Irgendwann mussten sich die Wege trennen. Gemeinsam hatten Keven und Nico Schlotterbeck den Rasen verlassen. Der eine nach ausgiebigem Jubel mit den Fans, der andere ausgepfiffen und heftig kritisiert. In diesen unterschiedlichen Gefühlswelten kamen sie zurück in die Katakomben. Sie sprachen noch kurz miteinander, ehe der eine links abbog, der andere rechts.
Wenig später trat Keven Schlotterbeck vor die Mikrofone. Er trug noch seine Arbeitskleidung, die ein bester Beweis für den anstrengenden Nachmittag war. Kaum ein sauberer Fleck fand sich mehr auf dem Trikot des Innenverteidigers des FC Augsburg. Es war ein intensives Bundesligaspiel, das seine Augsburger dank ihrer hohen Laufbereitschaft mit 2:1 gegen Borussia Dortmund gewannen. Während die Gastgeber es also schafften, ihre Situation zu beruhigen, rutscht der Champions-League-Teilnehmer immer tiefer in die Krise. Und mit ihm Schlotterbecks Bruder Nico.
„Nico war natürlich angefressen. Ich habe ihm aber gesagt, dass er gut gespielt hat“ sagte Keven Schlotterbeck, der natürlich weiß, dass es in Dortmund zur Zeit „mächtig rappelt“. Er selbst habe ein „solides Spiel gemacht. Ich bin aber glücklich, dass andere noch besser gespielt haben“, sagte Keven Schlotterbeck.
Keven Schlotterbeck spielt eine wichtige Rolle beim FCA
Seit dieser Saison spielt der 27-Jährige beim FCA, zuletzt hatte er wegen einer Verletzung die Partie in Freiburg verpasst. Prompt hatten die Augsburger mit 1:3 verloren. Am Samstag war Schlotterbeck zurück und stand sofort wieder in der Anfangself. „Bei Keven habe ich bis zum letzten Tag überlegt“, sagte Augsburgs Trainer Jess Thorup. Weil er abwägen musste, ob die Kräfte schon für eine solch intensive Aufgabe reichten. Der Däne aber betonte auch Schlotterbecks Bedeutung: „Seine Rolle ist sehr wichtig für uns, mit und gegen den Ball.“
Bei Dortmunds Führungstreffer (5.) war Donyell Malen ihm im Rücken enteilt und hatte prompt getroffen. Ein Beginn, der genau so auf der Wunschliste der Borussia gestanden hatte. Das 2:5 bei Real Madrid hatte für Verunsicherung und Diskussionen um die taktische Tauglichkeit von Trainer Nuri Sahin gesorgt. Da sollte das frühe Tor in Augsburg eigentlich beruhigen. Tat es aber nicht. Weil der FCA ein unangenehmer, da früh störender Gegner war. Und weil die Gäste mit ihren fast 80 Prozent Ballbesitz so wenig anzufangen wussten wie ein tapsiger Bär mit einem Tennisschläger. Letztlich also durfte es keinen verwundern, dass fleißige Augsburger die Partie noch durch die beiden Tore von Alexis Claude-Maurice (25./50.) drehten.
Sehr zur Freude der Augsburger Verantwortlichen. „Ich bin mit der Leistung sehr zufrieden“, sagte Thorup. Der Trainer fand all das auf dem Platz wieder, was er unter der Woche im Training angesprochen hatte. Offensive Denkweise, Übernehmen von Verantwortung und ein Teamgefühl. „Wir haben als Mannschaft brilliert und alles auf dem Platz gezeigt, was den FCA auszeichnet. Jetzt müssen wir die breite Brust mit in die Auswärtsspiele nehmen, um auch da Punkte zu holen“, sagte Schlotterbeck. Thorup habe seit langem kein solches Spiel gesehen, in dem der Gegner so wenige Chancen hatte. Und das bei all der Dortmunder Offensiv-Qualität. „Heute war wieder die Comeback-Qualität da. Jeder hat nach dem 0:1 noch eine Schippe draufgelegt“, sagte Sportdirektor Marinko Jurendic und erinnerte daran, dass ein frühes Gegentor nicht zwangsläufig zu weiteren Rückschlägen führen muss.
Trainer Sahin sitzt noch fest im BVB-Sattel
Während sich der FCA also euphorisch verabschiedete, begleiteten die Dortmunder viele Zweifel. Ist Sahin tatsächlich der richtige Trainer? Sebstian Kehl ließ keinen Zweifel. „Wir werden weiter gemeinsam marschieren“, sagte der Sportdirektor mit fester Stimme. Der Trainer selbst ist sich seiner Verantwortung bewusst. „Wir sind diejenigen, die liefern müssen“, forderte er. Im Idealfall schon am Dienstag im DFB-Pokal beim VfL Wolfsburg.
Die Augsburger müssen auch wieder am Dienstag ran. Um 18 Uhr geht es zu Hause gegen den FC Schalke 04. „Wir können die perfekte Woche bestreiten“, sagte Keven Schlotterbeck. Die Vorbereitung jedenfalls begann schon am Samstagabend. „Wir müssen jetzt schnell regenerieren“, so der Innenverteidiger. Das bedeutet Alkoholverbot bis zur nächsten Partie. Für Dienstag sei er auf jeden Fall wieder bereit, trotz der kurzen Zwangspause wegen einer Verletzung. „Natürlich, ich bin Adonis“, sagte er und lachte. Zumindest ein Schlotterbeck hatte an diesem Tag gute Laune.
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