Startseite
Icon Pfeil nach unten
Sport
Icon Pfeil nach unten

FC Augsburg: Der Schachzug von FCA-Trainer Jess Thorup misslingt

FC Augsburg

Der Schachzug von FCA-Trainer Jess Thorup misslingt

    • |
    Chef-Trainer Jess Thorup (links) und Sport-Direktor Marinko Jurendic waren nach der 1:3-Niederlage des FC Augsburg bei der TSG 1899 Hoffenheim bedient.
    Chef-Trainer Jess Thorup (links) und Sport-Direktor Marinko Jurendic waren nach der 1:3-Niederlage des FC Augsburg bei der TSG 1899 Hoffenheim bedient. Foto: Christian Kolbert

    Es waren ungefähr 25 Minuten in der Sinsheimer Arena, der Heimat der TSG 1899 Hoffenheim, gespielt, als sich FCA-Trainer Jess Thorup und sein Co-Trainer Jacob Friis in der Coaching-Zone der Gäste besprachen, was zu tun sei. Und es gab einiges zu tun. 0:2 lag der FCA im Duell der beiden Europacup-Aspiranten zurück. Der taktische Schachzug des Trainers, den Ausfall der etatmäßigen Außenverteidiger Iago (Fußprellung), Kevin Mbabu (Adduktoren und Knie) und Robert Gumny (Kreuzbandriss) mit einer Dreierkette, bestehend aus den Innenverteidigern Jeffrey Gouweleeuw, Maximilian Bauer und Felix Uduokhai, zu kompensieren, war total missglückt. 

    Natürlich waren dem 0:1 durch Wout Weghorst (17.) und dem 0:2 durch Andrej Kramaric (20.) auch individuelle Fehler vorausgegangen, doch die tiefere Ursache lag darin, dass die Not-Elf des FCA mit dem verordneten 3-5-2-System einfach nicht zurechtkam. Denn neben dem Außenverteidiger-Trio hatte Thorup auch noch die Ausfälle von Elvis Rexhbecaj (Mittelfußbruch), Fredrik Jensen (Wade) und Kristijan Jakic, bei ihm waren nach wenigen Minuten Achillessehnenbeschwerden wieder aufgebrochen, zu kompensieren. Das alles war dann in der Anfangsphase gegen ein Hoffenheim, das effizient die Schwachstellen nutzte, zu viel. 

    FCA-Trainer Jess Thorup korrigiert seinen Ansatz

    Thorup stellte wieder auf die gewohnte Viererkette mit Raute im Mittelfeld um. Und plötzlich griffen die Automatismen wieder, war das Pressing wieder griffig, ergaben sich Torchancen. Und hätte man die besser genutzt, wäre durchaus mehr drin gewesen als eine am Ende unglückliche 1:3 (0:2)-Niederlage. Dass er seiner neu formierten Mannschaft mit der Systemumstellung vielleicht zu viel zugemutet hatte, sah Thorup nicht so: „Für mich lagen die beiden ersten Gegentore nicht am System, sondern mehr an individuellen Fehlern“, sagte er später bei der Pressekonferenz. Es spricht aber dann auch für den 54-Jährigen, dass er seine Entscheidungen auch hinterfragt hat und noch in der ersten Hälfte korrigierte. „Ich habe versucht, der Mannschaft mit der Umstellung (auf Dreierkette) zu helfen, es ein bisschen mehr kompakt zu machen. Aber nach 20 Minuten habe ich gesagt: Okay wir gehen zurück auf das alte System und das hat viel besser funktioniert.“

    Auch wenn da Jeffrey Gouweleeuw sogar als Rechtsverteidiger aushelfen musste. Schon vor der Halbzeit vergab Ruben Vargas das mögliche 1:2 (42.) Vielleicht wäre es sogar besser gewesen, auf den freien Ermedin Demirovic zu passen. Das tat dann in der 61. Minute Phillip Tietz und Demirovic erzielte schlitzohrig seinen 15. Saisontreffer.

    Das FCA-Tor-Duo funktionierte auch in Hoffenheim. Phillip Tietz (links) bediente Ermedin Demirovic. Doch zum mehr als zum zwischenzeitlichen 1:2 reichte es nicht.
    Das FCA-Tor-Duo funktionierte auch in Hoffenheim. Phillip Tietz (links) bediente Ermedin Demirovic. Doch zum mehr als zum zwischenzeitlichen 1:2 reichte es nicht. Foto: Uwe Anspach, dpa

    Und plötzlich war der FCA nahe dran, seine Serie von fünf Spielen ohne Niederlage zu verteidigen, macht er deutlich, warum er vor dem Spieltag drei Punkte vor den Gastgebern lag. Doch die TSG verteidigte mit Glück und Geschick (Weghorst zum Beispiel in der 80. Minute mit einem Kopfball von Dion Beljo auf der Linie) die Führung und machte dann in der Schlussminute mit einem schnellen Konter und dem 3:1 (90.) von Ihlas Bebou alles klar.

    Unterschiedlicher hätte die Gemütslage danach in der Mixed-Zone nicht sein können, obwohl die TSG, der FCA und der SC Freiburg nun punktgleich mit 36 Punkten um den siebten Platz kämpfen, der vielleicht ausreicht, um in der kommenden Saison international zu spielen. Der Tabellensechste Frankfurt scheint mit 42 Zählern schon zu weit entrückt. Während FCA-Schreck Wout Weghorst, der Niederländer hat mit Wolfsburg und Hoffenheim in der Bundesliga noch nie gegen Augsburg verloren und jetzt seinen sechsten Treffer gegen seinen Lieblingsgegner erzielt, und auch TSG-Sportchef Alexander Rosen, ein gebürtiger Augsburger, die Jagd auf Europa für eröffnet erklärten, sahen sich die FCA-Verantwortlichen in ihrer öffentlichen Zurückhaltung in Sachen internationaler Plätze bestätigt. „Heute hat man gesehen, dass man sich für Ziele, die über das nächste Spiel hinausgehen, nichts kaufen kann“, sagte Sportdirektor Marinko Jurendic. Dennoch war er mit dem Spiel seiner Mannschaft nicht unzufrieden. „Kaum eine Mannschaft kann so viele Ausfälle einfach so wegstecken. Am Ende hat uns ein bisschen die Effizienz gefehlt, die uns in den Spielen zuvor ausgezeichnet hatte.“

    Der FC Augsburg trifft schon am Freitag auf Union Berlin

    Lange aufhalten will sich Jurendic mit einer Fehleranalyse, die sonst zu den Routinen gehört, diesmal nicht. Denn schon am Freitag (20.30 Uhr/DAZN) kommt Union Berlin nach Augsburg. „Die ersten 20, 25 Minuten müssen wir schnell abhaken und gar nicht mehr groß aufarbeiten. Da hat vieles nicht gestimmt. Wir müssen auf dem aufbauen, was danach war. Da sind wir wieder in unserer Stärke und Kraft gewesen.“

    Ob sich der Personalnotstand bis zum Freitag auflöst, wird sich erst im Laufe der Woche zeigen. Nach dem Regenerationstraining am Montag und dem freien Tag am Dienstag startet der FCA am Mittwoch mit der intensiven Vorbereitung auf Union. Thorup gibt sich trotz der Niederlage zuversichtlich: „Wir haben in den 60, 70 Minuten nach dem 0:2 so viele Chancen erarbeitet. Heute haben nur die Tore und die Punkte gefehlt. Sonst war alles okay.“ Bis auf sein Experiment mit der Dreierkette.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden