Als Rafal Gikiewicz nach dem dramatischen 2:0-Sieg gegen Werder Bremen zur Analyse vor das Mikrofon des Sky-Reporters gebeten wurde, da brach es aus dem Torhüter des FC Augsburg heraus. Anstatt sich über den gelungenen Klassenerhalt zu freuen, ging der 33-jährige Pole, der vor dieser Saison von Union Berlin zum FCA gewechselt war, zu Beginn erst einmal in den Angriffsmodus über. "Lieben Gruß an Didi Hamann und Lothar Matthäus. Sie sagten, dass wir verlieren. Aber bitte nicht vergessen: Augsburg spielt das elfte Jahr in Folge Bundesliga."
Die Fußball-Experten, die im Studio die Worte hörten, waren erst einmal baff. Besonders Lothar Matthäus war sich keiner Schuld bewusst. "Ich spreche noch klares Deutsch. Hier hat keiner gesagt, dass Augsburg verliert." Er nicht, aber Didi Hamann. Der war sich vor dem Spiel sicher, dass der FCA gegen Werder nicht gewinnt.
Doch worauf Gikiewicz eigentlich wirklich sauer war, war die Prognose von Hamann, der nach der 2:3-Niederlage gegen Köln und dem Trainerwechsel dem FCA drei Niederlagen gegen den VfB Stuttgart, im direkten Duell mit Werder Bremen und zum Finale gegen den FC Bayern prophezeit hatte. Schon im Interview mit unserer Redaktion hatte Sport-Geschäftsführer Stefan Reuter diesen Tipp als Motivationshilfe hergenommen. Er sagte zu der Abstiegsprognose: "Das ist ein gutes Omen. In den ersten sechs Jahren nach dem Aufstieg waren wir immer Abstiegskandidat Nummer eins oder zwei. Das dürfen die Experten weiter so tippen."
Lothar Matthäus brach eine Lanze für FCA-Manager Stefan Reuter
Anscheinend hatte dann auch Trainer Markus Weinzierl den Hamann-Tipp verwendet, um seine Spieler heiß zu machen.
Der ehemalige Bayern- und Nationalspieler Didi Hamann, 46, nahm seine eigenen Hellseherfähigkeiten dann auch nach dem Spiel etwas die Schippe. "Natürlich gratuliere ich den Augsburgern ganz herzlich. Letztes Jahr habe ich Bier nach Mainz geschickt, weil ich gesagt habe, die steigen ab. Wenn die Augsburger es als Motivation genommen haben, dann sollten sie mir eins ausgeben. Trinkt eins mit für mich, Männer. Wenn ich mal in Augsburg bin, schaue ich vorbei und werde gerne mit euch anstoßen. Ihr habt es euch verdient."
Lothar Matthäus, 60, sprach an, dass Trainer Markus Weinzierl schon mit einem Sieg zum Retter von Augsburg wurde. Er brach auch eine Lanze für FCA-Manager Stefan Reuter, 54. Zusammen hatten sie 1990 den WM-Titel mit der deutschen Nationalmannschaft geholt. "Diesen Klassenerhalt haben sie sich verdient. Sie hatten immer wieder Schwächenphasen gerade vor dem Trainerwechsel von Heiko Herrlich hin zu Markus Weinzierl, da hatten sie eine schlechte Serie und auch schlecht gespielt." Der Trainerwechsel sei knapp, aber doch noch rechtzeitig gewesen. Matthäus weiter: "Deshalb Glückwunsch auch wieder an Stefan Reuter, der, seit er bei diesem Verein ist, mit seinen Ideen und Entscheidungen dazu beiträgt, dass der Verein auch im 11. Jahr in der Bundesliga spielt." Diese Lobeshymne an Stefan Reuter werden nach diesem Krisenjahr und diesem Herzschlagfinale nicht alle Beobachter uneingeschränkt teilen.
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