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FC Augsburg: Haching-Chef Schwabl setzt beim Pokalspiel gegen den FCA auf "brutale Euphorie"

FC Augsburg

Haching-Chef Schwabl setzt beim Pokalspiel gegen den FCA auf "brutale Euphorie"

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    Unterhachings Präsident Manfred Schwabl ist der Meinung, dass sein Verein finanziell stabiler aufgestellt ist als viele andere Drittligisten.
    Unterhachings Präsident Manfred Schwabl ist der Meinung, dass sein Verein finanziell stabiler aufgestellt ist als viele andere Drittligisten. Foto: Uwe Lein, dpa

    Herr Schwabl, wie groß ist die Vorfreude auf den Drittligastart?

    Manfred Schwabl: Nach der hektischen Schlussphase in der Regionalliga mit der Meisterschaft, der Relegation und der Frage, ob wir uns das mit der 3. Liga überhaupt leisten wollen – groß. Jetzt haben wir eine größere Plattform, spielen in einer Liga mit Traditionsvereinen wie Sechzig, Dresden und Regensburg. Das macht natürlich Lust auf mehr. 

    Ganz happy sind Sie mit der 3. Liga aber nicht. Sie haben neulich den DFB kritisiert, dass nicht genügend Nachwuchsförderung an die Vereine der dritten Liga fließt und deswegen zu wenig Talente eingesetzt werden …

    Schwabl: Es geht mir nicht um den DFB, sondern um den gesamten Nachwuchsfördertopf für die 3. Liga. Ich kritisiere nicht den DFB, sondern das System Deutscher Fußball. Es ist im Fußball genügend Geld im Umlauf, aber es kommt fast nichts unten an. Der Fördertopf für die 3. Liga liegt bei unter drei Millionen Euro für 20 Vereine. Und dabei soll diese Liga auch eine Ausbildungsliga sein. Man hat sie deswegen dazu installiert, um jungen Talenten eine Chance zu geben. Aber vom Status einer Ausbildungsliga sind wir so weit entfernt wie der Mond von der Erde. Und in den ersten beiden Ligen gibt es die Mogelpackungen mit den sogenannten Local Players, die nur zum Kaderauffüllen da sind und nie spielen. Deswegen stehen wir bei den Nationalmannschaften einfach hinten dran. Und wenn wir so weitermachen, fahren wir voll gegen die Wand.

    Wie lauten denn die Ziele Unterhachings für die neue Saison?

    Schwabl: Klassenerhalt, nichts anderes.

    Sie haben aber auch schon mal gesagt, dass aus wirtschaftlicher Sicht die 2. Liga langfristig das Ziel sein soll. Wann soll es raufgehen?

    Schwabl: Ich habe schon so viele Drei- bis Fünf-Jahrespläne gemacht. Aber es kommen immer so viele Einflüsse von außen dazu. Wir haben hier lange überlegt, ob wir den Sprung aus der Regionalliga machen wollen, und haben gesagt: Es darf nie zulasten unseres Nachwuchsleistungszentrums gehen. Jetzt sind wir oben, haben uns aber deutlich verjüngt und werden uns künftig noch weiter verjüngen. Nächstes Jahr wird es einen noch deutlicheren Einschnitt geben, weil da viele Verträge auslaufen. Wir werden auch in Zukunft ganz verstärkt auf die eigene Jugend bauen. Wenn das für die 3. Liga reicht, ist es toll. Wenn nicht, dann nicht. Mag sein, dass so die 2. Liga in weiter Ferne ist, aber das ist jetzt definitiv unser Weg: die Entwicklung von Top-Talenten. Auch wenn das – das nehme ich auf unsere Kappe – zuletzt nicht mehr so geklappt hat.

    Wie bewerten sie das Teilnehmerfeld? Ihr Ex-Verein, die Löwen, sind so etwas wie eine Wundertüte. Ingolstadt ist wie immer ambitioniert …

    Schwabl: Wir haben in der Vorbereitung beide geschlagen, aber das zählt nicht. Ich kann es schwer einschätzen. Wir wissen: Wir haben zehn Neuzugänge aus dem eigenen Nachwuchs, nur einen externen Neuen. Wir kommen über die mannschaftliche Geschlossenheit.

    In Unterhaching gibt es die etwas kuriose Konstellation, dass ihr Sohn Markus Schwabl mittlerweile nicht nur Spieler, sondern auch Sportdirektor ist. Kapitän Josef Welzmüller ist Teil des Managements. Wie funktioniert das?

    Schwabl: Das ist bei uns eigentlich schon zu Beginn der Rückrunde so gewesen, das lief aber unter dem öffentlichen Radar. Nun haben wir es offiziell gemacht und die Jungs machen das gut. Es ist auch gut für die Birne, mal nicht nur auf dem Fußballplatz rumzuhängen. Und man kann gar nicht früh genug junge Leute aufbauen und nicht erst ein Jahr bevor man selbst aufhört.

    Stößt das System nicht an Grenzen, wenn sich ein Spieler eigentlich selbst verkaufen muss oder einen Konkurrenten für seine eigene Position holen soll?

    Schwabl: Hören Sie mal: Die sind beide 33. Wer kauft denn heute noch einen 33-Jährigen? Dazu haben sie beide ihre Familien hier. Da geht man nicht so leicht noch mal weg. Und Saudi-Arabien wird bei denen auch eher nicht anklopfen.

    Wohl wahr. Aber es braucht auch einen 20-Jährigen, der den 33-Jährigen ersetzen soll. Die beiden müssen dann auf diese Weise ihre eigenen Nachfolger verpflichten.

    Schwabl: Ja, klar. Wir schauen jetzt auch schon im Nachwuchsbereich, der U17 und der U19 nach einem geeigneten Nachfolger als Rechtsverteidiger für Markus. Das ist unsere gemeinsame Aufgabe – und dass wir die professionell angehen, daran habe ich keine Zweifel.

    Ihr Sohn Markus hat neulich über Sie gesagt, dass das Arbeiten mit Ihnen nicht einfach ist: „Er ist ein absoluter Perfektionist. Wenn eine Kleinigkeit nicht funktioniert, kracht es. Dann dreht er völlig durch.“ Sind Sie echt so schlimm?

    Schwabl: Ich bin Widder. Ich kann beim Kartenspielen nicht verlieren, beim Tischtennis und erst recht nicht beim Fußball. Ich will, dass die Sachen sauber gemacht werden. Natürlich übertreibe ich manchmal, aber wenn man vorne steht, muss man mal Dinge klar ansprechen, sonst ändert sich ja nichts. Und ich denke, dass die junge Generation schon ein paar Leitplanken gebrauchen kann. Die setze ich gerne. Das ist wie beim Zweikampf im Fußball: Es geht zur Sache und danach trinkt man ein Bier zusammen.

    Wie stabil sind die Finanzen bei Unterhaching? Im Frühjahr wurde öffentlich, dass Gehälter nicht pünktlich gezahlt worden sind.

    Schwabl: Ganz ehrlich: Das hat mich ein bisschen zum Schmunzeln gebracht, dass das eine große Sache sein soll, wenn ein Regionalligist mal drei Wochen hinten dran ist bei den Gehältern, weil ein Sponsor zu spät bezahlt hat, dem selbst ein Auftrag geplatzt ist. Wenn das eine große Nummer ist, hätten wir früher mit dem 1. FC Nürnberg jede Woche auf der Seite 1 aller Zeitungen stehen müssen. Unsere Finanzen sind nicht stabiler oder weniger stabil im Vergleich mit anderen Drittligisten, das ist unterhalb der DFL-Ligen halt schon ein großes Problem.

    Ihr Trainer Marc Unterberger hat noch keine Lizenz für die 3. Liga – was ist da los?

    Schwabl: Schon als Sandro Wagner Trainer bei uns wurde, war klar, dass irgendwann Marc in seine Fußstapfen treten wird. Er hat den A-Schein, hat sich schon zweimal für den Fußball-Lehrer angemeldet, ist aber nicht genommen worden. Beim dritten Mal dürfte das klappen. Es ist aber so, dass die Arbeit in der Jugendabteilung mittlerweile nicht mehr angerechnet wird. Und das kann ich als Verein nicht hinnehmen. Wir wollen keine Sonderregelung, sondern ich will nur, dass er zum nächsten Lehrgang zugelassen wird.

    Nach dem ersten Spieltag geht es für Unterhaching um den Pokal gegen den FC Augsburg. Der FCA ist nicht gerade bekannt für seine Pokalstärke. Rechnen Sie sich etwas aus?

    Schwabl: Wir sind genau wie in der 3. Liga der Underdog, das ist David gegen Goliath. Wir gehen sehr demütig an das Spiel. Der FCA geht in sein 13. Bundesligajahr in Folge, das kann nicht von ungefähr kommen. Es ist natürlich schon eine andere Qualität von Einzelspielern. Eins ist aber auch klar: Im Sportpark kann eine brutale Euphorie entstehen, das war zuletzt beim Spiel gegen Cottbus ganz deutlich zu sehen. Das wird Augsburg auch erwarten. Ich freue mich auf die bayerischen Auftaktwochen: Wir haben in der Liga zuerst Regensburg, dann Augsburg im Pokal. Und wir kennen uns ja gut, ich habe mit Stefan Reuter noch zusammengespielt.

    Es gab schon Vereine, bei denen sich die Freude über das Pokal-Los Augsburg in recht engen Grenzen hielt. Das ist bei Ihnen nicht so?

    Schwabl: Es ist ein Superlos, was die Attraktivität angeht. Was die sportliche Machbarkeit angeht, sieht das anders aus. Auch wenn es im Pokal für den FCA vielleicht nicht immer rund lief: Auch die können es sich nicht erlauben, das erste Pflichtspiel zu versemmeln. Wir werden erwartungsgemäß deutlich über 10.000 Zuschauer haben, es ist ein Derby am Sonntagnachmittag. Was gibt es Schöneres?

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