August verstorben ist, hatte den Rekord für die Ewigkeit verloren.

    Knapp sechs Monate später stehen sich Rafal Gikiewicz und Robert Lewandowski am Freitag (20.30 Uhr/) in der WWK-Arena wieder gegenüber. Lewandowski hat da weiter gemacht, wo er im Mai aufgehört hat. 13 Tore in elf Spielen sagen alles.

    Im Juli verlängerte Rafal Gikiewicz vorzeitig bis 2023

    Rafal Gikiewicz, 34, hingegen konnte die Form aus der vergangenen Saison nicht halten. Im Sommer 2020 ablösefrei vom 1. FC Union Berlin schien er das Torhüter-Problem des FCA gelöst zu haben. Im Juli verlängerte der FCA seinen Vertrag vorzeitig bis 2023, natürlich zu verbesserten Bezügen. Doch seitdem ist aus dem Torhüter mit den tentakelgleichen Armen, der den Klassenerhalt fast im Alleingang festhielt, der in der Kicker-Notentabelle hinter Bayern-Keeper Manuel Neuer (2,80) und den Bielefelder Stefan Ortega (2,81) Platz drei (2,85) belegte, ein ganz normaler Bundesliga-Torhüter geworden.

    Ganze 20 Gegentore musste er bisher in elf Spielen hinnehmen. Die meisten, weil seine Vorderleute einfach schlecht verteidigen und die Vorgaben von Trainer Markus Weinzierl nur partiell erfüllen, besonders in der Anfangsphase. „Wenn du acht oder neun Tore in der ersten Viertelstunde bekommst, ist das nicht gut für das Selbstvertrauen. Auch für mich nicht, denn ich will immer zu Null spielen.“

    Der FCA-Torhüter leugnet seine Schwächen nicht

    Dass aber auch er ungewohnte Schwächen zeigt, leugnet er nicht. Wie beim 0:1 in Wolfsburg: „Ich habe schon zur Halbzeit gesagt, den muss ich halten. Damit habe ich kein Problem.“ Selbstkritisch sagt er: „Ich bin mit meinen Leistungen nicht ganz zufrieden. Ich mache meinen Job und versuche Bälle zu halten. Aber manchmal brauchst du auch Glück und das Glück fehlt momentan.“

    Dass die Gegentorflut auch an seinen Nerven zehrt, daraus macht er keinen Hehl: „Für meinen Kopf sind die Gegentore nicht einfach. Das ist keine optimale Zeit für mich persönlich. Wir sind normale Menschen, wir haben auch andere Probleme“, erlaubt Gikiewicz einen kleinen Moment einen Einblick in seine Gefühlswelt. Welcher Art diese Probleme sind, will er aber nicht sagen.

    Am Freitag kommt es zu einem erneuten Aufeinandertreffen von Bayerns Torjäger Robert Lewandowski und dem Augsburger Torhüter Rafal Gikiewicz. Einmal mehr sind die Gäste dabei in der Favoritenrolle.
    Am Freitag kommt es zu einem erneuten Aufeinandertreffen von Bayerns Torjäger Robert Lewandowski und dem Augsburger Torhüter Rafal Gikiewicz. Einmal mehr sind die Gäste dabei in der Favoritenrolle. Foto: Matthias Schrade, dpa

    Führungsspieler wie Rafal Gikiewicz sind beim FC Augsburg gefordert

    Schnell schließt sich der Panzer wieder, gewinnt der ehrgeizige Fußball-Profi wieder die Überhand. „Ich glaube, jeder von uns muss sich vor den Spiegel stellen und fragen, was er besser machen kann“, nimmt er sich, aber auch alle anderen Spieler in die Pflicht.

    Nach elf Spieltagen stehen die Schwaben mit neun Punkten da. Führungsspieler sind gefordert. Zu ihnen zählt sich auch Gikiewicz. Er will, auch wenn es bei ihm selbst nicht so gut läuft, weiter vorangehen. „Ich versuche, mit den jungen Spielern zu reden und ihnen Selbstvertrauen zu geben.“ Als Mitglied im FCA-Mannschaftsrat habe Gikiewicz kein Problem damit, unangenehme Themen offen anzusprechen und Kritik zu üben – auch an sich selbst.

    „Meine Meinung ist: Der Torwart muss sieben bis zehn Punkte pro Saison für seine Mannschaft festhalten“, sagt er. „Ich hoffe, ich schaffe das bis Ende Mai.“ Da hat er noch einiges zu tun. „Ich habe gegen Union und in Frankfurt was gehalten (Anm., d. Red. beide Spiele endeten 0:0). Vielleicht ist das alles. Das ist keine so gute Bilanz.“

    Noch sechs Spiele vor sich: Der FC Augsburg trifft auf den FC Bayern München

    Doch Gikiewicz ist mental stark, glaubt an sich und sein Team. Noch sind sechs Spiele in der Vorrunde zu absolvieren. „Wir haben jetzt neun Punkte. Wenn wir noch zehn Punkte holen, haben wir eine andere Stimmung hier und auch draußen. Dann können wir mit einem anderem Gefühl an Weihnachten nach Hause fahren.“ Jetzt sei eine wichtige Phase. Was ihm Mut macht ist auch die Heimbilanz. Aus den letzten drei Spielen in der WWK-Arena holte der FCA sieben Punkte.

    Doch gerade jetzt kommt der FC Bayern München. Mit Robert Lewandowski. „Für mich ist es ein normales Bundesliga-Spiel, ein normaler Gegner“, sagt Rafal Gikiewicz fast ein bisschen trotzig. „Ich werde vielleicht nach dem Spiel mit ihm reden, aber davor werde ich versuchen, jeden Ball von ihm zu halten.“ Für den FCA-Keeper sei es einfach ein „geiles Spiel“ an einem Freitagabend in einem vollem Stadion: „Wir haben nichts zu verlieren. Wir müssen einfach versuchen, zum vierten Mal in Folge zu Hause Punkte zu holen.“

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