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Alfred Finnbogason: Warum eine Schambeinentzündung so schwer zu behandeln ist

Alfred Finnbogason

Warum eine Schambeinentzündung so schwer zu behandeln ist

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    Alfred Finnbogason muss seit Monaten pausieren.
    Alfred Finnbogason muss seit Monaten pausieren. Foto: Stefan Puchner, dpa

    Am Anfang war es nur ein leichtes Ziehen in der Leistengegend. Doch Alfred Finnbogason, Stürmer beim FC Augsburg, wollte in der Vorbereitung unter dem neuen Trainer Dirk Schuster nicht pausieren. Er trainierte nur eingeschränkt, spielte aber bis Anfang Oktober. Doch nach einem Länderspiel mit Island in Reykjavik gegen die Türkei ging gar nichts mehr. Seitdem muss der FCA auf den Torjäger verzichten. Die Diagnose: Schambeinentzündung.

    Der 27-Jährige (Vertrag bis 2020) reist um die halbe Welt, um gesund zu werden. In Absprache mit der medizinischen Abteilung ließ er sich in Island behandeln. Jetzt hofft er, dass ihn Spezialisten der Aspetar-Klinik in Doha in Katar helfen können. Das medizinische Zentrum mit fast 800 Mitarbeitern aus 68 Nationen gilt als eine der führenden sportmedizinischen Kliniken weltweit. Finnbogasons Berateragentur SEG und die Augsburger Hessinpark-Clinic, die den FCA betreut, haben den Kontakt hergestellt. Man hofft, dass Finnbogason dort geholfen wird. Groß über den Fall sprechen will niemand.

    Bis Ende Januar ist Finnbogason in Katar. Derzeit wohnt er im Hotel „Al Aziziyah“, Tür an Tür mit den Spielern des FC Bayern, der dort gerade sein Trainingslager abhält. Gegenüber einem Bild-Reporter sagte Finnbogason dort: „Ich hoffe, dass es nun endlich besser wird. Sollte ich danach endlich weniger Schmerzen haben, könnte ich mich irgendwann im Februar in Augsburg wieder nah ans Team heranarbeiten.“

    Schambeinentzündung ist schwer zu behandeln

    Sportmediziner Dr. Robert Glötzinger ist nicht überrascht, dass sich die Behandlung so lange hinzieht. „Bis eine Schambeinentzündung auskuriert ist, dauert es immer drei bis sechs Monate“, sagt der ehemalige Mannschaftsarzt des FC Augsburg und der Augsburger Panther. Diese Verletzung sei schwer zu behandeln, „weil der Entzündungsherd direkt im Knochen liegt und darum sehr schwer zu erreichen und zu therapieren ist“. Betroffen können die zwei Schambeine (sie bilden den vorderen Beckenteil) und die Schambeinfuge sein, die die beiden Knochen verbindet. Die Entzündung trifft oft Fußballer. Dort wirken durch die vielen Sprint- und Schusselemente und die schnellen Richtungswechsel hohe Kräfte auf die Schambeinfuge. Es besteht die Gefahr, dass sie und die Knochen sich entzünden. Jeder Schritt schmerzt dann. Die Diagnose ist schwierig. Die Beschwerden können denen bei Leisten- oder Adduktoren-Verletzungen ähneln.

    Was die Entzündung besonders langwierig macht: Sie muss von selbst ausheilen. Entzündungshemmende Medikamente, Ultraschallbehandlung, gezielte Kälte- und Elektrotherapie helfen zwar. Doch vor allem braucht der Sportler eines: Geduld. Glötzinger: „Es hilft nur eine absolute Belastungsreduktion. Man darf keinen Druck auf die entzündete Stelle bringen.“ Deswegen gestaltet sich die Reha als ein behutsames Herantasten an die Belastungsgrenze. „Der Sportler darf nur im schmerzfreien Bereich trainieren. Wird zu schnell die Belastung gesteigert, kann der Schmerz chronisch werden“, sagt Glötzinger. Für Alfred Finnbogason und den FCA wäre das eine Katastrophe.

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