Es war kurz vor Ende der Partie, als FCA-Trainer Jess Thorup für einen kurzen Moment aufgebracht war. Seine Mannschaft führte 3:0 gegen den viertklassigen Stadtrivalen TSV Schwaben und trotzdem hätte er gerne noch einmal einen schnell eingeleiteten Konter gesehen. Doch der Torhüter der Zweiten-Hälfte-Mannschaft, Daniel Klein, versäumte den richtigen Moment, um auf Arne Maier abzuwerfen. Thorup hob kurz die Hände, um dann aber wieder wie ein Zen-Meister seine innere Ruhe zu finden. In einer Bundesliga-Partie hätte der Däne sicher einen Rüffler losgelassen. Dieses Mal deutete seine Körpersprache: Ach, ist okay so.
2.500 Zuschauer werden vom FCA und dem TSV Schwaben gut unterhalten
Wenig später war dann Schluss mit dem ersten Test. Die FCA-Profis hatten nach einer schweißtreibenden ersten Trainingswoche, die für sie auch am Spieltag eine Laufeinheit bereithielt, drei Tore durch Nathanael Mbuku (24.), Phillip Tietz (54.) und Masay Okugawa (65./Foulelfmeter) erzielt. Sie hatten die 2.500 Zuschauer auf der ausverkauften Haupttribüne im Rosenaustadion gegen frech auftretende Schwaben gut unterhalten. Damit war Jess Thorup dann auch zufrieden: „Wir haben gewonnen, wir haben ordentlich gespielt, eigentlich keine Chance zugelassen und selbst einige Tormöglichkeiten liegen lassen. Für die erste Woche war es okay. Ich wollte jeden Spieler auf der Position sehen, die ich für ihn möglich halte.“
FCA-Trainer Jess Thorup will Demirovic-Job auf mehrere Schultern verteilen
Dann wurde Thorup auch schon wieder nach einem seiner Spieler gefragt, der die letzten Tage die Schlagzeilen bestimmt hatte, obwohl er am Samstag gar nicht mehr dabei war: Ermedin Demirovic. Am Freitag war Thorup nach dem Vormittagstraining noch davon ausgegangen, dass sein Top-Torjäger der vergangenen Saison spielt, drei Stunden später hatte FCA-Geschäftsführer Michael Ströll den Transferpoker mit dem VfB Stuttgart beendet. Für 21 Millionen Euro plus fünf Millionen Euro möglicher Boni darf der 26-jährige Bosnier, der 2022 ablösefrei vom SC Freiburg im Tausch mit Michael Gregoritsch zum FCA kam, zum VfB wechseln. Es ist ein neuer Vereinsrekord, denn Abdul Rahman Baba spülte 2015 dem FCA mit seinem Wechsel zum FC Chelsea nur 20 Millionen Euro in die Vereinskasse. Die ausgehandelten fünf Millionen Euro Boni kamen nie zum Tragen.
VfB-Aufsichtsrat stimmt am Samstagabend dem Demirovic-Transfer zu
Am Samstagabend stimmte der VfB-Aufsichtsrat dem Rekord-Transfer zu, Anfang der Woche absolviert Demirovic den obligatorischen Medizin-Check, dann wird der Wechsel offiziell verkündet. Aber schon am Samstag verzichtete Thorup auf Demirovic: „Wir haben gesagt, wir gehen kein Risiko mehr ein.“ Thorup nimmt den Königstransfer pragmatisch: „So ist Fußball und so ist der Weg des FCA: Spieler holen, sie entwickeln und sie auch wieder abgeben. Da nehmen wir Geld ein und holen wieder neue Spieler, um sie zu entwickeln. Damit muss ich leben und damit lebe ich auch.“
Thorup will Demirovic-Arbeit auf mehrere Schultern verteilen
Er weiß allerdings auch, dass es nicht leicht wird, Demirovic zu ersetzen: „15 Tore und 10 Assists kaufst du nicht. Da gibt es keinen, wo wir sagen, den nehmen wir und dann passt es. Das müssen wir als Mannschaft auffangen. Da müssen verschiedene Spieler mal ein Tor machen, ein Zehner, ein Achter oder auch mal ein Innenverteidiger mit einem Standard.“
Phillip Tietz und Neuzugang Samuel Essende harmonieren gut
Indizien, wie es gehen könnte, zeigte die Aufstellung der FCA-Elf in der zweiten Hälfte. Thorup wechselte in der Pause komplett durch. In Halbzeit eins hatten die beiden Franzosen Irvin Cardona (Vorarbeit) und Nathanael Mbuku (Torschütze) den FCA in Führung gebracht. Allerdings scheinen die beiden durchaus wechselwillig zu sein. Nach dem Wechsel stürmte dann Phillip Tietz mit Neuzugang Samuel Essende. Stürmer Nummer drei, Neuzugang Steve Mounié, musste wegen Adduktorenproblemen noch pausieren. Tietz und Essende arbeiteten schon gut zusammen. Der Kongolese mit französischen Wurzeln bereitete das 2:0 vor, Tietz vollendete mit der Hacke. Nach der Partie war Tietz optimistisch: „Wir sind unterschiedliche Spielertypen. Er geht viel in die Tiefe, ich bin derjenige, der die Bälle festmacht und verteilt. Das kann echt richtig geil werden.“
Phillip Tietz hat Verständnis für Ermedin Demirovic
Für den Wechsel seines Sturm-Partners Demirovic zeigt er Verständnis: „Er wird als Kapitän, Spieler und als Mensch in der Kabine fehlen. Aber wenn du eine solche Saison wie Demi spielst, dann soll man einen ziehen lassen. Das hat der FCA getan und da sieht man, dass der FCA einem da keine Steine in den Weg legt. Ich freue mich für ihn extrem dolle.“
Schwaben-Trainer Matthias Ostrzolek ist mit seiner Mannschaft zufrieden
Während sich der FCA am Mittwoch auf den Weg ins Trainingslager nach Südafrika macht, zeigte der TSV Schwaben, dass er für den Punktspielauftakt am kommenden Freitag (19 Uhr) mit dem Heimspiel gegen Viktoria Aschaffenburg bereit ist.
Schwaben-Trainer Matthias Ostrzolek, dessen Team den FCA durchaus forderte, zog ein positives Fazit: „Wir sind keine Mannschaft, die sich hinten reinstellt, wir werden das auch in der Meisterschaft nicht tun. Wir sind mutig. Darum wollten wir auch gegen eine deutlich bessere Mannschaft ausprobieren, ob unser Pressing da passt. Das sah schon sehr ordentlich aus. Wir wussten schon, dass der FCA erst ein paar Tage im Training ist und ich weiß aus eigener Erfahrung, wie unangenehm das ist, gegen eine Mannschaft zu spielen, die voll im Saft ist.“ Ob sie das wirklich ist, kann sie gleich beweisen. Denn am Dienstag (18.30 Uhr) müssen die Schwaben noch das abgebrochene Pokalspiel beim TSV Kottern nachholen. Sintflutartiger Regen hatte am Freitag den Kemptner Stadtteil regelrecht überflutet.
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