Als Samuel Essende am vergangenen Samstag gegen Werder Bremen sein erstes Bundesliga-Tor zum 2:1 erzielte (Endstand: 2:2), formte der neue Stürmer des FC Augsburg mit seinen Händen einen Buchstaben. „Das W steht für meinen Spitznamen Wolf, im Französischen Loup. Diesen Spitznamen habe ich seit meiner Kindheit“, erklärt Essende ein paar Tage später.
Samuel Essende braucht nur 35 Minuten für sein erstes Bundesliga-Tor
Nur 35 Minuten benötigte der 1,92 Meter große Stürmer, den der FCA für rund vier Millionen Euro vom portugiesischen Erstliga-Absteiger FC Vizela geholt hat, um in der Bundesliga zu treffen. Essende, ein Franzose mit kongolesischen Wurzeln, will daraus keine große Sache machen. „Es macht mir immer Spaß, meinem Team zu helfen. Und als Stürmer helfe ich am liebsten mit Toren und Vorlagen“, sagt er in gutem Englisch.
Der VAR kassiert das zweite Tor von Essende
Beinahe hätte Essende noch ein zweites Mal seinen Torjubel den FCA-Fans in der ausverkauften WWK-Arena zeigen können, doch Schiedsrichter Sascha Stegemann erkannte das Tor wegen eines Handspiels ab. Der Ball hatte leicht Essendes Oberarm berührt. Essende will nicht lange nachkarten. „Ich denke, es war keine Hand, aber der Schiedsrichter hat anders entschieden. Das ist Vergangenheit. Ich blicke nach vorn.“
Es war ein unglücklicher erster Spieltag in Augsburg für das Schiedsrichter-Gespann und den Video-Schiedsrichter im Kölner Keller. Essende macht sich darüber keine großen Gedanken. „Man kann immer diskutieren oder sich beschweren. Einmal wird man bevorteilt, dann wieder benachteiligt. Manchmal ist man frustriert, manchmal hat man Glück. Wir müssen es akzeptieren, denn wir können es nicht ändern und die Zeit nicht zurückdrehen.“
Essende wächst im Banlieu von Paris auf
Nach vorn schauen, pragmatisch denken, kämpfen – das hat Essende früh gelernt. Geboren in Montfermeil, zwanzig Kilometer von Paris entfernt, wuchs er mit vier Brüdern (einer ist verstorben) und einer Schwester im Banlieue der französischen Hauptstadt auf. Dort herrscht nicht der Pariser Charme, sondern die Tristesse von Trabantenstädten mit ihren Hochhausschluchten. Doch Samuel hatte den Fußball.
PSG-Scouts entdecken Samuel Essende
Er fiel auf, wenn er auf Torejagd ging. Wie ein Wolf eben. Auch die Scouts von Paris Saint-Germain (PSG) wurden auf ihn aufmerksam. PSG holte Samuel in sein Internat. „Es war hart und rau. Es war mein Glück, dass mich die Scouts von PSG mit zwölf Jahren entdeckten und ich ins Internat durfte. Ich war glücklich. Wäre ich in meiner Nachbarschaft geblieben, ich weiß nicht, ob mein Weg so verlaufen wäre.“
Samuel Essende geht seinen Weg
Sein Weg verlief aber nicht so märchenhaft wie erhofft. Essende schaffte es nicht in den Ligue1-Kader der Hauptstädter. Er tourte durch Frankreich und Portugal. Aber egal wo er spielte, er erzielte Tore. Der Wolf auf der Jagd. Jetzt der FCA in der Bundesliga. Endlich eine Anstellung in einer der Top-Fünf-Ligen in Europa. „Es stimmt, ich war nie länger als zwei, drei Jahre bei einem Verein. Ich weiß nicht, ob das gut oder schlecht ist. Es ist mein Weg. Ich will vorwärtskommen. Ich habe bei jeder Station mein Bestes gegeben und versucht, mich zu verbessern. Das werde ich auch beim FCA tun.“
Ein anderer Typ als Ermedin Demirovic
Das erste Ausrufezeichen setzte er am Samstag. Er überzeugte mit seiner Schnelligkeit und seiner Körperlichkeit und vor allem durch seinen Torinstinkt. Aber er ist ein anderer Typ als Ermedin Demirovic. Schon nach wenigen Wochen klappt das Zusammenspiel mit seinen Sturmkollegen gut. „Steve, Phillip und ich sind verschiedene Spieler, haben verschiedene Spielweisen, aber ich denke, wir harmonieren von Spiel zu Spiel, von Training zu Training, besser.“ Am Sonntag (15.30 Uhr, DAZN) will er das beim Auswärtsspiel beim 1. FC Heidenheim zeigen. Er sagt selbstbewusst: „Mein Ziel ist, zu gewinnen. Dafür werde ich alles geben.“
Mit Kongo gegen Guinea und Äthiopien
Am Montag geht es in die Demokratische Republik Kongo. In der Qualifikation zum Afrika-Cup spielt Kongo in der Hauptstadt Kinshasa gegen Guinea, dann wartet das Spiel in Äthiopien. Erst im Juni bestritt Essende seine ersten beiden Länderspiele für die Heimat seiner Eltern. Ohne Tor. Es wird Zeit, dass die Fans im Kongo sein Wolfzeichen kennenlernen.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden