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FC Augsburg: Warum "Kleine" gegen Bundesliga-Größen bestehen

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Warum vermeintlich "Kleine" wie der FCA gegen Bundesliga-Größen bestehen

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    Freude pur bei Torschütze Rani Khedira.
    Freude pur bei Torschütze Rani Khedira. Foto: Ulrich Wagner

    Vor einem Jahrzehnt gelang dem FC Augsburg der Aufstieg in die erste Fußball-Bundesliga. Ein einjähriges Abenteuer, mutmaßten damals nicht nur Experten, sondern auch der eigene Anhang. Der FCA jedoch war gekommen, um zu bleiben. Saison für Saison behauptet sich der Verein aus Bayerisch-Schwaben seitdem, auch in der nächsten Spielzeit wird er sich mit den Schwergewichten der Republik messen dürfen.

    Andere Klubs hingegen, die sich aus einem gewissen Selbstverständnis heraus in die Bundesliga verorten und dort obendrein nach Höherem streben, hinken wiederholt ihren Erwartungen hinterher. In diesem Sommer wird sich Schalke 04 in die Zweitklassigkeit verabschieden, womöglich folgen noch der 1. FC Köln und Werder Bremen.

    HSV droht Dauergast in der zweiten Fußball-Bundesliga zu bleiben

    Bereits in der zweiten Liga verharrt der Hamburger SV, das Synonym für Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Weil der HSV erneut den Aufstieg verpassen wird, droht er zum Dauergast im Unterhaus zu werden. Der finanzielle Vorsprung aus Erstligazeiten ist aufgebraucht. Zwischenzeitlich abgestiegen war auch der VfB Stuttgart, 2007 noch deutscher Meister. Doch warum schaffen die Kleinen, was die Großen sich wünschen? Letztlich ist es eine Kombination aus der Stärke der einen und der Schwäche der anderen.

    Auf der bislang letzten Jahreshauptversammlung wiesen die Verantwortlichen des FCA darauf hin, der Bundesligist mit den geringsten Personalaufwendungen zu sein. 37 Millionen Euro wurden an Spieler, Trainer und Mitarbeiter bezahlt. Finanzgeschäftsführer Michael Ströll ordnete die Zahlen mit Blick auf die Konkurrenz ein: „Bayern hat das Zehnfache an Personalaufwendungen als wir, Frankfurt gab mit 14 Millionen Euro Personalkosten für die Geschäftsstelle fast die Hälfte unseres gesamten Etats aus.“

    Klubs wie FCA, Mainz 05 und Union Berlin sind alles andere als arm

    Klubs wie Augsburg, Mainz 05, Union Berlin oder der SC Freiburg sind alles andere als arm, sie bedienen sich ebenso fremder Investoren und sind Unternehmen, sie mussten aber wegen geringerer Mittel lernen, wesentlich effektiver zu wirtschaften. Verantwortliche sagen gerne: „Wir wissen, wo wir herkommen.“

    Transfers im zweistelligen Millionenbereich bleiben für sie unrealistisch, stattdessen stehen sie dafür, Spieler auszubilden oder günstig zu erwerben, weiterzuentwickeln und teuer zu verkaufen. Im Sommer 2017 sicherte sich Mainz 05 für fünf Millionen Euro die Dienste von Abdou Diallo (AS Monaco), eine Spielzeit später bezahlte Borussia Dortmund 28 Millionen Euro Ablöse für den französischen Abwehrspieler. Ein anderes Beispiel ist Abdul Rahman Baba. Der FCA holte ihn 2014 für 2,5 Millionen Euro vom Zweitligisten Greuther Fürth, ein Jahr später veräußerte er ihn für 26 Millionen an den FC Chelsea.

    Es klappt beim einstigen Bundesliga-Giganten HSV einfach nicht mit dem Wiederaufstieg: Trainer Horst Hrubesch vergab mit seinem Team in Osnabrück die letzte Aufstiegschance.
    Es klappt beim einstigen Bundesliga-Giganten HSV einfach nicht mit dem Wiederaufstieg: Trainer Horst Hrubesch vergab mit seinem Team in Osnabrück die letzte Aufstiegschance. Foto: Friso Gentsch, dpa

    Gladbach und der HSV mit anderen Erwartungen als der FC Augsburg

    Wer in Freiburg oder Mainz anheuert, weiß, worauf er sich einlässt. Vor dem Endspiel gegen Bremen erklärte Augsburgs Angreifer André Hahn: „Wir spielen beim FC Augsburg. Wir kennen diese Situation.“ Er meinte den Kampf gegen den Abstieg. Hahn weiß, wovon er spricht. In Mönchengladbach und Hamburg sah er sich ganz anderen Erwartungen gegenüber, mehr Geld musste zwangsläufig zu mehr Erfolg führen. Glaubten sie dort.

    Dass dem nicht so ist, erfährt Hertha BSC. 374 Millionen Euro pumpt Investor Lars Windhorst in den „Big City Club“, der vor allem groß darin ist, Geld ohne Gegenleistung auszugeben. Weder Jürgen Klinsmann noch Bruno Labbadia trieben das Projekt der Hauptstädter voran, stattdessen erreichten sie am vorletzten Spieltag durch ein torloses Remis gegen Bielefeld mühevoll den Ligaverbleib. Während Hertha sich selbst in der Champions League sieht, will der FCA zunächst sein Alltagsgeschäft erledigen: Liga halten. Ist das Minimum erreicht, werden Ziele angepasst.

    Vom Außenseiter wird leidenschaftlicher Einsatz erwartet

    Was oberflächlich wie ein Nachteil scheint, kann sich bei näherem Betrachten zum Vorteil auswachsen. Wer mit kleinen Budgets in kleinen Stadien eine kleine Fangemeinde befriedigen muss, der sieht sich auch kleineren Ansprüchen gegenüber. In der Trutzburg erwartet niemand Fußballkunst. Die in der Region verwurzelten Anhänger verzeihen limitierte Spielkultur, solange der Außenseiter leidenschaftlichen Einsatz zeigt und den Großen die Stirn bietet.

    Es geht doch noch schlimmer: Am Ende der Saison 2000/2001 war der FC Schalke nur Vizemeister, jetzt steigt er in die Zweite Liga ab.
    Es geht doch noch schlimmer: Am Ende der Saison 2000/2001 war der FC Schalke nur Vizemeister, jetzt steigt er in die Zweite Liga ab. Foto: Witters

    Boulevardmedien, TV-Stammtische und Fernsehsender konzentrieren sich auf die Klubs mit großem Namen und glorreicher Vergangenheit, die grauen Mäuse lassen sie hingegen links liegen, solange sich nichts Außergewöhnliches ereignet. Trotz katastrophaler Hinrunden mit einstelligen Punktzahlen hielten Augsburg (2013) und Mainz (2021) die Liga. In aller Ruhe, mit Hilfe eines engen Entscheiderkreises, entwickelten diese Klubs Konzepte für den Klassenerhalt. Während auf Schalke sportliches und personelles Chaos ausbrach.

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