Der Leitspruch auf dem Fan-Shirt, das der TSV Steinbach extra für die 1. Runde im DFB-Pokal drucken hat lassen, zeigt die Vorfreude des Viertligisten auf das Duell am Sonntag (15.30 Uhr) mit dem FC Augsburg. „Ein Dorf, ein Traum, wir sind dabei“, steht dort in großen weißen Buchstaben. 15,90 Euro kostet das T-Shirt, das Paket mit Schal, Tasse und Shirt gibt es für 27,90 Euro. Der Südwest-Regionalligist, dem mit einem 2:0-Erfolg im Hessenpokal-Finale gegen den KSV Hessen Kassel der Einzug in die Hauptrunde gelang, ist auch im Marketingbereich längst kein Dorfklub mehr.
Der TSV Steinbach ist kein normaler Viertligist
Der TSV Steinbach Haiger, wie der Club seit wenigen Wochen offiziell heißt, ist auch sportlich kein „normaler“ Viertligist. Im 800-Einwohner-Dorf Steinbach, das ein Stadtteil von Haiger ist, und zwischen Wetzlar und Siegen im mittelhessischen Lahn-Dill-Kreis liegt, kann Trainer Matthias Mink fast unter Profibedingungen arbeiten. Ein Großteil seiner Spieler bringt höherklassige Erfahrung mit.
In der Regionalliga-Südwest will der Klub im Konzert der Großen richtig mitmischen. Es sieht derzeit blendend aus. Punktgleich mit dem SSV Ulm rangiert die Mannschaft nur aufgrund des schlechteren Torverhältnisses nach vier Spieltagen auf Platz zwei. „Wenn es künftig nur noch einen Aufsteiger gibt, dann schielen wir natürlich auch auf Platz eins. Es wäre doch verrückt zu behaupten, wir wollten Vierter oder Fünfter werden. Wir wollen oben angreifen und mal schauen, was im Endeffekt geht“, fasst Sponsor Roland Kring Ziele und Visionen der Seinen zusammen. „Mit Platz sieben oder acht wären wir jedenfalls nicht mehr zufrieden.“
Kritiker bezeichnen Steinbach als "Mini-Hoffenheim"
Der 58-jährige Steinbacher, der noch in seinem Heimatdorf wohnt, führt dort mit seinem Bruder zusammen die Sibre GmbH, ein Unternehmen, das Bremsen für Industrieanlagen herstellt und einen Jahresumsatz von 50 Millionen Euro hat. Seit Ex-Spieler Kring, der jetzt seinen Heimatverein führt, den TSV Steinbach unterstützt, geht es steil nach oben. Von Kritikern wird der TSV schon mal als „Mini-Hoffenheim“ bezeichnet. In der kommenden Saison liegt der Etat bei rund 2,5 Millionen Euro, mittelfristig will man in die 3. Liga.
Auch Trainer Mink, mit einem Arbeitspapier bis 2020 ausgestattet, kann sich mit den Aussagen des starken Mannes beim TSV anfreunden. „Die wirtschaftlich und sportlich Verantwortlichen reden bei uns über die gleichen Themen. Ich sehe im Team eine positive Entwicklung, wir haben die Möglichkeit, ganz oben anzugreifen. Ob uns dann der ganz große Coup gelingen wird, das ist noch nicht absehbar und hängt von vielen anderen Faktoren ab.“
Dennoch ist der Optimismus rund um das Sportzentrum Haarwasen, der ist mit 4100 Zuschauern (darunter rund 500 Augsburger Fans) fast ausverkauft, mit den Händen zu greifen. „Alles ist für uns in der kommenden Saison möglich“, legt selbst der ansonsten für ein gewisses Understatement bekannte Mink seine Zurückhaltung ab, weiß er doch um die Qualität seiner an vielen Stellen aufpolierten Truppe.
Der bekannteste ist Nico Herzig. Der 34-Jährige spielte für Alemannia Aachen und Arminia Bielefeld, schon in der Bundesliga, absolvierte für Burghausen und Aachen 114 Zweitliga-Spiele. Der Chef der Abwehr ist zuversichtlich: „Ich hoffe, dass wir die Sensation schaffen und bin auch guten Mutes. Wir müssen hinten gut stehen und hoffen, dass wir vorne einen reinwürgen.“
Das Spiel gegen den FCA ist das "einfachste der Saison"
Er hofft, dass der FCA an seiner Favoritenrolle zu knabbern hat: „Für uns ist es das einfachste Match der Saison. Wenn wir hier 0:5 verlieren, sagt jeder: „Ja gut, das ist normal, das ist ein Bundesligist.“ Verlieren wir 1:2, sind wir stark aufgetreten und haben unglücklich verloren, und wenn wir gewinnen, ist hier die Hölle los. Den Druck hat Augsburg, weil sie sich nicht blamieren wollen. Für das unterklassige Team gibt es nichts zu verlieren.“
Mit zehn Einsätzen im DFB-Pokal ist Kapitän Nico Herzig der Rekordhalter im Kader des TSV Steinbach, aber bei weitem nicht der einzige. Torhüter Frederic Löhe und Rechtsverteidiger Timo Kunert haben mit früheren Vereinen sogar schon gegen den FCA gespielt. Doch sowohl Löhe (SV Sandhausen) als auch Kunert (RW Oberhausen) schieden mit ihren damaligen Klubs gegen den FCA in der ersten Runde aus. Löhe verlor mit Sandhausen 2010 mit 5:7 nach Elfmeterschießen, Kunert 2012 mit Oberhausen 1:2 nach Verlängerung. Sie waren nah dran, am Sonntag wollen sie dem FCA nun endgültig ein Bein stellen.