Es lief die 78. Minute, als Stefan Reuter schon zum Jubelsprung von der FCA-Bank ansetzte. Der eingewechselte Alfred Finnbogason hatte in einem genialen Augenblick, und davon gab es in der Partie gegen Arminia Bielefeld von Augsburger Seite nur diesen einen, Ruben Vargas vor dem Tor von DSC-Torhüter Stefan Ortega mutterseelenallein freigespielt. Der junge Schweizer schloss überlegt ab, doch Ortega, einer der besten seines Faches in der Bundesliga, verhinderte mit einem eingesprungenen Spagat das entscheidende 1:0. Am Ende blieb es bei einem 0:0, das vor allem die Verantwortlichen des FC Augsburg frustriert zurückließ.
FCA-Manager Stefan Reuter findet nur einen positiven Aspekt
"Das war überragend herausgespielt, eine 100-prozentige Chance, die habe ich schon drin gesehen und war schon innerlich am Feiern", berichtete Sport-Geschäftsführer Stefan Reuter nach den nicht nur für neutrale Zuschauer meist quälenden 94 Minuten (inklusive Nachspielzeit) in der leeren WWK-Arena. Ansonsten fand er nur einen weiteren positiven Aspekt an diesem trost- und torlosen Duell mit dem Aufsteiger: "Das Beste an dieser Partie ist gewesen, dass der Abstand zu Bielefeld gleich bleibt."
Sechs Punkte beträgt der Vorsprung und es sind nur noch fünf Partien zu absolvieren, doch die große Chance, den Abstiegskampf mit einem Sieg wohl endgültig zu den Akten zu legen, hatte man verpasst. Und was noch hinzukam: Wie schon so oft in dieser Saison hatte der FCA spielerische Ansätze nur in homöopathischer Dosierung, also fast nicht nachweisbar, gezeigt.
"Das ist alles zu viel Krampf. Wir erwarten uns einfach ein besseres Spiel unserer Mannschaft", musste Reuter wieder einmal bilanzieren. Selbst gegen den Aufsteiger aus Bielefeld hatte Trainer Heiko Herrlich die eigene Taktik an der des Gegners ausgerichtet. Fast 35 Minuten wartete man wie ein verunsicherter Gast im eigenen Haus nur ab. Dabei trat der FCA jetzt nicht gegen eines der Top-Teams der Liga wie Bayern, Leipzig oder Wolfsburg an, sondern gegen den biederen Aufsteiger aus Ostwestfalen.
Die Idee, die Bielefelder mit forschem Gegenpressing zu Fehlern zu zwingen, verfolgte Herrlich nicht, wohl aus Respekt vor den hohen, weiten Bällen, die Arminias Spieler zu schlagen pflegen. Das tat die Mannschaft von Frank Kramer auch, aber nicht nur. Sie hatten das bessere Konzept an diesem Tag. Denn die Arminia störte den FCA in der ersten Hälfte schon am eigenen Strafraum, und das zeigte Wirkung. Geordnetes Passspiel fand kaum statt. Für Reuter nicht nachvollziehbar. "Wenn man sie im Training sieht, wie sie kombinieren, dann ist es ein Rätsel, warum wir es im Spiel nicht so umsetzen." Das müsste eigentlich der Trainer lösen können, doch gelingt ihm dies seit einem Jahr nur selten.
Und hätte Stürmer Andreas Voglsammer in der 27. Minute nicht die größte Arminen-Chance etwas grobmotorisch vergeben, hätte es noch schlimmer für den FCA kommen können. Erst danach übernahm man etwas mehr das Kommando, ohne überzeugen zu können. Bezeichnend, was Finanz-Geschäftsführer Michael Ströll in der Halbzeit bei Sky erklärte. Man habe sich in den vergangenen Wochen und Monaten spielerisch mehr erhofft. Doch der Prozess, den man eingeleitet habe, "dauert länger, als wir uns das gewünscht haben. Wir nehmen die Kritik an, wir sehen es ja auch."
Zumal sich eine wirklich deutliche Steigerung auch in der zweiten Halbzeit nicht einstellte. Es war nur ein Hauch von Besserung zu spüren mit der Riesenchance von Vargas als klitzekleines Sahnetupferchen.
FCA-Chef Klaus Hofmann spricht von "weiterer Episode unansehnlicher Leistungen" vor allem in der ersten Hälfte
FCA-Chef Klaus Hofmann war nach dem Schlusspfiff entsprechend enttäuscht: "Ein Sieg wäre nicht verdient gewesen", sagte er in das Sportschau-Mikrofon und sprach von einer "weiteren Episode unansehnlicher Leistungen in dieser Saison. Die zweite Halbzeit war deutlich besser, aber so wie in der ersten Halbzeit können wir nicht auftreten." Es klang wie eine Warnung Richtung Mannschaft und vor allem Trainer Heiko Herrlich.
Noch hat der Präsident Geduld mit seinem leitenden Angestellten. 33 Punkte aus 29 Spielen sind auch ein gutes Argument. Und mit besseren Auftritten am Dienstag (20.30 Uhr/Sky) in Frankfurt und am Freitag (20.30 Uhr/DAZN) zu Hause gegen Köln, hat Herrlich zwei weitere Chancen zu zeigen, dass seine Mannschaft auch mal attraktiven Fußball spielen kann. Die sollte Herrlich aber jetzt auch nützen.
FCA Gikiewicz – Framberger, Gouweleeuw (46. Oxford), Uduokhai, Iago – Strobl, R. Khedira (46. Gruezo) – D. Caligiuri, M. Richter (65. Finnbogason), Vargas – Hahn
Arminia Bielefeld Ortega – Brunner, Pieper, Nilsson, Lucoqui – Prietl, Kunze – Okugawa (88. de Medina), Voglsammer – Doan (77. Gebauer), Klos (69. Schipplock) Schiedsrichter M. Schmidt (Stuttgart)
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