Rund eine Stunde dauerte am Mittwochvormittag das Training nahe der Arena, als Jess Thorup die Mütze vom Kopf nahm und sie in seine Jackentasche steckte. Dem Trainer des FC Augsburg war trotz der niedrigen November-Temperaturen und des Nebels warm geworden. Womöglich hatten die teils hitzig geführten Zweikämpfe auf dem Rasen ihren Teil zum Entledigen der Kopfbedeckung beigetragen. Thorup jedenfalls zeigt sich später überrascht, wie engagiert sich seine Spieler nach zwei freien Tagen präsentierten. Ohne sich und ihre Mitspieler zu schonen, gingen sie zu Werke. „Wir brauchen jetzt keine ein, zwei Tage, um wieder reinzukommen. Alle sind gut drauf, jeder hat alles gegeben und Lust auf Fußball. Das freut mich“, sagt Thorup.
Während der Übungseinheit bekommt mancher Akteur einen Schlag ab. Phillip Tietz beschwert sich über einen Tritt mit offener Sohle, der Spuren auf seinem Schienbein hinterlässt; Frank Onyeka foult Tim Breithaupt, was für beide Spieler schmerzhafte Folgen hat; und auch Abwehrspieler Keven Schlotterbeck braucht nach einem Zusammenstoß einen Moment, ehe er auf die Zähne beißt und weitermacht. Thorup hat beim Auftakt in die Trainingswoche beinahe den kompletten Kader zur Verfügung. Lediglich Fredrik Jensen, der sich von einer Waden-Operation erholt, und Ruben Vargas üben nicht mit der Mannschaft. Vargas allerdings befindet sich schon wieder auf dem Platz, individuell bereitet sich der Schweizer nach seiner Sprunggelenkverletzung auf sein Comeback vor. Thorup rechnet damit, dass der Offensivspieler Ende der Woche, spätestens aber in der Länderspielpause wieder mit dem Team trainieren kann.
FC Augsburg empfängt am Sonntag die TSG Hoffenheim
Schon jetzt ist der Konkurrenzkampf ausgeprägt und spürbar. „Wir haben auf jeder Position mindestens zwei Spieler zur Auswahl. Das ist gut. Jeder muss sich auf dem Platz zeigen“, betont Thorup. Der Kader habe seit Sommer an Breite und Qualität gewonnen, er könne innerhalb einer Partie flexibler reagieren. Nach dem gewaltigen personellen Umbruch hätte die Mannschaft drei, vier Monate gebraucht. „Jetzt kennt sich jeder besser“, so Thorup. Der 54-Jährige hat mehr Möglichkeiten, zugleich hat sich eine Stammformation herauskristallisiert, die zuletzt die Gegentorflut eindämmte. Dass der FCA-Coach im Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim (Sonntag, 15.30 Uhr/DAZN) von seiner bevorzugten Elf abrückt, scheint unwahrscheinlich. Eher punktuell wird er Anpassungen vornehmen.
Gezwungenermaßen muss Thorup auf Elvis Rexhbecaj verzichten. In allen Pflichtspielen der laufenden Saison stand der 27-jährige Nationalspieler des Kosovo auf dem Platz. In der Partie beim VfL Wolfsburg (1:1) kassierte er seine fünfte Gelbe Karte, die eine Sperre nach sich zieht. Rexhbecaj war in der Vergangenheit als fleißiger Zweikämpfer im zentralen Mittelfeld in Erscheinung getreten, zuletzt agierte er in einem 3-4-2-1-System für seine Verhältnisse äußerst offensiv. Thorup möchte sich in den nächsten Tagen ein Bild machen, ehe er sich auf einen Lückenfüller festlegt. Hält der Trainer an seiner Grundstruktur fest, stünden Mert Kömür und Arne Maier als logische Alternativen parat. Andererseits könnte Thorup vor eigenem Publikum auf eine offensivere Variante mit zwei Stoßstürmern setzen; in diesem Fall könnte er Samuel Essende oder Steve Mounié an die Seite von Phillip Tietz stellen.
FCA-Trainer Jess Thorup: „Haben das Gefühl, wir sind auf dem richtigen Weg“
Thorup nutzte die freie Zeit am Montag und Dienstag zu einem Kurztrip in die Berge. Dort erwarteten seine Frau und ihn Sonne statt des hartnäckigen Nebels. Mit seiner Frau war Thorup beim Wandern. Im übertragenen Sinn soll es auch beim FCA weiterhin bergauf gehen. Die jüngsten Spiele gegen Dortmund (2:1), Schalke (3:0/DFB-Pokal) und Wolfsburg (1:1) geben den Spielern und Thorup Zuversicht. „Wir haben das Gefühl, wir sind auf dem richtigen Weg. Wir haben die Möglichkeit, einen großen Schritt zu machen.“ Hoffenheim (8 Punkte) steht auf dem Relegationsplatz gegen den Abstieg. Mit einem Erfolg würde der FCA (11 Punkte) den Abstand ausbauen und könnte zugleich in die obere Tabellenhälfte vorrücken.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden