Augsburg Sieg für den FC Bayern München, Sympathiepunkte für den FC Augsburg. Durch eine erhebliche Leistungssteigerung in der zweiten Spielhälfte brachte der Bundesliga-Neuling den Titelaspiranten von der Isar gewaltig in Bedrängnis, verlor aber dieses letztlich dramatische Duell mit 1:2. Trotzdem, die rund 26 000 FCA-Anhänger unter den 30 660 Besuchern in der ausverkauften SGL-Arena verabschiedeten ihre Mannschaft mit tosendem Beifall in die Kabine.
Klar, dass der FC Bayern an diesem Abend, auf den die Augsburger so lange gewartet haben, die Rolle des haushohen Favoriten spielte. Doch Trainer Jupp Heynckes wiegelte ab. „Ich habe schon so vieles im Fußball erlebt“, sagte der 66-Jährige. „ Für die Augsburger ist dies das Spiel des Jahres. Die werden die Hosen nicht voll haben, sondern bis zum Umfallen kämpfen.“ Dies erwartete auch Jos Luhukay von seinem Team: „Wir müssen heute über unsere Leistungsgrenze gehen, wenn wir etwas holen wollen.“
Dass er auf Simon Jentzsch, Uwe Möhrle und den am Meniskus operierten Axel Bellinghausen verletzungsbedingt verzichten musste, das war für den Augsburger Trainer kein Thema mehr. Er stellte Mohamed Amsif in den Kasten, Paul Verhaegh feierte sein Comeback und auch Tobias Werner durfte wieder von Beginn an ran.
Ein Thema bei den Bayern war dagegen der Ausfall von Bastian Schweinsteiger, der sich im Champions-League-Spiel gegen Neapel das Schlüsselbein gebrochen hatte, was die Münchner gar als Katastrophe bezeichneten. Für das „Herz der Bayern“ rückte Anatoliy Tymoshchuk in die Anfangsformation.
Der Ukrainer brauchte mit seiner Mannschaft gut eine Viertelstunde, um die Überlegenheit des Spitzenreiters zu demonstrieren. Denn der FCA begann mutig, aggressiv und schien zunächst keine Angst vor den großen Namen zu haben. Und verbuchte sogar zwei Möglichkeiten. Sascha Mölders schoss aus 14 Metern vorbei (9. Minute) und dann musste Münchens Schlussmann Manuel Neuer Kopf und Kragen riskieren, um vor dem anstürmenden Mölders 20 Meter vor seinem Gehäuse per Kopf zu klären.
Das letzte Mal für lange Zeit, dass die Gastgeber auch nur annähernd gefährlich in die Spielhälfte der Gäste kamen. Nach genau einer Viertelstunde nutzten die Bayern ihre erste Möglichkeit zum 1:0. Eine Ribéry-Ecke verlängerte van Buyten, Amsif konnte zwar noch abwehren, doch Mario Gomez schob zum 0:1 ein.
Ein Treffer mit großer Wirkung, und der bis dahin kleine, aber feine Unterschied zwischen den beiden Teams wurde anschließend immer deutlicher. Während der FCA ängstlich agierte, kombinierten die Gäste immer flüssiger. Und erhöhten auf 2:0. Thomas Müller spielte Ribéry an, der kleine Franzose tanzte die schwäbische Defensivabteilung aus und schob ins lange Eck. Unhaltbar für Amsif.
Der Rekordmeister schien klar auf der Siegesstraße zu fahren und wollte die Partie nach der Pause offenbar im Schongang nach Hause bringen. Bis zur 59. Minute: Eckball für die Gastgeber durch Werner, Brinkmann leitete weiter und Hajime Hosogai hämmerte die Kugel hinter die Linie – 1:2.
Plötzlich wackelte der Rekordmeister, der FCA nahm sein Herz in die Hand und gestaltete die Partie offen. Jos Luhukay reagierte, setzte alles auf eine Karte. Für den platten Mölders brachte er Edmond Kapllani und mit Nando Rafael (für Lorenzo Davids) einen weiteren Stürmer.
Kapllani hätte aus Augsburger Sicht zum Helden des Abends werden können. Nach herrlichem Pass von Daniel Baier lief er alleine auf Neuer zu, doch der Nationalkeeper rettete mit einem tollen Reflex seiner Mannschaft den Sieg.
In der Nachspielzeit überschlugen sich dann die Ereignisse. Erst sprintete ein splitternackter Flitzer über den Arena-Rasen und dann war für Tymoshchuk die Partie vorzeitig zu Ende. Nach einem rüden Foul an Baier schickte Schiedsrichter Felix Zwayer den Ukrainer mit der Roten Karte in die Kabine. Unrühmliche Schlusspunkte eines packenden Fußballabends.